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Tarifvertrag gefordert

Das Unternehmen Sick hat in ganz Deutschland mehrere Standorte. Aber Ottendorf ist der Einzige ohne Flächentarifvertrag.

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© Robert Michael

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Mit rund 7 000 Beschäftigten ist der Sensorenhersteller Sick weltweit in 88 Ländern vertreten. Die Tochtergesellschaften sitzen in ganz Europa sowie in Kanada, den USA, Südamerika, Australien, Nord- und Südafrika sowie in Asien. Und auch in Deutschland hat das Unternehmen neben seinem Hauptsitz in Waldkirch mehrere Standorte, unter anderem in Hamburg, Meersburg, Düsseldorf und auch einen in Ottendorf-Okrilla. Doch dieser unterscheidet sich in einem ganz besonderen Punkt von den anderen Werken. Denn in Ottendorf-Okrilla gibt es immer noch keinen Flächentarifvertrag für die Mitarbeiter. Das soll sich nun endlich ändern!

Verhandlungen begonnen

Am Mittwoch haben deswegen in Waldkirch die Verhandlungen mit der IG Metall Freiburg und der IG Metall Bautzen begonnen. „Für einen Konzern mit steigenden Umsatzzahlen und hohen Gewinnen sollte es Pflicht und keine Kür sein, an allen, auch an den ostdeutschen Standorten das gleiche Tarifniveau zu zahlen“, ist Hermann Spieß, Verhandlungsführer der IG Metall, überzeugt. Vor allem weil Ottendorf auch kein kleiner Standort ist, den man mal leicht übersehen kann. Erst im Dezember 2014 hatte die Firma im Gewerbegebiet ihre Produktionsfläche auf 9 000 Quadratmeter verdoppelt, also auf die Fläche von etwa einem Fußballfeld. 15 Millionen Euro steckte das Unternehmen in die Erweiterung. Angefangen hatte alles kurz nach der Wende mit drei Mitarbeitern in Dresden, 1991 wurde die kleine Firma von der Sick AG übernommen, wenig später zogen die Dresdner nach Ottendorf. Seit dem Jahr 2010 wuchs Sick am Standort um jährlich 20 Prozent. Jetzt liegt der Umsatz bei über 50 Millionen Euro im Jahr. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 250 gewachsen. „Wir sind einer der Motoren im gesamten Sick-Konzern“, sagt Geschäftsführer Volker Herrmann. Messgeräte „Made in Ottendorf“ sind auf der ganzen Welt begehrt, in den USA, Kanada, Australien, dem Nahen Osten und in China.

Weltmarktführer für Spezialtechnik

Vor allem die Ultraschallgeräte, mit denen der Durchfluss in Gas- und Ölpipelines gemessen wird, verkaufen sich bestens. „Hier sind wir Weltmarktführer“, erklärt Herrmann. Gefertigt werden Instrumente in jeder Größe. Vom eher kleinen Teil von 30 bis 40 Kilogramm bis zum Riesenmessinstrument mit einem Durchmesser von rund 1,20 Metern.

Doch wenn der Ableger solch ein Motor ist, warum wird dann hier als einziger deutscher Standort der Flächentarifvertrag nicht anerkannt? Einen ernstzunehmenden Grund gibt es wahrscheinlich nicht. „Die Zeit, in der hervorragend ausgebildete Fachkräfte in Ostsachsen zu Dumpinglöhnen bezahlt werden, muss endlich vorbei sein. Sicher ist Sick in Ottendorf-Okrilla weit entfernt vom Mindestlohn, doch wo ist in der Wertigkeit der Unterschied, ob ein Entwickler in der Nähe von Dresden oder in Waldkirch ein Produkt entwickelt, das dem gesamten Konzern zu hervorragenden Ergebnissen hilft“, fragt sich Jan Otto von der IG Metall Bautzen.

Wie sich die weiteren Verhandlungen zur Einführung des Flächentarifvertrages der Metall- und Elektroindustrie auch in Ottendorf gestalten, wird sich in den kommenden Wochen erst zeigen. Am 17. Juni wird es dazu einen Termin direkt vor Ort in Ottendorf geben.