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Glücklich über viele Spenden

Die Scheune auf dem Bauernhof Schnabel in Großröhrsdorf brannte nieder. Verwunden ist der Schock noch nicht.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Über die Brandruine hat sich etwas Schnee gelegt, wie ein weißes Tuch. Doch das Ausmaß der Zerstörung auf dem Großröhrsdorfer Bauernhof Schnabel bleibt offensichtlich. Die Scheune war am 4. Dezember in der Nacht bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Flammen begannen schon, auf die beiden benachbarten Wohngebäude überzugreifen. Dort wohnen einerseits Werner Schnabel und sein Sohn Mario. Gegenüber die Familie der Tochter mit ihren fünf Kindern. Dort haben unterdessen die Reparaturen begonnen. Ein Gerüst steht am Giebel, wo die Holzverkleidung in hellen Flammen gestanden hatte. Die müsse erneuert werden, so Tochter Kerstin Schnabel. Das Dach habe zum Glück noch vor Weihnachten repariert werden können. Die leeren Fensterhöhlen wurden provisorisch verschlossen. Ersatz ist in Arbeit.

© Rico Löb

Zum Glück war es den Feuerwehrleuten gelungen, ein weiteres Übergreifen der Flammen von der Scheune zu verhindern. Deren verrußte Ruine kann nur noch abgerissen werden. Der Brand vernichtete auch einen Teil der Landwirtschaftstechnik, so Werner Schnabel, und das gesamte Tierfutter für die über 20 Kühe und die Schafe. Sohn Mario Schnabel betreibt den Bauernhof im Nebenerwerb. Zwei von fünf Ziegen, die dort ihren Stall hatten, starben im Feuer. Zwei mussten später eingeschläfert werden. Das ganze Ausmaß wurde Werner Schnabel nicht sofort bewusst. So verlor er auch seinen geliebten Kater Maxi und etliche wertvolle Rassehühner. Eigenzüchtungen, die nur schwer ersetzbar seien. Einige seiner Wellensittiche überstanden die Hitze am Ende ebenfalls nicht. „Es ist so traurig und nicht zu begreifen.“ Anfangs sei er ziemlich entmutigt gewesen, sagt jetzt aber: „Ich mache weiter mit der Geflügelzucht.“ Das sei auch den Freunden vom Rassegeflügelverein Rödertal zu verdanken. Von ihrer und der großen Anteilnahme vieler Großröhrsdorfer ist die Familie überwältigt: „Bei allen Spendern möchten wir uns ganz herzlich bedanken“, sagen Vater und Tochter. Mit so viel Hilfsbereitschaft und Anteilnahme habe er nie gerechnet, so Werner Schnabel sichtlich gerührt: von den Vereinsfreunden, dem Pfarrer, der Bürgermeisterin. Ein Landwirt sei bis aus Lampertswalde gekommen, um ihnen spontan zwei große Heuballen zu bringen. Direkte Hilfe in Form von Heu und Stroh kam auch von ortsansässigen Bauern und der Agrargenossenschaft. Dazu viele Hilfsangebote zur Reparatur von Schäden. Ein Großröhrsdorfer habe einfach an die Tür geklopft, ihnen ein Kuvert mit Geld in die Hand gedrückt und Mut zugesprochen. Auch die Kommune hatte zur Spendenaktion aufgerufen. Hintergrund dafür war insbesondere der Verlust des ganzen Tierfutters. So verbrannten auch rund 15 Tonnen Gerste und Weizen außerhalb der Scheune: „Bestes Futter für zwei Jahre“, so Werner Schnabel.

Hoffnung auf die Versicherung

Für Bürgermeisterin Kerstin Ternes war sofort klar: „Wir sprechen immer von einem guten Miteinander. Jetzt können wir unsere Solidarität zeigen.“ Die Resonanz war enorm. Bis zum Jahresende haben mehr als 90 Privatleute, Vereine und Unternehmer Geld aufs Spendenkonto überwiesen. Stadtsprecherin Anja Kurze: „Eine unfassbare Summe von 6 700 Euro kam zusammen.“ Inzwischen sind schon die 7 000 Euro geknackt. Natürlich hofft die Familie auch auf die Versicherung. Aber, um die Scheune wieder aufzubauen, so fürchtet der Senior, werde das Geld wohl nicht reichen. Vielleicht wird es ein Schauer.

Über den Verlust ist die Familie längst noch nicht weg. Ob sie die Tragödie jemals so richtig verarbeiten kann, weiß die Tochter nicht: „So etwas vergisst man nie“, sagt sie. Die Scheune in hellen Flammen, die durchs Fenster bis ins Schlafzimmer des Wohnhauses schlugen, berstende Scheiben. Das verzweifelte Blöken der Ziegen hatte die Bewohner aus dem Schlaf gerissen und gerettet, so Werner Schnabel schon kurz nach dem Brand. In der Nacht sei die Familie zum Glück in einem Gebäude der benachbarten Weberei F. A. Schurig untergekommen.

Für Werner Schnabel bleibt es eine klare Sache, dass nur Brandstifter für das Feuer verantwortlich sein können. Wenn es nicht sogar einen Zusammenhang mit den jüngsten Bränden auf der Kirchstraße in Großröhrsdorf und in Wallroda gibt.

Das schließt auch die Polizei nicht aus. Sie ermittelt inzwischen wegen Brandstiftung. Und in solchen Fällen werde stets überprüft, ob Verbindungen zu anderen Straftaten bestehen, so Polizeioberkommissar Tobias Sprunk. Das werden die Ermittlungen zeigen. Die laufen noch. Aus taktischen Gründen, sei man deshalb noch vorsichtig mit Details.

Spendenkonto: Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN DE06 8505 0300 3000 0000 88, BIC OSDDDE81XXX; Verwendungszweck: Hilfsaktion für Tierfutter nach Brand