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Glückliches Händchen?

Die Firma Sachsenhits hat einen neuen Slogan für Niesky vorgestellt. Der soll eine Diskussion anstoßen.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Niesky. Mit Beifall von allen Seiten für seinen Stadtslogan rechnet Ralf Hermann nicht. Denn die Geschmäcker und Interessen gehen naturgemäß auseinander. Ganz gleich ob eine Stadt nun eine Million Einwohner hat oder wie Niesky nicht einmal mehr 10 000 Menschen zählt. „Eine Stadt ist immer ein komplexes Produkt“, sagt der Werbefilmer. Seiner Meinung nach brauche Niesky aber dringend ein professionelles Stadtmarketing. Um darüber endlich eine Diskussion in Gang zu bringen, hat er am Mittwoch vor den Nieskyer Stadträten gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Frank Flecks eine neue Losung für die Große Kreisstadt vorgestellt. „Niesky – Stadt für glückliche Hände“, ist ihre Botschaft, die nach innen und außen wirken soll.

Die Hände der Nieskyer Stadträte haben diesen Slogan nicht spontan beklatscht. „Was ein Blödsinn“, verrät beispielsweise Stadträtin Gabriele Beinlich ihren ersten Gedanken zu dem Spruch. Zugleich lobt sie die beiden Filmemacher für ihre Präsentation. Denn Ralf Hermann hat für alle sehr gut nachvollziehbar dargelegt, warum er und sein Partner sich für diesen Spruch entschieden haben. Aus ihrer Sicht sind es die Nieskyer selbst, denen die Stadt ihre Erfolge verdankt. Ihrer Hände Arbeit haben Niesky das werden lassen, was es heute ist – eine lebenswerte Kleinstadt.

Für die „glücklichen Hände“ haben sich Ralf Hermann und Frank Flecks auch entschieden, da es Niesky ihrer Meinung nach an der einen, alle überragenden historischen Persönlichkeit fehlt. „Wir haben nach Goethe gesucht, aber der war doch nicht da“, sagt Ralf Hermann scherzhaft. Ein Konrad Wachsmann sei zwar bekannt, spiele aber nicht in einer Liga, die es rechtfertigt, Niesky Konrad-Wachsmann-Stadt zu nennen. Auch das touristische Potential der Holzhäuser erachten die beiden Filmemacher als zu gering, um daran das gesamte Leitbild für die Stadt festzumachen. Und mit dem großen NY, also New York, sollte sich Niesky auch besser nicht vergleichen. „Das kann schnell anmaßend wirken“, sagt Ralf Hermann.

Doch für viele Stadträte ist das Motto „Niesky – Stadt für glückliche Hände“ im ersten Moment nur schwer greifbar. „Das ist der Bürgerschaft nur schwer zu vermitteln“, sagt etwa Heiko Hentschel. Die würden mit Niesky andere Dinge als glückliche Hände verbinden. Stadtrat Lothar Halke vermisst die Rolle der für die Stadt so wichtigen Brüdergemeine in dem vorgestellten Leitbild. Seiner Meinung nach seien zudem sehr wohl eine Vielzahl großer Persönlichkeiten aus Niesky hervorgegangen. Durch die internationalen Kontakte der Brüdergemeine sei die Stadt seit jeher auch sehr weltoffen gewesen. „Dass die Nieskyer Bevölkerung heute teilweise in Pessimismus verfällt, das kann man nicht verstehen“, sagt der Stadtrat.

Doch gerade da wollen Frank Flecks und Ralf Hermann ansetzen. Niesky soll nicht nur außen als eine Stadt von Machern wahrgenommen werden, sondern sich intern die Hände reichen. Das Bild der glücklichen Hände lasse sich auf viele Lebenswirklichkeiten übertragen. Niesky könne auch die Stadt der fröhlichen Kinderhände, der siegreichen Sportlerhände und der liebevoll betreuten Seniorenhände sein. Die Filmemacher machen in ihrem Konzept konkrete Vorschläge, wie die Nieskyer das vorgestellte Leitbild leben können. Die Ideen reichen von Fanartikeln namens „Happy Hands“ über einen Gehweg mit den Handabdrücken Nieskyer Schüler bis hin zu Auszeichnungen für Engagierte mit dem Titel „Goldene Hände“.

Außerdem präsentieren Frank Flecks und Ralf Hermann ein neues Logo. Der Schriftzug Niesky wird dort von einer goldenen Hand getragen. Drei Herzen sollen zudem Wärme symbolisieren. Doch gerade das neue Logo polarisiert. Stadtrat Harald Prause-Kosubek erkennt in der Hand eine Friedenstaube, Norbert Polossek erinnert die Hand an die Symbolik für den Tod. „Nee, beerdigen will ich die Stadt gerade nicht“, sagt er. Und Gabriele Beinlich fragt sich, ob Niesky überhaupt das etablierte Logo verändern soll. Zumal es Zweifel gibt, ob das alles bis zur großen Geburtstagsfeier der Stadt umgesetzt werden kann.

Gerade weil Niesky kommendes Jahr seinen 275. Geburtstag feiert, hat Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann angeregt, die Außendarstellung der Stadt zu überarbeiten. Die Firma Sachsenhits soll für Niesky einen Imagefilm drehen. Doch Frank Flecks und Ralf Hermann wollen keinen Schnellschuss. Darum braucht die Stadt aus ihrer Sicht auch ein Leitbild. „Ein ganzheitliches Stadtmarketing ist wichtig und muss dann auch umgesetzt werden“, sagt Ralf Hermann.

Die Nieskyer Stadträte sollen den Vorschlag nun mit den Bürgern diskutieren. Enttäuscht von der bisherigen Kritik der Stadträte ist Ralf Hermann nicht. Er hätte sich aber mehr Fragen und Gegenvorschläge erhofft. Die sollen nun auch von den Nieskyern selbst kommen. „Jeder ist aufgerufen zu sagen, wie er es machen würde“, sagt Ralf Hermann. Auf ein Wort