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Glasschaum-Hersteller insolvent

Die Firma hatte große Probleme mit Glasstaub und erreichte auch nicht die gewünschte Nachfrage.

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© SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Die Firma Technopor hat Insolvenz angemeldet. Geschäftsführer Wilhelm Salzer bestätigt dies gestern auf Anfrage. Hintergrund sind zu wenige Aufträge aus der Bauindustrie, aber auch die fehlende Finanzierung für Auflagen der Umweltbehörde des Landkreises. Seit 2010 sollte Technopor etwas gegen die Staubbelastung im Gewerbegebiet am Flugplatz tun. Dem Glasschaum-Produzenten wurden empfindliche Geldstrafen angedroht, falls er die Belastung der umliegenden Produktionsanlagen mit Glasstaub nicht wirksam eindämmt. Doch zur Verhängung einer Geldstrafe kam es nicht mehr.

Seit Jahren sollte die Firma eine Staubsanierung durchführen, im Jahr 2010 gab es dazu einen Bescheid des Landratsamtes, indem das Bußgeld schon einmal angedroht wurde. Der Staub besteht aus feinsten Glaspartikeln, so fein, wie Mehl, der aus zermahlenem Recyclingglas hergestellt wird. Dieser Glasstaub wird zu superleichten, dämmenden Würfeln aufgeschäumt. Faktisch geht das wie beim Backen. Dem Glasmehl wird das Triebmittel Siliziumkarbid zugesetzt – ein Abfallprodukt der Solarindustrie – dann fährt es auf einem Blech in den 1000 Grad heißen Ofen. Am anderen Ende kommen die bis zu fünf Zentimeter großen Würfel heraus. Ein Quadratmeter Glasschaum trägt locker die Last eines Lkw, dämmt Bodenplatten und Plätze.

Doch die Grundsubstanz bleibt Glas, und das kratzt jede Oberfläche auf, wo immer sich der Staub ablagert. Den ersten Ärger handelte sich Technopor ein, als diese Kratzer auf den Autos der Mitarbeiter und der anderer Firmen unübersehbar wurden. Daraufhin gab Firmenchef Wilhelm Salzer Tankgutscheine aus, um die Gemüter zu beruhigen. Doch eine Strategie war das nicht, denn auch die Arbeitsabläufe in den Nachbarfirmen waren betroffen. Denn das Material wird zu Schüttkegeln aufgeschichtet an der Firma gelagert, mit Baggerschaufeln verladen.

Angesaugte Luft zum Kühlen von Anlagen verklebte daraufhin die Filter. Der Mehlstaub setzte sich selbst auf Fax und Telefon ab. Technopor sollte daher einen vier Meter hohen Staub-Wall an ihrem Lagerplatz errichten, Filter und Absauganlagen einbauen, die Schüttung einhausen, Plätze und Wege pflastern, damit sie mit einer Kehrmaschine und Staubsaugern gesäubert werden können und an heißen Tagen die Glasschaum-Halden mit Wasser berieseln, damit der Staub gebunden wird.

Brisant: Der Stadtrat hatte erst 2013 einer Erweiterung der Lagermenge bei Altglas auf 12 530 Tonnen und bei Glasschaum auf 2 775 Tonnen zugestimmt, in der Hoffnung, dass die angekündigte Staubsanierung auch wirklich kommt.