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Glück mit zehn Buchstaben

Landärztin Gabriele Urban eröffnet eine Praxis in Taubenheim – ihre Familie ist im Dorf keine Unbekannte.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Zwar sind die Medikamente besser als vor hundert Jahren, die Geräte viel moderner und das Wissen viel tiefer – aber im Grunde hat sich nichts geändert: Wie vor hundert Jahren freuen sich die Leute auf dem Land, dass sich ein Arzt bei ihnen im Ort niederlässt. So ist es jetzt auch in Taubenheim. Im ehemaligen Kindergarten wird Gabriele Urban am kommenden Montag ihre Arztpraxis eröffnen. Gemeinsam mit den Bauleuten, die den Kindergarten in der Rekordzeit von sieben Wochen zur Praxis umgebaut haben, mit dem Klipphausener Bürgermeister Gerold Mann, der alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, damit Taubenheim eine Praxis behält und Bauamtsleiter Dieter Schneider, der u. a. Männer vom Bauhof geschickt hat, stößt die Ärztin mit einem Glas Sekt auf den Neubeginn an.

Denn ein solcher ist es für die Fachärztin für Innere Medizin, hat sie doch bislang als angestellte Ärztin u. a. im Krankenhaus Kamenz gearbeitet. Nun also, mit 58, der Schritt in die Selbstständigkeit als niedergelassene Ärztin. Aber Gabriele Urban sieht das wirtschaftliche Risiko als tragbar an. Sie mietet die rund 100 Quadratmeter große Praxis, die nach Auskunft von Bürgermeister Mann für etwa 57 000 Euro umgebaut hat, von der Gemeinde. Sie übernimmt einen Teil der Gerätschaften aus der Praxis ihres Vorgängers Dr. Karl-Heinz Merkel, der seit 1982 in Garsebach und seit 1984 in Taubenheim praktiziert hatte. „Ich kann meine Stempel wegschließen und fahre jetzt erst einmal zwei Wochen nach Kreta.“

Weil es keine Einigung mit dem Vermieter der alten Praxis an der Hauptstraße 53 gab, musste der ehemalige Kindergarten auf der Hauptstraße 10 b quasi als Ausweichquartier her. „Es sind schöne Räume geworden, freundlich und hell“, beschreibt Gabriele Urban das Ergebnis. Es sei immer ihr Traum gewesen, Ärztin zu werden, erzählt ihr Mann Klaus Urban. Weil sie in DDR-Zeiten nicht auf der richtigen Seite gestanden hatte, durfte sie nicht studieren, sondern wurde Krankenschwester. Sie zog fünf Kinder groß und setzte sich im Jahr 2000 doch noch mal auf die Schulbank und nahm ein Medizinstudium auf. Da war sie 40, erzählt ihr Mann Klaus Urban. Der ist in Taubenheim kein Unbekannter, war er doch eine Zeit lang Pfarrer in der Gemeinde. „Sie hat sich ihren Traum erfüllt, sie wollte immer Ärztin werden.“

Auch für Bürgermeister Gerold Mann ist ein Traum in Erfüllung gegangen. „Wenn das nicht geklappt hätte, hätten wir hier ohne Hausarzt dagestanden, wir sind überglücklich, dass wir Frau Urban gefunden haben, die die Praxis weiterführt.

Mit dieser wird die hausärztliche Betreuung in den linkselbischen Tälern abgesichert. Nicht nur aus Taubenheim, sondern auch aus anderen Dörfern wie Garsebach, Ullendorf und Polenz kommen die Patienten. Was Gabriele Urban betrifft, so hat sie einen großen Wunsch: „Zufriedene Patienten.“