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Glückliche Züchter

Die Vogelgrippe spielt bei Kleintierschauen in diesem Jahr keine Rolle. Eine andere Seuche dafür sehr wohl.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.com

Von Anja Gail, Bernhard Donke und Thomas Staudt

Hohendubrau. Tim Hausmann geht noch zur Schule. Kein Wunder, denn er ist erst zwölf. Tim sei definitiv der Jüngste im Kleintierzüchterverein Hohendubrau, meint Frank Hahn. Der Vereinsvorsitzende muss allerdings kurz überlegen. Zwar zählt der Verein nur 14 Mitglieder, aber drei von ihnen sind noch ganz jung und alle sind sie in einem ähnlichen Alter wie Tim. Wenn der Verein an diesem Wochenende zur Kleintierschau in die Markthalle Gebelzig einlädt, ist Tim nicht dabei. Er ist aber nicht der Einzige, der mit Abwesenheit glänzt. Kaninchenzüchter fehlen ganz. „Wir stellen nur Enten, Hühner und Tauben aus. Außerdem sind zum ersten Mal Puten dabei“, so Hahn. Beim Nein zu Kaninchen habe es keine Alternative gegeben. Hahn wird ernst. Schuld ist die sogenannte Chinaseuche, auch RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease), die derzeit umgeht. Noch ist sie nicht so weit verbreitet, dass die Landkreisbehörden ein offizielles Verbot hätten aussprechen müssen. „Aber die Gefahr ist zu groß, dass man das Virus von der Ausstellung mit nach Hause schleppt und auf den eigenen Bestand überträgt“, sagt Hahn.

Frank Hahn ist bereits seit Jahren Vorsitzender des Kleintierzüchtervereins Hohendubrau. Am Wochenende lädt er zur Ausstellung.
Frank Hahn ist bereits seit Jahren Vorsitzender des Kleintierzüchtervereins Hohendubrau. Am Wochenende lädt er zur Ausstellung. © Bernhard Donke

Anders verhält es sich in Reichenbach. Die Schau, ebenfalls an diesem Wochenende wird vom Rassegeflügelverein Reichenbach und Umgebung 1877 organisiert. Der Name sagt alles – Kaninchen spielen im Verein keine Rolle. Unter den Züchtern ist Philipp Kießlich mit Abstand einer der Jüngsten. Der Tierwirt aus Markersdorf hat auch beruflich mit Hühnern zu tun. Die Freude am Umgang mit Tieren und an der Zucht habe er von klein auf bei seinem Vater erlebt und dadurch mit auf den Weg bekommen, erzählt er. Oft sei die gesamte Familie dabei. Das sei auch bei den beiden anderen jungen Mitstreitern im Verein so, darunter ein Mädchen.

Am Donnerstag brachten er und die anderen Züchter ihre Hühner, Tauben, Gänse, Puten und Enten ins Via-Regia-Haus. Die Käfige stehen bereits seit dem Feiertag. Unter den 28 Ausstellern sind auch Züchter aus befreundeten Vereinen. 270 Tiere wollen sie den Besuchern und Preisrichtern zeigen. Am Sonntag, zum Abschluss der Ausstellung, will der Verein den besten Züchtern Pokale und Preise überreichen. Für die Rassegeflügelzüchter stellt die Tierschau den Höhepunkt im Vereinsleben dar, sagt der Vereinsvorsitzende Heiner Riedewald. Sie zeigen ihre besten Tiere in der Öffentlichkeit.

Wenn diese Schau, so wie im vorigen Jahr infolge der Vogelgrippe, ausfallen muss, breche dieser wichtige Punkt weg. „Auch wir mussten unsere Tiere über Monate hinweg eingesperrt halten“, sagt Karl-Heinz Arlt. Verluste durch die Seuche habe es keine gegeben. Aber infolge der Stallhaltung ist bei einem Teil der Züchter der Nachwuchs beim Wassergeflügel ausgeblieben. Erst in der vergangenen Woche hatte das Kreisveterinäramt das Verbot der Freilandhaltung von Geflügel im Landkreis Görlitz wieder aufgehoben.

Nachdem der Verein das letzte Mal vor 20 Jahren in Reichenbach seine Ausstellung organisiert hatte, wollte er damit gern auch wieder in die Kleinstadt zurückkehren. Hier ist der Verein vor 140 Jahren von zwei Niederreichenbachern gegründet worden, sagt Karl-Heinz Arlt. Er galt damals als ein weit zerstreuter Landverein. Zeitweise zählte er über 100 Mitstreiter.

Dagegen ist der Kleintierzüchterverein Mücka-Hohendubrau mit seinen 67 Jahren ein richtiger Jungspund. Er zählt zu den kleinsten im Landkreis Görlitz. Dessen ungeachtet ist er aber ein sehr reger Verein dessen Züchter – der älteste ist übrigens 86 – trotz der überschaubaren Mitgliederzahl an der Tradition einer eigenen Ausstellung am Totensonntag-Wochenende festhält. Sie fand zunächst in Mücka, danach in der Weigersdorfer Sporthalle und seit Fertigstellung des Gebelziger Dorfgemeinschaftshaus in dessen Markthalle statt. Auf circa 150 Quadratmetern werden rund 170 Tiere gezeigt. Die Ausstellung, da sind sich die Vereinsmitglieder sicher, wird für die Besucher interessant. Auch wenn Tim zusehen muss – und die Kaninchen draußen bleiben müssen.

Beide Ausstellungen sind am Sonnabend (9 - 18 Uhr) und am Sonntag (9 - 16 Uhr) geöffnet. Adressen: Via-Regia-Haus, Reichenbach, Große Kirchgasse 1 (Rassegeflügelausstellung). Markthalle Gebelzig, Schlossplatz (Kleintierschau)