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Gipfeltreffen der Häuptlinge

Seit 80 Jahren reitet Winnetou über die Felsenbühne Rathen. Zur Jubiläumsfeier war erstmals Gojko Mitic mit dabei.

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© Daniel Förster

Von Anja Weber

Kurort Rathen. Wegelagerer Lucky hat sich extra noch ein blaues Auge schlagen lassen für seinen Auftritt am Sonnabend in Rathen. Und wer den Kurort vom Wasser aus erobern wollte, musste unweigerlich an Lucky und seinem Kompagnon vorbei und das in bester Wild-West-Manier mit Pistolengeknalle und Wegezollforderung. Ganz Rathen war im Indianer-Fieber. Zum 80. Mal reitet in diesem Jahr Winnetou, der fiktive Häuptling der Mescalero-Apachen, über die Felsenbühne Rathen. Deshalb hatten die Landesbühnen Sachsen und der Kurort ein Fest organisiert. Höhepunkt war ein Gipfeltreffen der Winnetou-Darsteller auf der Felsenbühne der letzten Jahre.

Winnetou auf der Felsenbühne Rathen

Gojko Mitic zum ersten Mal auf der Felsenbühne Rathen. Er zeigt von der Bühne aus in Richtung Bastei, dort oben hat er 1965 mehrere Szenen für den Film „ Die Söhne der großen Bärin “ gedreht.
Gojko Mitic zum ersten Mal auf der Felsenbühne Rathen. Er zeigt von der Bühne aus in Richtung Bastei, dort oben hat er 1965 mehrere Szenen für den Film „ Die Söhne der großen Bärin “ gedreht.
Schauspieler Jean-Marc Birkholz als ehemaliger Winnetou-Darsteller begrüßt die Gäste und Komparse Kerstin Richter.
Schauspieler Jean-Marc Birkholz als ehemaliger Winnetou-Darsteller begrüßt die Gäste und Komparse Kerstin Richter.
Viele Emotionen beim Treffen der Winnetous im berühmten Naturtheater.
Viele Emotionen beim Treffen der Winnetous im berühmten Naturtheater.
Schauspieler Olaf Hais, Jean-Marc Birkholz und Peter Mohr, alles ehemalige Winnetou-Darsteller schreiben fleißig Autogramme.
Schauspieler Olaf Hais, Jean-Marc Birkholz und Peter Mohr, alles ehemalige Winnetou-Darsteller schreiben fleißig Autogramme.
Winnetous Vater Intschu-tschuna alias Schauspieler Olaf Hörbe (Autor) und Old Shatterhand alias Jürgen Haase in der Inszenierung „ Winnetou I “ von Olaf Hörbe nach Karl May.
Winnetous Vater Intschu-tschuna alias Schauspieler Olaf Hörbe (Autor) und Old Shatterhand alias Jürgen Haase in der Inszenierung „ Winnetou I “ von Olaf Hörbe nach Karl May.
Schauspieler Jean-Marc Birkholz (sitzend) und Schauspieler Olaf Hais lassen sich in der Maske nach ihrem Auftritt als Winnetou wieder abschminken bzw. schminken sich wieder ab.
Schauspieler Jean-Marc Birkholz (sitzend) und Schauspieler Olaf Hais lassen sich in der Maske nach ihrem Auftritt als Winnetou wieder abschminken bzw. schminken sich wieder ab.
Inmitten von Winnetous der Felsenbühne Rathen: Gojko Mitic gibt am Eingang des Theaters unter einem Zelt Autogramme.
Inmitten von Winnetous der Felsenbühne Rathen: Gojko Mitic gibt am Eingang des Theaters unter einem Zelt Autogramme.
Andreas Gärtner, Leiter der Felsenbühne Rathen steht mit einem alten Plakat von 1938 auf der Bühne und zeigt es neben Winnetou Jean-Marc Birkholz in das Publikum.
Andreas Gärtner, Leiter der Felsenbühne Rathen steht mit einem alten Plakat von 1938 auf der Bühne und zeigt es neben Winnetou Jean-Marc Birkholz in das Publikum.

Was sonst noch zu Pfingsten los war

Erlebnisse zum Mühlentag Reges Treiben herrschte am Pfingstwochenende rund um die Schmilksche Mühle. Auch hier wurde der Mühlentag begangen. Emil und Oskar ließen sich mit Opa Ferenc Nagy von Müller Sven Härting die Arbeitsweise erklären.
Erlebnisse zum Mühlentag Reges Treiben herrschte am Pfingstwochenende rund um die Schmilksche Mühle. Auch hier wurde der Mühlentag begangen. Emil und Oskar ließen sich mit Opa Ferenc Nagy von Müller Sven Härting die Arbeitsweise erklären.
Offene Ateliers Zum Aktionstag „Kunst: offen“ zeigte auch Maler Jochen Fiedler aus Cunnersdorf bei Hohnstein, wie und wo er arbeitet. Hier steht er inmitten eines Teils seiner Bilder. In dem Haus wohnt er auch.
Offene Ateliers Zum Aktionstag „Kunst: offen“ zeigte auch Maler Jochen Fiedler aus Cunnersdorf bei Hohnstein, wie und wo er arbeitet. Hier steht er inmitten eines Teils seiner Bilder. In dem Haus wohnt er auch.
Mittelalterliches auf der Burg Viele Besucher zog es auf die Burg Weesenstein im Müglitztal. Beim Mittelalterfest kämpften Ritter auf der Turnierbahn gegeneinander, traten Gaukler auf und konnte man altes Handwerk bestaunen.  Foto: Marko Förster
Mittelalterliches auf der Burg Viele Besucher zog es auf die Burg Weesenstein im Müglitztal. Beim Mittelalterfest kämpften Ritter auf der Turnierbahn gegeneinander, traten Gaukler auf und konnte man altes Handwerk bestaunen. Foto: Marko Förster
Rassiges Rodeo Mika Schulze vom Reiterhof Körner galoppiert mit hohem Tempo über die Slalomstrecke. Zu Pfingsten wurde bereits das „41. Sebnitzer Rodeo“ ausgetragen. Die zahlreichen Besucher sahen rassige Pferde und spannende Wettkämpfe, bei denen jede Menge Staub aufgewirbelt wurde. Abends gab es dann die passende Countrymusik.
Rassiges Rodeo Mika Schulze vom Reiterhof Körner galoppiert mit hohem Tempo über die Slalomstrecke. Zu Pfingsten wurde bereits das „41. Sebnitzer Rodeo“ ausgetragen. Die zahlreichen Besucher sahen rassige Pferde und spannende Wettkämpfe, bei denen jede Menge Staub aufgewirbelt wurde. Abends gab es dann die passende Countrymusik.

Angefangen bei Jürgen Haase, der heute den Old Shatterhand spielt, über Olaf Hais, Jean-Marc Birkholz, Peter Mohr, Marc Schützenhofer und der aktuelle Winnetou: Michael Berndt-Canana. Mittendrin war auch noch der Defa-Chefindianer Gojko Mitic. Er verkörperte viele Jahre den Winnetou in Bad Segeberg und war am Sonnabend als Gast in Rathen. Auf der Felsenbühne hat der 77-Jährige noch nie gespielt. Deshalb freue er sich, dass er zum Jubiläum eine Aufführung miterleben dürfe. In der Nähe sei er aber schon einmal gewesen, etwas weiter oben auf der Bastei, erzählt er. Das war 1965 zu Dreharbeiten für den Defa-Indianerfilm „Die Söhne der großen Bärin“. Auch er weiß, dass die Fangemeinde in Sachsen von Indianern und dem Wilden Westen nach wie vor ungebrochen ist. Für die echten Fans gab es vor der Aufführung am Sonnabendnachmittag noch eine Winnetou-Autogrammstunde. Da war Schlange stehen angesagt. Die Zeit reichte kaum aus, um alle Wünsche zu erfüllen.

So mancher in der langen Reihe hatte sich stilecht als Old Shatterhand, Winnetou, Squaw oder einfach als Indianer verkleidet. So auch Familie Schneider aus Dresden. „Jedes Jahr ist eine Winnetou-Aufführung auf der Felsenbühne Pflicht“, sagt Thilo Schneider. Schon zu DDR-Zeiten habe er voller Spannung um Weihnachten herum die Winnetou-Filme gesehen, damals die von dem 2015 verstorbenen Pierre Brice. Der war übrigens 1988 zum 50. Jubiläum auf der Felsenbühne Rathen zu Gast.

Die Zuschauer am Sonnabend waren des Lobes voll. So lebensnah wie auf der Felsenbühne könne man sonst nirgends Indianerstücke sehen, hieß es. „Dazu kommt diese einmalige Kulisse“, sagt Günther Mehnert, der sich für diesen Tag als Sheriff in Schale geworfen hatte. Selbst Rathens „Oberindianer“ und Bürgermeister, Thomas Richter, hatte sich einen Federschmuck angelegt, wenn auch einen kleinen. Sein Vater hatte 1938 als Elfjähriger auf der Felsenbühne als Indianer mitgewirkt. Wie Familie Richter schien der gesamte Kurort im Felsenbühnen- oder Indianerfieber gewesen zu sein. Überall wurden Aktionen angeboten, Bogenschießen, indianisches Leben, Musik im Tipi, Bullenreiten. Und wer das Anlegen der Kriegsbemalung vergessen hatte, dem wurde auf dem Weg zur Felsenbühne von Ursula und Heike geholfen. Mit geschickten Pinselstrichen verwandelten sie jedes Greenhorn.

Wer dann den Rückzug übers Wasser antreten wollte, stieß wieder auf die beiden Wegelagerer. Sie verabschiedeten die Gäste in rauer Wild-West-Manier: „Geht ihr Sackratten und lasst euch hier nie wieder blicken.“ Das allerdings dürfte dem Bürgermeister nicht gefallen. Denn Besucher füllen die Gemeindekasse. Die Winnetou-Aufführungen gibt es übrigens noch zehnmal in diesem Jahr, die nächste am 27. Juni.