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Glücks-Kleeblatt für den Waggonbau Görlitz

Ein Bombardier-Mitarbeiter erhält für einen Verbesserungsvorschlag 1 000 Euro. Aber statt es selbst auszugeben, schenkt er das Geld dem Fröbel-Kindergarten.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Daniela Pfeiffer

Kinder und Eisenbahn: da gibt es normalerweise kein Halten. Genauso war es am Donnerstag, als sich die beiden Herren, die den Fröbelkindergarten auf der Großen Wallstraße besuchten, als Bombardier-Mitarbeiter vorstellten. Also Männer, die Züge bauen. Keine Minute und das Eis zwischen den fremden Herren und den 44 Kindern war gebrochen. Mindestens die Hälfte der Kleinen plapperte sofort los: Ich bin schon mal Zug gefahren. Ich bin sogar schon mal vorne mitgefahren. Ich war mal auf einer Stinke-Dampflok. Ich will Lokführer werden. Ich hab zu Hause einen Zug, der mit Batterie ist. Und ich hab eine Eisenbahnkelle. Kita-Leiterin Ulrike Kretzschmar hat ihre liebe Mühe, den Redefluss vor allem der kleinen Jungs zu stoppen und Thomas Fellmann das Wort zu geben. Aber wie soll man sich Vier-, Fünfjährigen als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender vorstellen?

In etwa so: „Ich bin die Person, die den Arbeitern hilft, aber auch, dass die Fabrik läuft.“ Übersetzung der Kita-Leiterin: „Herr Fellmann kümmert sich darum, dass alle gern in den Betrieb kommen.“ Ein kleines „Na, das ist ein bisschen schwierig im Moment“ konnte sich Thomas Fellmann da nicht unterdrücken. Er war zusammen mit Andreas Ehrlichmann, dem Sprecher des Görlitzer Standortes, in die Kita gekommen, um etwas zu überbringen. Ein Bombardier-Ingenieur hatte für einen Verbesserungsvorschlag jüngst 1 000 Euro Prämie erhalten. Dass gute Ideen belohnt werden, sei üblich. Bei 1 000 Euro müsse es allerdings schon eine besondere Idee gewesen sein, so Fellmann. Was konkret, aber vor allem wer konkret dahinter steckt, soll geheimbleiben. Jedenfalls war es dem Ingenieur ein Bedürfnis, das Geld dem Kindergarten zur Verfügung zu stellen. Ein Dank solle es zugleich sein – stellvertretend an die gesamte Bevölkerung – für die Unterstützung im Kampf um den Erhalt des Görlitzer Standortes. „Das ist eine Eins mit ganz vielen Nullen dran“, erklärte Ulrike Kretzschmar den Kindern bei der Scheckübergabe. Wofür es verwendet werden soll? Da haben die Kinder schon Ideen: Bücher, Eisenbahn, Bälle. „Es wird wohl hauptsächlich in die Spielgeräte auf dem Spielplatz fließen“, präzisierte die Kita-Leiterin. Zum Dank gab es nicht nur ein flottes Liedchen, sondern Helea und Charlie durften ein aus Herbstmaterial gebasteltes Kleeblatt überreichen. Vierblättrig, versteht sich – in Anspielung auf die derzeit schwierige Situation des Görlitzer Werkes. „Hängen Sie es auf, grüßen Sie von uns, und wir wünschen, dass alles weitergeht“, sagte Frau Kretschmer.