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Gesinnungs-Krieg an der Hauswand

In Röderau sind vermehrt Graffitisprayer unterwegs. Die Polizei prüft Zusammenhänge mit anderen Schmierereien.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Röderau. Wild dahingekritzelt mit blauer, roter und schwarzer Farbe, sind die Schmierereien am ehemaligen Waldschlößchen in Röderau nicht zu übersehen. Genauso wenig wie die politische Botschaft. Unbekannte Sprüher hatten in den vergangenen Wochen zunächst Hakenkreuze und Runen auf die verfallene Fassade gemalt. Diese rechten Symbole passten anderen Sprühern mit scheinbar entgegengesetzter Gesinnung aber gar nicht – sie übermalten die Zeichen wiederum mit linken Sprüchen und Abkürzungen. Und verschonten dabei auch die Straße vor dem Waldschlößchen nicht. „Antifa“, eine gängige Abkürzung für die antifaschistische Bewegung, steht jetzt in roten Großbuchstaben auf der Zeithainer Straße. Beide Aktionen haben nun die Polizei auf den Plan gerufen.

Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung von einer Privatperson liegt vor, sagte Polizeisprecher Marko Laske. Die Höhe des Sachschadens sei derzeit allerdings noch unbekannt. Auch gebe es zurzeit noch keine Tatverdächtigen. Dass die Täter bekannt seien – diese Nachricht kursierte kurzzeitig im sozialen Netzwerk Facebook – bestätigte die Polizei damit nicht. Ihr sei auch nicht bekannt, dass es sich bei dem ehemaligen Rockschuppen um einen regelmäßigen Treffpunkt von linken oder rechten Gruppen handelt.

Für den Zeithainer Bürgermeister ist dieser Fall ein weiterer in einer ganzen Reihe von Vandalismusschäden in der Gemeinde. Und obwohl sich die ehemalige Gaststätte Waldschlößchen in der Hand eines Unternehmers aus Bayern befindet und der Landkreis Meißen für die Zeithainer Straße zuständig ist, ärgert sich Ralf Hänsel darüber. „Ich habe das Bauchgefühl, dass der Vandalismus in Summe zunimmt“, so der Bürgermeister in Erinnerung an die vielen Graffiti, an fremdenfeindliche Aufkleber oder an eingeschlagene Scheiben an Haltestellen. In den meisten Fällen habe die Gemeinde zwar eine Anzeige bei der Polizei erstattet, doch ebenso oft wurden die Ermittlungen wieder eingestellt. Erfolglos, so der Bürgermeister. Viel Hoffnung hat er deshalb auch nicht, dass die Schmierer von Röderau gefasst werden. – Obwohl die Polizei zuletzt ja durchaus Erfolge vorweisen kann. Erst am vergangenen Sonnabend schnappten die Beamten einen 30-Jährigen. Ein Anwohner hatte beobachtet, wie der Deutsche ein Wartehäuschen auf der Alleestraße in Riesa besprühte – kurze Zeit später wurde er von der Polizei aufgegriffen. Zwei Wochen zuvor hatte die Polizei zudem zwei junge Männer im Alter von 19 und 22 Jahren in Großenhain geschnappt, nachdem sie auf der Hohen Straße die Fassade einer Sporthalle sehr großflächig besprüht hatten.

Ob es zwischen diesen drei Männern und den vielen neuen Graffiti im Raum Riesa einen Zusammenhang gibt, lasse sich laut Marko Laske noch nicht abschließend sagen. „Selbstredend werden hier mögliche Zusammenhänge geprüft“, so der Polizeisprecher.

Zuletzt hatte nämlich vor allem ein unbekannter Sprayer für Aufregung in Riesa und Zeithain gesorgt: Er sprühte unter anderem auf die Schlossmauer in Promnitz oder an die Elbbrücke die Schriftzüge „BIG5“ und „Flavor“. Neue Erkenntnisse gibt es in diesem Fall jedoch nicht, erklärte Marko Laske.