Merken

Giftpflanze in Neugersdorf

Der Riesenbärenklau macht sich im Stadtwald Neugersdorf breit. Ihn zu beseitigen wird schwer.

Teilen
Folgen
© dpa

von Patrick Richter

Es ist klar, dass bei dieser Pflanze Vorsicht geboten sein muss. Riesengroß sind zwar die Blüten, aber zu sehr warnen die gezackten Blätter vor dem Gift, das sie bereithalten. Der sogenannte Riesenbärenklau macht es sich immer mehr in unseren Breiten bequem, dabei kommt er ursprünglich aus dem Kaukasus und gehört damit zu den sogenannten Neophyten – Pflanzen, die sich in Regionen ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Ein Areal mit dieser Pflanze wurde von einem Anwohner im Neugersdorfer Stadtwald entdeckt.

Im Neugersdorfer Stadtwald wurde in diesem Jahr eine große Gruppe vom gefährlichen Riesenbärenklau entdeckt. Die Stadt versucht nun, die Pflanze loszuwerden.
Im Neugersdorfer Stadtwald wurde in diesem Jahr eine große Gruppe vom gefährlichen Riesenbärenklau entdeckt. Die Stadt versucht nun, die Pflanze loszuwerden. © szo

Dort war das Vorkommen der Pflanze zuvor unbemerkt geblieben, bis der Neugersdorfer Wilfried Marschner in diesem Jahr die Entdeckung machte. Direkt am Weg „Am Wasserturm“, in der Nähe des Schießstands und der benachbarten Kleingartenanlage hat sich schon eine größere Gruppe entwickelt. Marschner war die Gefährlichkeit der Pflanze bekannt, als er den kleinen Urwald entdeckte. „Meinem Enkel habe ich gleich gesagt, er soll auf den Weg bleiben“, sagt Wilfried Marschner.

Besonders schmerzhaft bei Sonnenlicht

Anschließend habe er sich das Ganze aus der Nähe angesehen und jede Menge des Riesenbärenklaus gefunden. Bei der Stadtverwaltung von Ebersbach-Neugersdorf habe er das alles im Sommer vorgebracht, erzählt er. Wilfried Marschner wohnt nicht weit entfernt vom Stadtwald und ist deswegen häufiger dort unterwegs. Ein paar andere Stellen habe er schon gesehen, aber dort waren nur kleinere einzelne Pflanzen. Eine derart große Ansammlung habe Marschner aber sonst nicht gesehen.

Das Gefährliche am Riesenbärenklau ist das Gift, das er in sich trägt. Bei Berührung mit der Haut können Verätzungen entstehen. Besonders bei Sonnenlicht wird das sehr schmerzhaft, denn der Stoff in der Pflanze wirkt phototoxisch – er reagiert unter Lichteinstrahlung.

Eine Meldepflicht für das fremde Gewächs, das auch hier über zwei Meter hoch werden kann, gibt es nicht. Zumindest nicht beim Landkreis Görlitz, wie die Pressesprecherin Marina Michel im Landratsamt sagt. So sei jeder Grundstücksbesitzer selbst dafür verantwortlich, dass von dort keine Gefahr ausgeht. Wenn das nicht zutrifft, muss die Pflanze auch nicht beseitigt werden. Eine Umweltgefahr gehe vom Riesenbärenklau nicht direkt aus.

Verbrennen oder in den Müll

Hans-Gert Herberg vom Naturschutzzentrum Zittauer Gebirge warnt vor der Pflanze. Vorsicht sei geboten und Hautkontakt solle vermieden werden. Er sieht eine mögliche Ursache der Verbreitung der Pflanze in ungemäßer Entsorgung. „Manche Kleingärtner entsorgen die Pflanzenreste aus ihrem Garten einfach im Wald“, sagt Herberg, „das ist eine Unsitte.“ So bilde eine Pflanze des Riesenbärenklaus bis zu 30 000 Samen, die selbst 15 Jahre später noch keimen können. Wenn eine solche Pflanze im Wald entsorgt wird, sei es kein Wunder, dass eine neue Gruppe Riesenbärenklau dort entsteht. Die Blüte mit den Samen sei entweder zu verbrennen oder sollte im Müllsack in der Restmüll-Tonne landen, rät Hans-Gert Herberg.

Bei der Stadtverwaltung von Ebersbach-Neugersdorf will man nun handeln und die Pflanzen daran hindern, sich weiter auszubreiten. „Die Stadt hat es dem zuständigen Förster gemeldet, dieser wird sich die Neophyten ansehen“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Auch, wenn nicht die Pflicht dazu besteht, solle der Riesenbärenklau im Stadtwald umgehend entfernt werden, damit er sich nicht weiter verbreitet.

Dessen Herr zu werden, sei aber schwierig, wie Herberg vom Naturschutzzentrum Zittauer Gebirge sagt. Um dem Riesenbärenklau den Garaus zu machen, müsse er vor der Samenbildung eine Handbreit unter der Erdoberfläche ausgestochen werden. Da dann meist aber schon viele Samen in der Umgebung gelandet sind, erklärt Herberg, würde die komplette Beseitigung mehrere Jahre dauern.