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Glauben für Anfänger

Wer war Jesus und was ist Kirche? Die Freitaler Gemeinde startet einen Grundkurs Religion und hofft auf reichlich Interesse.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Da läuft etwas falsch, findet Freitals Pfarrer Christoph Singer. „Man sagt doch immer, dass man ein Leben lang lernen soll“, so der 62-Jährige. „Aber komischerweise wird dabei nicht berücksichtigt, dass man auch etwas über das Leben selbst lernt.“ Und wenn er bei Beerdigungen Grabreden hält, dann denkt er sich manchmal: „Es muss doch einen tieferen Sinn geben als malochen bis zum Umfallen und dann in die Kiste.“

Nachdenken über das Leben – das ist der tiefere Sinn eines Kurses, den die Freitaler Kirchgemeinde ab März neu anbietet. Er nennt sich Glaubenskurs und ist sowohl für Menschen gedacht, die sich zum ersten Mal mit der christlichen Religion beschäftigen wollen als auch für regelmäßige Kirchgänger. „Solche Glaubenskurse haben wir in der Vergangenheit schon einmal veranstaltet“, sagt Singer. „Wir haben uns nun aber noch einmal grundsätzlich Gedanken über das Konzept gemacht.“

Die Gemeinde greift dabei auf das Prinzip der sogenannten Alphakurse aus der anglikanischen Kirche zurück. Wert wird dabei darauf gelegt, dass die Kurse nicht als Einzelunterricht, sondern in einer größeren Gruppe stattfinden. Damit die Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen, beginnt jede Veranstaltung mit einem Abendessen.

Anschließend wird ein Thema behandelt – ausdrücklich nicht als Frontalunterricht durch Pfarrer Singer oder die Gemeindepädagogin Conny Beyer, sondern zusammen mit allen Teilnehmern. Wer war Jesus? Was ist der heilige Geist? Oder was ist Kirche? Mit solchen oder ähnlichen Fragen sollen sich die einzelnen Kurse beschäftigen. Insgesamt sind acht Abende im März und April jeweils ab 19 Uhr für zweieinhalb Stunden geplant. Hinzu kommen ein Seminartag an einem Sonnabend und ein Abschlussfest am 3. Mai. Zehn Euro Gebühr kostet das Ganze. Die Kurse finden in einem Raum im Pfarramt in der Langen Straße 13 statt.

Mit dem Angebot will Singer aber nicht dem Religionsunterricht in der Schule nacheifern. „Der größte Unterschied ist, dass es bei uns keine Noten gibt“, sagt er. „Es wird kein Wissen abgefragt. Und es gibt auch keinen Zwang, zu irgendetwas Ja sagen zu müssen.“ Auch deshalb fungiert die Veranstaltung laut Singer nicht primär als Mitgliederwerbung. Wie die meisten anderen Kirchgemeinden hat auch die Freitaler mit sinkenden Zahlen zu kämpfen. Derzeit werden noch rund 3 000 registrierte Mitglieder gezählt. „Es wäre natürlich schön, wenn wir dadurch das eine oder andere Mitglied gewinnen könnten, aber das ist natürlich eine völlig freiwillige Geschichte“, so Singer.

Sowieso kann der Kurs nur einen Anstoß geben. Davon ist der Theologe überzeugt. „Man kann Glauben nicht lernen, aber man kann ihn kennenlernen. Letztlich muss man sich zum Glauben aber entschließen.“ Doch nicht nur dazu soll der Kurs beitragen. Neben dem Nachdenken über das Leben geht es auch um kulturelle Fragen, die mit dem Christentum eng verbunden sind. „Zurzeit wird ja viel über die abendländische Kultur gestritten“, sagt Pfarrer Singer. „Aber kaum einer hat eine Ahnung davon.“

Anmeldung zu dem Kurs, der am 6. März beginnt, über das Pfarramt unter Tel. 0351 6491396 oder 6490942.