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Glücklich zusammengerückt

Großfamilie Halla will auf dem eigenen Hof zusammenleben. Dafür haben sie Widerstände überwunden.

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© A. Schulze

Nieder Seifersdorf. Ein Hoftor steht offen, daneben ein Haufen Steine. Der Schornsteinfeger ist gerade da, um die Heizung zu begutachten. Der Hof der Familie Halla im Waldhufener Ortsteil Nieder Seifersdorf ist noch nicht ganz fertig. Aber hier ist viel passiert. Jan Halla und seiner Schwester Martina gehören zwei Gebäudeflügel des Hofes. Schon im Jahr 2014 haben sie den Plan, für ihre erwachsenen Kinder und deren Familien auszubauen.

Vier separate Wohnungen gibt es auf dem Hof bereits. Drei weitere hat die Großfamilie geplant. Dafür wollen sie nicht anbauen, sondern nur innen ausbauen. Das sollte kein Problem darstellen, denkt die Familie. Doch dann erfährt sie von der Bauaufsicht des Landratsamtes Görlitz, dass der erhoffte Innenausbau so nicht genehmigungsfähig sei. Weil der Hof im Außenbereich der Gemeinde liegt, sind die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Hofes nur mit drei Wohnungen umzunutzen.

„Wir sind damals zunächst einmal sauer gewesen“, erinnert sich Jan Halla. „Das Bauamt im Landkreis hat sich nicht bewegt.“ Er ist mit dem Partner seiner Nichte, Andreas Wegner, Bauherr für die Umbauten. Keine zweihundert Meter liegt das Grundstück Halla von der Hauptstraße entfernt, bis zum nächsten Nachbarn im Innenbereich sind es noch nicht einmal hundert Meter. Das hat die Situation für die Familie besonders bitter gemacht. Läge das Gehöft nur einige Meter näher an der Hauptstraße, hätten die Beteiligten vermutlich weniger Arbeit damit gehabt.

Mehrmals kommt das Projekt auch in den Gemeinderatssitzungen zur Sprache. Die Räte sind damals entsetzt, dass junge Familien darin eingeschränkt werden sollen, sich in Waldhufen niederzulassen. Im deutschen Baugesetzbuch ist aber vorgesehen, dass bei der Umnutzung nur drei Wohnungen erlaubt seien. Damit soll Zersiedelung verhindert werden. Doch die Gemeinde Waldhufen bringt die uneinigen Parteien an einen Tisch. „Damals haben sich die beiden Bauherren und die Bauaufsicht in der Verwaltung getroffen“, erinnert sich Heike Hübner aus dem Waldhufener Bauamt. So haben sich die verhärteten Fronten langsam gelöst.

Hier endet der Beitrag der Gemeinde zum Glück der Familie Halla. Einzig ein Bebauungsplan für den Bereich hätte hier sonst noch helfen können, wäre aber ein sehr großer Aufwand gewesen. Zunächst ziehen Jan Halla und Andreas Wegner ihren Bauantrag zurück, um ihn zu überarbeiten. Beim zweiten Mal wollen sie alles richtig machen.

Die weiteren Anträge gehen an das Landratsamt. „Wir sind einen Schritt zurückgegangen, die Behörde uns einen Schritt entgegengekommen“, sagen sie rückblickend. Zuerst haben sie sich viel mit dem geltenden Baurecht beschäftigt. Mit der Unterstützung ihres Nieskyer Bauplaners schreiten auch die Gespräche mit dem Bauamt des Landkreises Görlitz voran.

Formal hat die Familie nun weniger Wohnungen zur Verfügung. Eine Wohnung wird jetzt als Lagerfläche genutzt. Auch für einen Balkon, ein Gartenhaus und einen Schuppen haben die Hallas keine Genehmigung erhalten. Das liege aber daran, dass der Hof auf den Plänen des Landkreises Überschwemmungsgebiet ist und der Denkmalschutz sich eingeschaltet hat. Dafür konnten zwei große Dachgauben entstehen, die Licht und Platz in das Obergeschoss bringen.

Jetzt sind 16 Mitglieder der Familie Halla auf ihrem Hof gemeldet. Außer Jan und Martina hat noch der dritte Bruder Ronald Halla seinen Autoteilehandel auf dem Gelände. Im dritten Gebäude leben seine Nachkommen. Bis vor Kurzem haben sogar vier Generationen hier zusammengelebt. Eine Tante sei aber leider im August verstorben, sagt Jan Halla. Jüngstes Familienmitglied ist sein Enkel Carlo Elio, der gerade ein Dreivierteljahr alt ist.

Andreas Wegner erzählt, was nun noch ansteht, bis das Bauprojekt in seinem neuen Zuhause abgeschlossen ist. Innen sind noch Wände zu stellen, alles will energiesparend isoliert sein. Schließlich kommen noch Putz und Farbe an die Wände. Die Arbeiten dauern nun ein Jahr an. „Eigentlich wollten wir noch dieses Jahr einziehen“, erzählt er, „aber es wird wohl 2017 werden.“