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Glück unter

Das Traditionslokal „Glück auf“ auf dem Sonnenstein wird abgerissen. Doch das Gelände liegt danach nicht lange brach.

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© Dirk Zschiedrich

Von Thomas Möckel

Pirna. Es war schon seit geraumer Zeit ein Sterben auf Raten. Die Gaststätte „Glück auf“ an der Straße der Jugend auf dem Sonnenstein, einst das Traditionslokal in dem großen Wohngebiet, ist längst geschlossen, ungebetene Gäste fügten ihr schwere Wunden zu. Sie brachen Türen auf, schlugen Fenster ein, rissen Vorhänge herunter, traten Heizkörper von den Wänden. Von der eleganten DDR-Architektur ließen die Zerstörungswütigen nur wenig übrig. Nun versetzen Bauleute dem heruntergekommenen Komplex den Todesstoß.

Das „Glück auf“ wird jetzt abgerissen, es ist endgültig, schleichend wird der frühere Speisequader aus dem Stadtbild verschwinden. Das Einzelhandelsunternehmen Rewe, Eigentümer des Grundstücks sowie des benachbarten Einkaufsmarktes, hat den Abriss separat vergeben. Thomas Paumer, Expansionsbeauftragter bei Rewe, rechnet damit, dass die Arbeiten im Oktober abgeschlossen sein werden.

Wehmütig schauen vor allem die alteingesessenen Sonnensteiner zu, wie ihr Kult-Lokal Stück für Stück aus dem Wohngebiet scheidet. Einst war es ihr zentraler Treffpunkt – man schwatzte, speiste und feierte dort. Um 1980 war der rund 3 000 Quadratmeter große Komplex entstanden, sein Name war den vielen Bergarbeitern gewidmet, die in Königstein bei der Wismut arbeiteten, für die auch viele der Neubauten auf dem Sonnenstein entstanden, weil sie Wohnungen brauchten.

Später dann wurde das Gebäude auf verschiedene Art genutzt. Im Kellergeschoss befand sich beispielsweise über einen längeren Zeitraum ein sogenanntes „Umsonst-Kaufhaus“, das Dinge ganz preiswert an Bedürftige abgab. Das Kolping-Bildungszentrum nutzte das Haus in den 2000er-Jahren als Ausbildungsstätte für Köche, Hotel- und Restaurantfachkräfte. Im Februar 2009 ließ der damalige Eigentümer, die TLG-Immobilien GmbH, das Objekt für 125 000 Euro versteigern. Seit einigen Jahren steht das Gebäude nun leer.

Nach dem Abriss allerdings soll die Fläche nicht lange leer bleiben. Rewe plant, auf dem Areal einen neuen Supermarkt zu errichten, mit 1 600 Quadratmetern Verkaufsfläche, Café, Mittagsimbiss und einer Poststelle. Die Vergabegespräche für den Neubau, sagt Paumer, laufen derzeit. Doch erst nach der Vergabe könne Rewe dann etwas zum Baustart und zum Terminplan des Neubaus sagen. Aller Voraussicht nach soll der neue Markt im Laufe des kommenden Jahres öffnen.

Und auch an das übrige Gelände legt Rewe Hand an: Der bisherige Rewe-Markt an der Remscheider Straße – gleich hinter dem „Glück auf“ – wird abgerissen. Wann, steht aber auch noch nicht fest. Laut Paumer soll er bis kurz vor der Eröffnung des neuen Marktes geöffnet bleiben, dann allerdings gibt es eine kurze versorgungslose Zeit, bis man im neuen Laden einkaufen kann. Der Grund: Zur Neueröffnung soll auch das restliche Areal schick sein. Nach dem Abriss des alten Marktes wird das ganze Gelände geebnet und auf ein einheitliches Niveau gebracht. Rund 100 Parkplätze werden dort entstehen, aufgelockert durch Bäume und Grünflächen. Rund zwei Millionen Euro investiert Rewe in das gesamte Vorhaben, städtische Fördermittel in Höhe von 138 000 Euro gibt es aber lediglich für den Abriss des „Glück auf“.