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Glashütte sucht neuen Pfarrer

Es wird lange dauern, bis ein Nachfolger gefunden ist. In der Kirchgemeinde ist man dennoch zufrieden.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Das Glashütter Pfarrhaus ist verwaist. Pfarrer Thomas Günther hat in den letzten Wochen seine Wohnung geräumt und die Stadt verlassen. „Aufgrund persönlicher Umstände wurde er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt“, teilt das Kirchspiel Glashütte mit. Weiter heißt es in der knappen Mitteilung, dass die Pfarrstelle Glashütte nun vakant ist. „Wir hoffen, dass das Landeskirchenamt diese zur baldigen Wiederbesetzung freigibt.“ Freibergs Superintendent Christoph Noth bestätigt den Vorgang. Man habe Pfarrer Günther verabschiedet – allerdings nur in einer kleinen Runde. Damit endete sein sechsjähriger Dienst in der Gemeinde. Diesen trat er Ende November 2010 an, als er von Christoph Noth feierlich in sein Amt eingeführt wurde. Auf Günther ruhten große Hoffnungen, weil sein Vorgänger, der Niedersachse Rudolf Renner, nach ein paar Wochen seinen Dienst quittierte.

Von 2007 bis 2009 arbeitet Ulrich Oertel als Pfarrer in Glashütte.
Von 2007 bis 2009 arbeitet Ulrich Oertel als Pfarrer in Glashütte. © Archiv: Peter Kuner
Rudolf Renner war nur einige Wochen von Ende 2009 bis Anfang 2010 im Amt.
Rudolf Renner war nur einige Wochen von Ende 2009 bis Anfang 2010 im Amt. © Archiv: Kamprath
Im November 2010 kam Thomas Günther als Pfarrer nach Glashütte.
Im November 2010 kam Thomas Günther als Pfarrer nach Glashütte. © Archiv: Daniel Förster

Sechs Wochen Bewerbungsfrist

Und Günther schien die Hoffnungen zu erfüllen. Der gebürtige Dresdner, der leidenschaftlich gern singt, trat dem Glashütter Kirchenchor bei und lud, wie schon zu seiner Reichstädter Zeit, zu Lesungen ein, zum Beispiel mit Texten der islamischen Mystik. Dann wurde es etwas ruhiger um ihn. Im Frühjahr 2015 meldete er sich krank. Seinen Dienst übernahmen Pfarrer aus der Region, unter anderem der zweite Pfarrer im Glashütter Kirchspiel, Johannes Keller aus Reinhardtsgrimma. Anfangs hofften die Glashütter auf eine baldige Genesung ihres Pfarrers. Doch die stellte sich nicht ein. Die Aushilfe wurde zur Normalität. Mirko Danzmann vom Kirchenvorstand bemühte sich deshalb um einen Ersatz. Letztlich hatte er Erfolg. Das Landeskirchenamt in Dresden beauftragte im Frühjahr 2016 den Dresdner Pfarrer Markus Manzer damit, in und um Glashütte auszuhelfen. „Mein Dienst endet, wenn in Glashütte wieder ein neuer Pfarrer tätig wird“, sagte er im SZ-Gespräch. Wie lang das dauern mag, vermochte er damals nicht zu sagen. Und auch Superintendent Christoph Noth will und kann sich nicht festlegen. Denn die innerkirchliche Personalfindung dauert ihre Zeit. Zunächst muss die Stelle ausgeschrieben werden. Die Bewerbungsfrist dauert sechs Wochen. Sollte sich jemand bewerben, wird er eingeladen, um eine Predigt zu halten. Dann kann die Gemeinde entscheiden, ob sie den Pfarrer anstellt. Sollte es mehrere Bewerber geben, kann sie wählen. Bewirbt sich keine Frau oder kein Mann, werde die Stelle – die nach wie vor eine Vollzeitstelle ist – ein zweites Mal ausgeschrieben, sagt Christoph Noth.

Er geht davon aus, dass die Glashütter Stelle frühstens zum Beginn des neuen Schuljahres besetzt werden kann. Denn ein Pfarrer ist verpflichtet, nach dem Zuschlag für die neue Stelle noch ein halbes Jahr an seiner bisherigen zu bleiben. Allerdings komme es selten vor, dass sich gestandene Pfarrer auf solche Stellen wie die in Glashütte bewerben. Pfarrstellen auf dem Land sind unter Theologen nicht so begehrt. Das weiß Noth aus eigener Erfahrung. Auch er wollte nach seiner Ausbildung lieber in einer Großstadt beziehungsweise im Umfeld einer solchen anfangen. Doch sein Wunsch erfüllte sich nicht. Seine erste Pfarrstelle hatte er in Hohnstein.

Ähnlich könnte es in Glashütte laufen, sagt Noth. Es könnte durchaus möglich sein, dass sich letztlich ein Absolvent für die Uhrenstadt bewirbt. „Viele merken erst später, dass eine Stelle auf dem Land nicht so schlecht ist.“ Wenn sie sich dann für eine andere Gemeinde bewerben und genommen werden, fällt der Abschied nicht leicht. So sei es auch bei ihm gewesen. Noth weiß, dass den Glashüttern mit Günthers Versetzung in den Ruhestand nicht sofort geholfen werden konnte. Dennoch ist er zufrieden, eine Lösung gefunden zu haben. „Jetzt herrscht Klarheit.“ Auch im Kirchenvorstand ist man zufrieden, dass die Zeit des Wartens zu Ende ist. Um keine Zeit zu verlieren, habe man bereits im Dezember begonnen, die Ausschreibung vorzubereiten, sagt Mirko Danzmann vom Kirchenvorstand. Nun überlege man, wie Pfarrer für die Stelle gewonnen werden können. Das ist nicht unüblich. Der Kirchgemeinde Lugau-Niederwürschnitz war es beispielsweise mit einem Brief gelungen, die Altenberger Pfarrerin Sabine Hacker für einen Stellenwechsel zu interessieren. Zusammen mit ihrer Familie verließ sie im Sommer 2017 nach 13 Jahren das Osterzgebirge, um im Westerzgebirge zu arbeiten.