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Glas, Pappe und Stroh am Christbaum

Christa und Norbert Gleich aus Lauda-Königshofen stellen im Heimatmuseum Neschwitz aus. Nicht zum ersten Mal.

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© Carmen Schumann

Von Kerstin Fiedler

Selbst gefertigte Strohsterne in verschiedenen Mustern und handgewebte rote Schleifen am Weihnachtsbaum: Für Christa und Norbert Gleich aus Lauda-Königshofen, der mit Neschwitz seit vielen Jahren partnerschaftlich verbundenen Weinstadt im Main-Tauber-Kreis, ist dieser Christbaumschmuck nur ein kleiner Teil ihrer Sammlung. Sie beschäftigen sich bereits seit etwa 25 Jahren vor allem mit der Herstellung von Glasperlen-Christbaumschmuck aus Böhmen, dem sogenannten Gablonzer Christbaumschmuck. Die Strohsterne, den Gablonzer Schmuck sowie drei weitere geschmückte Weihnachtsbäume können die Besucher des Neschwitzer Heimatmuseums ab heute sehen. Eröffnet wird die Weihnachtsausstellung der Kultur- und Heimatfreunde zum Weihnachtsmarkt.

Das Ehepaar Gleich wird an diesem Tag gern auch die Fragen der Besucher beantworten, denn sie haben das Sammelgebiet Christbaumschmuck vor allem beim Studium von Fachliteratur durchforstet. Angeregt wurden sie von einem in Wertheim bestehenden Glasmuseum, das alle Glasherstellungsprozesse sehr anschaulich zeigt, erzählt Norbert Gleich. Der 74-Jährige und seine 70-jährige Frau fanden vor allem Gefallen an den filigranen Objekten. Die Sammelleidenschaft war geweckt, und so gingen sie gemeinsam auf die Suche. „Auf Flohmärkten, Verkaufsausstellungen und in Antiquitätengeschäften wurden wir fündig“, sagt Norbert Gleich. Etwa 150 Teile Gablonzer Christbaumschmuck sind nun in Neschwitz ausgestellt. Insgesamt gibt es aber fünf Weihnachtsbäume. Einen schmückt eine in Thüringen hergestellte Glas-Serie, die für den Export vorgesehen war. „Die in Lauscha gefertigten Kugeln oder Zapfen waren den Amerikanern wohl nicht bunt genug“, schmunzelt Norbert Gleich. Er ist froh, dass er eine Serie mit Namen Polar von 1990 in der Sammlung hat. Doch auch auf Pappe gedruckte und in Formen gestanzte Motive im neo-viktorianischen Stil sowie ein Weihnachtsbaum mit meist silbernen Glaskugeln und in Formen gestalteten Motiven ziert die Ausstellung. Die sogenannte Weiße Welle war bereits zur Zeit des Jugendstils modern. „Nahtlos vollzog sich der Übergang zu farbigen Motiven, dem Glasbaumschmuck im Art-Deco-Stil“, erklärt Norbert Gleich.

Vergoldete Motive

Einen Teil ihrer Sammlung stellen die Gäste natürlich in den Vitrinen aus, so zum Beispiel etwas ganz Besonderes aus Bayern. Hier handelt es sich um weihnachtliche Motive im Flachguss, die aus Zinn sind und vergoldet wurden. „Wir vermuten, dass sie aus Nürnberg stammen“, sagt Norbert Gleich. Auch darauf ist er sehr stolz, denn von diesen typisch bayrischen Motiven gibt es nicht mehr allzu viele.

Christa und Norbert Gleich kommen gern nach Neschwitz. „Seit der Wende haben wir den Osten erkundet. Zuerst waren wir auf der Wartburg“, erinnert sich der ehemalige Luftwaffenoffizier. Nachdem er 1993 in den Ruhestand ging, half er bei der Stadtverwaltung Lauda in den Bereichen Kultur, Rad- und Wanderwege und Fremdenverkehr. Noch heute ist er auf Messen unterwegs und auch gern als Fremdenführer – nicht nur zu Hause, sondern auch zum Beispiel in den Niederlanden, wo er gern wandert. Überhaupt ist das Wandern eine große Leidenschaft der Familie. Auch einige Neschwitzer Feuerwehrleute und Mitglieder der Kultur- und Heimatfreunde hat er damit schon angesteckt.

Nicht das erste Mal in Neschwitz

In Neschwitz stellen die Gleichs nicht zum ersten Mal aus. Im Schloss hat Norbert Gleich schon seine Holzschnitte präsentiert, denn er ist auch Grafiker. Außerdem gab es eine Ausstellung des Kunstkreises Lauda, deren Vorsitzender Gleich ist. Zur Weihnachtsausstellung hat er seinen besten Freund Karl von Baumbach mitgebracht, der in Lauda den Heimatverein leitet. Der hat immerhin 250 Mitglieder und kümmert sich auch um die Erhaltung der Fachwerkhäuser und Madonnen-Bildwerke. „Unsere Region wird auch Madonnenländchen genannt“, sagt von Baumbach. Es gab aber auch eine Ausstellung im Heimatmuseum, bei der Christa und Norbert Gleich einen Teil ihrer Bügeleisensammlung präsentiert haben.

Zum heutigen Weihnachtsmarkt wird die Ausstellung um 11 Uhr im Heimatmuseum eröffnet. Sie läuft bis zum 18. Januar.

Geöffnet ist das Heimatmuseum Neschwitz jeweils sonntags sowie am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag von 13 bis 17 Uhr, Führungen nach Anmeldung unter 035933 30179 oder 035933 120232