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Gespaltene Feuerwehr

Normalerweise freuen sich Feuerwehrleute über moderne Technik. In Dürrröhrsdorf-Dittersbach sorgt ein neues Auto jetzt für Streit.

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© Dirk Schulze

Von Dirk Schulze

Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Noch bis vor Kurzem lief es so: Die Feuerwehrleute, die bei einem Alarm zuerst am Gerätehaus in Dürrröhrsdorf-Dittersbach eintrafen, fuhren direkt mit dem großen Löschfahrzeug los. Der Rest der Truppe kam kurz darauf im roten B 1000 hinterher. Das habe den Vorteil gehabt, dass die ersten Kräfte schnell am Einsatzort waren und dort schon mit dem Löschen oder dem Aufbau der Technik beginnen konnten. So schilderte es ein Feuerwehrmann kürzlich im Gemeinderat. Eine Handvoll Kameraden war in die öffentliche Sitzung gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn seit Kurzem funktioniert das gewohnte System nicht mehr. Der B 1000, Baujahr 1977, parkt nicht mehr an seinem angestammten Platz im Gerätehaus. An seiner Stelle steht jetzt ein nagelneuer Mercedes Sprinter, ein Einsatzleitwagen, vollgepackt mit modernster Kommunikationstechnik.

Das sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein. Doch seit das neue Auto da ist, gibt es böses Blut unter den Feuerwehrleuten von Dürrröhrsdorf-Dittersbach. „Es hat die Feuerwehr gespalten“, sagte einer der Männer, die ins Rathaus gekommen waren. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, niemand habe etwas von dem neuen Fahrzeug gewusst. Seitdem gehe ein regelrechter Riss durch die Feuerwehr. Der B 1000, der durch den Neuzugang ins alte, nicht mehr genutzte Gerätehaus abgeschoben wurde, müsse dringend wieder her und außerdem repariert werden. Für die Hochwasserausrüstung sei auf dem neuen Einsatzleitwagen kein Platz.

Auto kam spontan

Zudem hätten die Feuerwehrleute erst auf Nachfrage erfahren, dass der B 1000 bei der Leitstelle abgemeldet ist. Sie fahren jedoch weiterhin damit zum Einsatz. Was ist, wenn etwas passiert? Der Frust sitzt so tief, dass einer von zwei stellvertretenden Wehrleitern deswegen seinen Rücktritt erklärt hat. Wenn es so weitergehe, würden viele Kameraden austreten, hieß es.

Der neue Einsatzleitwagen, der den Streit ausgelöst hat, steht seit Ende April im Gerätehaus von Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Es ist eines von elf Fahrzeugen, die der Freistaat im Frühjahr an die Landkreise übergeben hat. Der für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde in Dürrröhrsdorf-Dittersbach stationiert. Die mit Laptop, Drucker und schnellem Internetzugang ausgerüsteten Fahrzeuge sind als mobile Einsatzzentrale für den Katastrophenschutz gedacht, können aber von der örtlichen Feuerwehr mit genutzt werden. Die Betriebskosten trägt der Landkreis.

Die Gemeinde sei im Vorfeld vom Kreisbrandmeister angesprochen worden, ob sie Interesse an einem solchen Fahrzeug hätte, erklärt Bürgermeister Jens-Ole Timmermann (Unabhängige Bürger). In Abstimmung mit dem Wehrleiter hat er zugesagt. „Wir sind auch sehr froh darüber, ein so super ausgestattetes Auto zu haben“, sagt Timmermann.

Dass das Fahrzeug kommt, sei dann aber erst eine Woche vorher richtig klar gewesen. Dieser Mangel an Informationen hätte bei einem Teil der Kameraden für Verärgerung gesorgt. Der Wehrleiter, gegen die sich die Vorwürfe zum Teil richten, könnte jedoch nichts dafür. Er hätte zuvor keine konkreten Infos gehabt.

Gemeinderat fordert Klärung

Der B 1000 ist tatsächlich aus der Ausrückeordnung der Leitstelle abgemeldet, wie die verärgerten Kameraden bemängeln. Das bestätigt Bürgermeister Timmermann. Dies sei aber schon vor längerer Zeit geschehen – in Abstimmung mit der Wehrleitung. Für den Erstangriff ist das große Löschfahrzeug vorgesehen, darin haben neun Feuerwehrleute Platz. Zum Hinterherfahren für später eintreffende Kameraden stehe der B 1000 aber weiterhin zur Verfügung „Er kann bei Einsätzen nach wie vor genutzt werden“, sagt Timmermann.

Die Gemeinde will nun noch einmal Geld bereitstellen, um das in die Jahre gekommene Auto zu reparieren. Am Standort wird sich aber nichts ändern: Der B 1000 kommt nicht zurück ins neue Gerätehaus. Längerfristig wolle sich die Gemeinde um einen zeitgemäßen Ersatz bemühen, erklärt Timmermann.

Um den Riss in der Feuerwehrmannschaft zu kitten, bei dem es wohl nicht nur um den B 1000, sondern auch um persönliche Zwistigkeiten geht, gab es aus dem Gemeinderat den folgenden Hinweis an die Kameraden: „Ihr müsst euch an einen Tisch setzen und das klären.“