Merken

Glaubitz-Umfahrung ist sicher

Die B 98 soll um den Ort herumgeleitet werden – ein Baubeginn ist allerdings noch nicht klar.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Glaubitz. Es waren eine gute und – nun ja – eine weniger gute Nachricht, die Holger Wohsmann am Freitagnachmittag beim CDU-Stammtisch in Wildenhain verkündete. Die Gute: Die Ortsumfahrungen für Schönfeld, Quersa, Wildenhain und Glaubitz werden definitiv gebaut. Die Schlechtere: Auf den Zeitrahmen oder gar auf einen konkreten Baubeginn will sich das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) nicht festnageln lassen. Wohsmann ist Chef der Meißner Lasuv-Niederlassung und mithin verantwortlich für die Bundesstraßen im Landkreis. Deshalb konnte er auch Auskunft über die Pläne für die geplante Ortsumfahrung in Strehla geben. Diese hat es zumindest in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans geschafft. Das heißt, sie hat gute Chancen, bis 2030 gebaut zu werden.

Der Plan war bis zum Jahresende 2016 überarbeitet worden, und überraschenderweise hatte das Bundesverkehrsministerium dem Industriebogen nördlich von Dresden dabei höhere Prioritäten eingeräumt. Das heißt, auf den Bundesstraßen 98 und 169 sollen Engstellen beseitig werden, damit der Verkehr flüssiger gen Autobahn abfließen kann.

Nutznießer dieser Strategie werden vor allem die Ortschaften, wo die Straßenführung den Lkw-Verkehr behindert, also Wildenhain mit seiner engen Kurve am Gasthof, Glaubitz mit seiner unsäglichen Doppelkurve oder auch Schönfeld mit der unfallträchtigen Kurve am Ortseingang. Hier gibt es immer wieder Probleme beim Begegnungsverkehr großer Transporter, und die dadurch verursachten Verkehrsstockungen bringen natürlich auch Belastungen für die Anwohner mit sich. Dass durch die geplanten Umgehungsstraßen die Unfallgefahr sowie Lärm- und Abgasbelastungen minimiert werden, ist dabei eher ein angenehmer Nebeneffekt.

Im Vordergrund stehen die erhofften wirtschaftlichen Vorteile. Deshalb hatten sich auch Industrieunternehmen wie Kronospan Lampertswalde, die Großenhainer Stema, Wacker-Chemie und Feralpi für den Bundesstraßen-Ausbau starkgemacht. Letzteres vor allem für die B 169, wo die Planungen für den Abschnitt Seerhausen-Salbitz wegen Streitigkeiten mit Agrarbetrieben und Naturschützern überarbeitet werden mussten. Dass die Elbe-Röder-Region insgesamt so gut wegkommt, hat sie nicht zuletzt Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zu verdanken, der seinen Bundestags-Wahlkreis in der Region hat und sein politisches Gewicht für den Straßenbau in die Waagschale warf.

Baubeginn ist ungewiss

De Maizière ließ es sich denn auch nicht nehmen, in der Wildenhainer Kirchenscheune persönlich einen Überblick über die Planungen am Industriebogen vorzustellen. Am Weitesten fortgeschritten sind sie derzeit in Schönfeld, wo bereits Baugrunduntersuchungen für die neue Trasse durchgeführt wurden. Aber auch für Wildenhain selbst ist zumindest schon eine bevorzugte Trassenführung gefunden worden. Der Verkehr soll im Norden um den Ort herumgeführt werden. Das reduziert die Streckenlänge im Vergleich zu einer Südumfahrung, macht allerdings drei Brückenbauwerke erforderlich. Die Kostenschätzung beläuft sich fünf Millionen Euro.

„Wir Wildenhainer kämpfen ja seit Langem für eine Umgehungsstraße“, sagt Ortsvorsteher Mirko Neitzel. „Was ich hier höre, klingt richtig gut.“ Abgesehen von der Kurve am Gasthof sei die Ortsdurchfahrt schnurgerade, und ältere Menschen könnten sie bei hohem Verkehrsaufkommen gar nicht mehr überqueren. Außerdem hoffen die Einwohner, dass nach dem Bau der Umfahrung die alte Straße genutzt werden kann, um mit dem Fahrrad nach Großenhain zu kommen. Das ist derzeit nahezu unmöglich und für die vielen Schulkinder im Ort auch nicht ratsam.

Auch für Wildenhain gilt allerdings: Baubeginn ungewiss. Auf mehrfache Nachfrage hielt Holger Wohsmann einen Zeitraum von fünf Jahren für durchaus realistisch. Zum einen deshalb, weil die neue Trasse durchs Überschwemmungsgebiet der Röder und durch ein Vogelschutzgebiet führen würde. Zum anderen, weil es im Ort durchaus nicht nur Befürworter gibt. Der Fohlenhof Drobisch etwa, so wurde beim CDU-Stammtisch deutlich, sieht sich durch die Nord-Variante in seiner Existenz bedroht. Es gebe bei den Planungen für den Trassenverlauf durchaus Spielraum, versuchte Holger Wohsmann zu besänftigen. Die Kürzeste oder Billigste sei nicht immer die Beste.