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Glasinvest zum Jahresende weg

Der Abriss des ruinösen Hochhauses an der Meißner Straße hat begonnen. Sogar das Wetter spielt mit.

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© André Wirsig

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Vorsicht: kaputt. Die breite Treppe zum markanten rot-grauen Glasinvesthaus zeigt mehr als eine schadhafte Stelle. Wer hinauf will, muss gut aufpassen. Doch offiziell Zutritt haben sowieso nur die Bauleute und das nur noch für ein paar Wochen. Dann soll die Treppe verschwunden sein, samt Haus.

Das erste Nebengebäude liegt schon in Scherben, die anderen folgen. Bis Jahresende soll auch das Hochhaus – innen total verwüstet – verschwunden sein.
Das erste Nebengebäude liegt schon in Scherben, die anderen folgen. Bis Jahresende soll auch das Hochhaus – innen total verwüstet – verschwunden sein. © André Wirsig
Volker Böhme von Hentschke Bau Bautzen (l.) und Michael Zenker von der Wohnungsgenossenschaft Lößnitz eG haben ein altes Hinweisschild entdeckt.
Volker Böhme von Hentschke Bau Bautzen (l.) und Michael Zenker von der Wohnungsgenossenschaft Lößnitz eG haben ein altes Hinweisschild entdeckt. © André Wirsig

Das zeigt sich von innen noch ruinöser als von außen. Die Glasscheiben am Eingang sind allesamt zersplittert. Die Deckenplatten heruntergerissen. Die Wände vollgeschmiert. Auf dem Fußboden ein Gewirr von Scherben und anderem Schmutz. Vandalismus pur. Die Betreten-verboten-Schilder haben nicht viel genutzt und auch nicht die Bretter vor den Eingangstüren.

Doch das alles hat die längste Zeit gedauert. Spätestens zum Jahresende liegt das Haus flach, auch wenn noch nicht alles weggeschafft ist, sagt Volker Böhme von der Hentschke Bau GmbH Bautzen. Die Firma reißt nicht nur das Hochhaus ab, sondern auch alle Nebengebäude und entfernt die Betonplatten von dem Grundstück.

Dass sich auf dem Areal endlich etwas tut, zeigen nicht nur die Lkw, die durch die geöffnete Schranke am Tor auf der Freiligrathstraße rollen. Maschinenlärm und zwischendrin immer wieder mal ein Krachen und Scheppern sind auch auf der Meißner Straße zu hören. Die ganze, etwa 15 000 Quadratmeter große Fläche wird beräumt. Damit neue Wohn- und Geschäftsräume entstehen können.

Doch zuvor muss das Alte weg. Vor dem Start am Montag hatte sich der Naturschutz noch mal umgesehen, weil es hieß, Fledermäuse hätten sich angesiedelt. Doch von den Tierchen wurde nichts gesichtet, sagt Peter Heil von der SWG Sächsische Wohnimmobilien GmbH – neben Hentschke Bau und Wohnungsgenossenschaft Lößnitz eG Investor auf dem Gelände.

Jetzt werden zuerst die Dachflächen abgeräumt, erklärt Volker Böhme. Ein kleiner flinker gelber Radlader kratzt auf dem Anbau die Dachpappe ab. Die fliegt hinunter auf die Erde, wird gesammelt und entsorgt. Mit besonders problematischen Stoffen wie Asbest haben es die Bauleute hier zum Glück nicht zu tun, sagt Peter Heil. Dafür aber mit jeder Menge Müll, alten Fußböden, Schränken und anderen Möbeln. Ist das Haus leer, kommt ein Bagger mit langem Arm und nimmt die Fassade ab.

Schließlich verschwindet der Rohbau des Stahlbetonhauses. Aus dem ist schon alles verwertbare Material wie Lüftungsanlagen und Heizkörper entfernt worden. Die Schrottdiebe sind durch, kommentiert Böhme. Nur der Beton lässt sich noch verwenden. Der wird gebrochen und wieder genutzt, nachdem das Haus Etage für Etage abgetragen ist. Bedenken wegen Sprengungen oder dem Einsatz einer Abrissbirne sind den Investoren zufolge unnötig.

Gänzlich zu vermeiden sind Krach und Staub nicht. Auch nicht beim Abriss der Nebengebäude wie dem Ofenbau, eine Art Holzbaracke. Da passt das Wetter, sagt Peter Heil. Ist es nass, staubt es weniger. Und das auch nur zu zumutbaren Zeiten. Werktags bei Tageslicht, zwischen 7 und 17 Uhr, sagt Projektleiter Jens Kretzschmar. Wenn notwendig, allerdings auch samstags.

Die Bautzener, mit sechs bis acht Mitarbeitern vor Ort, besitzen Erfahrung beim Abbau solcher Häuser, ob mit Wohnungen oder Büros, ob in Magdeburg oder Leipzig. Das ist Alltagsgeschäft, sagt Böhme, der mit etwa einer halben Million Euro für den Abriss rechnet. Und darauf hofft, dass im März 2017 der symbolische Spatenstich erfolgen kann, wenn Satzungsbeschluss und Baugenehmigung da sind.

Das Interesse an den neuen Wohnungen ist groß, sagt Peter Heil. Die SWG hat schon zehn feste Vorreservierungen, plant sechs Häuser mit 64 Wohnungen. Die Verträge mit der Volkssolidarität (VS) zum Betreuten Wohnen und mit der VS-Tochter zum Pflegeheim stehen kurz vorm Abschluss, heißt es von Hentschke Bau. Die Wohnungsgenossenschaft will 31 Mietwohnungen anbieten. An die Glasinvest-Bauten, Mitte der 70er-Jahre entstanden, wird dann nichts mehr erinnern.