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Gewerkschaft holt Bombardier-Mitarbeiter in Görlitz vor das Werktor

Stellenabbau und Abteilungsschließungen - seit knapp einem Jahr leben die Bombardier-Mitarbeiter in Görlitz und Bautzen in Ungewissheit. Wie sieht die Zukunft aus? Nun steht ein Streik bevor.

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Miriam Schönbach

Görlitz. Die IG Metall will am 28. September die Bombardier-Mitarbeiter erneut vor die Tore des Werks in Görlitz rufen. „Wir wollen unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Fast ein Jahr nach der Ankündigung des Stellenabbaus im Werk Sachsen gibt es immer noch zu viele Ungewissheiten über die Zukunft der Arbeitsplätze“, sagte Ostsachsen IG Metall-Bevollmächtiger Jan Otto. Zu der Aktion wird auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) erwartet. Eine Woche später, am 5. Oktober, soll es am Görlitzer Standort nochmals eine Betriebsversammlung geben. Dabei soll auch Bombardier-Deutschlandchef Germar Wacker sein.

Einige Steine, so Otto, konnten bereits bei Gesprächen zwischen Geschäftsführung, Gewerkschaft und Betriebsräten aus dem Weg geräumt werden. So gebe es unter anderem die Zusage, dass mindestens 60 Ingenieure in den Bombardier-Werken in Bautzen und Görlitz bleiben könnten. Ursprünglich sollten 200 Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung gehen. Auch die Berufsausbildung soll erhalten bleiben. Voraussetzung dafür sei eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die Unterstützung durch das Land in Form von Innovationsförderung. Diese hatte Sachsens Wirtschaftsminister an eine Standortgarantie für beide sächsischen Werke geknüpft.

Gleichzeitig machen aber immer neue Gerüchte die Runde, derzeit über Stellenabbau in der Teile- und Komponentenfertigung. Im August hatte der Schienenfahrzeughersteller für Görlitz 100 zusätzliche Schweißer als Leiharbeiter gesucht, berichtet Unternehmenssprecher Andreas Dienemann. Otto fordert von der Geschäftsführung, Auftragseingang und -auslastung für die kommenden Jahre anzugehen und darzulegen, um Ruhe in die Betriebe zu bringen. Betriebsbedingte Kündigungen im Bereich der Teile- und Komponentenfertigung werde die Gewerkschaft in keinem Fall akzeptieren, betonte Otto.

Vor knapp einem Jahr hatte das kanadische Unternehmen mitgeteilt, die sächsischen Werke zu einem Kompetenzzentrum beim Erhalt beider Standorte zusammenzulegen. Drei Monate später folgte die Ankündigung, in Deutschland 1 430 der knapp 10 500 Arbeitsplätze zu streichen - mit größten Einschnitten in Sachsen und dem Werk im brandenburgischen Hennigsdorf. Demnach sollten ursprünglich 240 Arbeitsplätze in Bautzen und Görlitz sowie 200 Stellen in Hennigsdorf eingespart werden. Zusätzlich sollten Hunderte Leiharbeiter gehen. Derzeit beschäftigt Bombardier in den sächsischen Werken gut 3 000 Mitarbeiter. (dpa)