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Girbigsdorf sucht Schlossherr

Das Schöpstal schreibt seine Immobilien aus. Für das Feuerwehrgerätehaus liegen bereits Angebote vor.

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Von Rita Seyfert

Die Gemeinde Schöpstal verscherbelt ihr Tafelsilber. So könnten es böse Zungen beschreiben. Bürgermeister Bernd Kalkbrenner nennt es „Prioritäten setzen“. Denn die Kindertagesstätten, Schulen, Straßen und der Hochwasserschutz gehen vor, wie er sagt. Aus diesem Grund sucht die Gemeinde derzeit für einige Immobilien neue Nutzer. Eine davon ist das Herrenhaus in Girbigsdorf, Aueweg 2. Inmitten vom Auepark ist das Objekt im englischen Baustil der ganze Stolz des Ortes. Und es ist sogar eines von drei Schlössern, auf die das Schöpstal blicken kann. Neben Girbigsdorf stehen die anderen beiden in Kunnersdorf und Ebersbach.

In der ersten Etage mietet derzeit noch der AZV drei Büros, der Bauhof im Erdgeschoss zieht demnächst aus.
In der ersten Etage mietet derzeit noch der AZV drei Büros, der Bauhof im Erdgeschoss zieht demnächst aus. © nikolaischmidt.de
Der Schöpstaler Bürgermeister Bernd Kalkbrenner steht im Girbigsdorfer Herrenhaus auf der Veranda und öffnet ein Fenster. Der Spieplatz unweit vom Auepark stammt noch aus den 1980er-Jahren. Das Schloss beherbergte zu DDR-Zeiten die Wochenkrippe und den Ki
Der Schöpstaler Bürgermeister Bernd Kalkbrenner steht im Girbigsdorfer Herrenhaus auf der Veranda und öffnet ein Fenster. Der Spieplatz unweit vom Auepark stammt noch aus den 1980er-Jahren. Das Schloss beherbergte zu DDR-Zeiten die Wochenkrippe und den Ki © nikolaischmidt.de
Den großen Saal nutzt der AZV für seine Versammlungen. Hin und wieder wird er auch für Feiern vermietet.
Den großen Saal nutzt der AZV für seine Versammlungen. Hin und wieder wird er auch für Feiern vermietet. © nikolaischmidt.de

Erstmals erwähnt als Holzschloss wurde es 1346. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das zweigeschossige Schloss mit den Tudorbögen mehrfach umgebaut, laut Denkmalschutz zuletzt um 1860. Eine Instandsetzung der alten Bausubstanz steht nun an. Auch am Dach müsste wieder was gemacht werden.

Der Auepark mit Freilichtbühne, Kegelbahn und einem umfangreichen Baumbestand westlich der Bebauung steht nicht zum Verkauf. Nur das Areal um das Schloss herum soll veräußert werden. Das Mindestangebot des Kaufpreises liegt bei sehr moderaten 94 000 Euro. Die erste Ausschreibung endete am 5. August. Ein Käufer hat sich aber bislang noch nicht gefunden.

Als Schlossherr kommt ohnehin nicht jeder in Frage. Wer Interesse bekundet, der muss eine konkrete Nutzungskonzeption vorlegen. In Kunnersdorf wagte die Gemeinde bereits den Schritt – und verkaufte das alte Schloss an eine Zahnärztin, die dort ihre Praxis einrichtete. Bürgermeister Bernd Kalkbrenner spricht von einem Vorzeigebeispiel. Auch das Girbigsdorfer Schloss solle nun einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung zugeführt werden.

Viele Jahre lang war das Schloss ein Haus der Kinder. Zu DDR-Zeiten bot es erst der Wochenkrippe Quartier, später dem Kindergarten, bevor in den 1980er-Jahren die Kita Schöpstal gebaut wurde. Leer steht das Gebäude auch jetzt nicht. Der neue Eigentümer kann sogar mit Mieteinnahmen rechnen. In dem teils ausgebauten Dachgeschoss wohnt ein älteres Ehepaar, das dort auch bleiben darf. „Es ist gut, dass die da sind“, so Kalkbrenner. Wenn nachts Licht brennt, mache niemand Blödsinn.

In den Räumen der ersten Etage hat der Abwasserzweckverband (AZV) „Weißer Schöps“ seine Geschäftsstelle eingerichtet. Der etwa 40 Quadratmeter große Saal samt Veranda, den der AZV für seine Versammlungen nutzt, wird aber auch für Feiern vermietet. Und während der Bauarbeiten in den Kindertagesstätten in Ebersbach und Girbigsdorf diente der Saal vor einigen Jahren vorübergehend als Ausweichmöglichkeit für die Kinderbetreuung.

„Wir könnten uns auch vorstellen, dass der AZV das Gebäude übernimmt“, sagt Bürgermeister Kalkbrenner. AZV-Geschäftsführer Christian Mühle ist diesbezüglich aber nicht so euphorisch. Ein Verbandsrat habe das Thema in einer der jüngsten Verbandsversammlungen zwar angesprochen. Eine klare Tendenz habe sich aber nicht gezeigt. „Als Zweckverband brauchen wir nur drei Büroräume“, stellt AZV-Chef Mühle klar. Mit dem Erwerb des Schlosses würde sich in puncto Untervermietung ein weiteres Geschäftsfeld entwickeln. Damit müsste der AZV seine Strukturen überdenken. Wenn nur der Erwerb der Büroräume zur Debatte stehen würde, könnte das eine Idee sein. Falls nicht, könne sich der AZV laut Mühle aber auch einen Umzug vorstellen. „Drei Büroräume bekommt man auch woanders“, sagt er.

Ansonsten nutzt derzeit noch der Bauhof das Erdgeschoss. Ein Umzug sei aber schon geplant. Ein neuer Stützpunkt wird derzeit in der ehemaligen Girbigsdorfer Rindermast hergerichtet.

Eine weitere Immobilie, die derzeit in Schöpstal neben dem Schloss zum Verkauf steht, ist das Girbigsdorfer Feuerwehrgerätehaus in der Ebersbacher Straße 30. „Angebote hierfür liegen bereits vor“, so Kalkbrenner. Nun müsse das Bauamt die Wertstellung und Nutzungskonzeption prüfen. In der kommenden Gemeinderatssitzung im September solle darüber entschieden werden.