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Giftstoffe in öffentlichen Gebäuden belasten die Kommunen

Naphthalin ist nicht nur für Zeithain ein Problem. Andere Gemeinden sind ebenfalls betroffen – auch finanziell.

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© Andreas Weihs

Landkreis. Die Erfahrung anderer Kommunen mit dem Thema Naphthalin zeigt vor allem eines: Es wird teuer. Müssen beispielsweise die Fußböden in Kitas, Schulen oder Behörden erneuert werden, braucht es spezialisierte Ingenieurbüros, extra Beprobungen und umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen für die Bauarbeiter sowie bei der Entsorgung. „Wir wollten die Fußböden zwar sowieso wechseln, dadurch ist es aber bedeutend teurer geworden“, sagt beispielsweise der Thiendorfer Bürgermeister Dirk Mocker (parteilos) mit Blick auf die Grundschule Ponickau. Bei deren Bau in den 1960ern wurden – wie auch in der Zeithainer Grundschule (SZ berichtete) – in einigen Zimmern Teerplatten als Feuchtigkeitssperre in den Fußböden verbaut. Und die dünsten nun giftige Stoffe aus. Nachdem es Klagen über den unangenehmen Geruch in Klassenzimmern gegeben hat, ergaben Tests erhöhte Naphthalin-Werte. Daraufhin wurde in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises zunächst umfangreich gelüftet und in den Sommerferien schließlich saniert, so Dirk Mocker. „Wir hoffen, das Thema ist damit aus der Welt geschafft.“ Sicherheitshalber werden aber noch einmal Messungen durchgeführt. – Noch weit entfernt von einem Ende der Maßnahmen gegen den Naphthalin-Gestank ist man dagegen an der Diesterweg-Grundschule in Pirna-Copitz. Auch hier dünsten alte Teerplatten aus, im Speisesaal wurde deshalb der Boden in den Sommerferien bereits getauscht. Zudem soll das gesamte Schulgebäude ab 2018 – und damit früher als geplant – komplett saniert werden. Allein für Abbruch und Wiederaufbau der Fußböden benötigen die Handwerker schätzungsweise vier bis fünf Monate, die gesamte Sanierung wird anderthalb Jahre dauern, heißt es aus der Stadtverwaltung. Die Schüler sollen währenddessen in Container umziehen. Bis es so weit ist, sollen vor allem in den Wintermonaten spezielle Lüfter für saubere Luft in den Klassenzimmern sorgen.

Extreme Auswirkungen hat die Naphthalin-Belastung in der Grundschule Hauptmannsgrün, einem Ort im Vogtland. Seit drei Jahren sind Gebäudeteile, die mit Teerpappe isoliert worden sind, gesperrt. Im Juli begann nun sogar der Abriss des Flügels, berichtet die Freie Presse.

Keine Teerplatten, sondern der Kaltanstrich, mit dem die Betonfußböden zu DDR-Zeiten gestrichen wurden, sorgte dagegen schon 2014 für einen Teer-ähnlichen Geruch im Erdgeschoss des Großenhainer Rathauses. Die damals dort eingemietete Sparkasse zog vorübergehend aus, der Fußbodenaufbau wurde für 40 000 Euro erneuert. (SZ/ste/ulb/ce/mö)