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Geschichten vom Brautpaar erzählen

Julia Steglich aus Lauschka ist freie Rednerin für Hochzeiten. Wann wird ihr Service in Anspruch genommen? Der DA sprach mit der jungen Frau.

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© Dietmar Thomas

Lauschka. Seit Anfang des Jahres bietet Julia Steglich einen besonderen Service an. Sie ist freie Rednerin für Hochzeiten. Diese ersetzen nicht den Gang zum Standesamt. Der ist nach wie vor aus rechtlichen Gründen notwendig.

Frau Steglich, für wen bieten Sie freie Trauungen an?

Für Leute, die ihre Eheschließung besonders festlich und individuell feiern wollen, denen das Standesamt zu wenig ist oder die eine kirchliche Trauung nicht möchten. Der Vorteil ist, Ort und Zeit der Trauung sind frei wählbar. Oft haben die Orte, an denen gefeiert wird, etwas Persönliches mit dem Paar zu tun. Entweder haben sie sich hier kennengelernt, finden hier ihre Erholung, es ist der Ort, an dem sie aufgewachsen sind, oder sie sind Fans von alten Gebäuden. Manche wollen auch in ihrem Garten feiern. Alles ist möglich. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Ort sollte allerdings zum Paar passen.

Sie sind seit einem halben Jahr freie Rednerin für Hochzeiten. An welchen außergewöhnlichen Orten waren Sie im Einsatz?

Mein bisher außergewöhnlichster Auftrag ist eine Trauung in Norwegen. Das Pärchen aus Chemnitz fährt jedes Jahr dorthin in den Urlaub. Dort findet es den notwendigen Ausgleich zum stressigen Alltag. Deshalb wollen sich die Eheleute auch dort noch einmal im besonderen Ambiente das Ja-Wort geben.

Meine bisher aufregendste Trauung war eine sehr kurzfristige. Einem Partner fehlten die Scheidungsunterlagen. Deshalb entschied man sich zunächst für eine freie Trauung und ging später auf das Standesamt. Mir blieben gerade mal etwas mehr als zwei Wochen, um das Pärchen per Skype kennenzulernen und die Rede zu schreiben. Aber alles ist gutgegangen, und es war eine sehr schöne Trauung.

Gibt es noch andere Gründe für eine freie Trauung?

Ja. Manche Paare wollen ihr Eheversprechen nach einer gewissen Zeit erneuern. Das kann verschiedene Gründe haben. Entweder es ist ein Jubiläum oder die Eheleute haben etwas Großes gemeinsam gemeistert oder überstanden. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Die freie Trauung nutzen auch gleichgeschlechtliche Paare.

Wir sind Sie auf die Idee gekommen, Rednerin für Hochzeiten zu werden?

Ich wollte als Jugendliche schon immer was mit Hochzeiten machen. Doch als Hochzeitsplaner bin ich nicht geeignet, da mir die dekorative Ader fehlt. Also habe ich den Beruf der Sport- und Fitnesskauffrau gelernt. Danach kam das BWL-Studium. Eigentlich wollte ich danach wieder in meine Heimatstadt Dresden zurück. Doch mein Mann hat mich sozusagen nach Lauschka entführt. Wir haben vor zwei Jahren geheiratet – zuerst auf dem Standesamt und dann gab es eine freie Trauung. Das hat mich begeistert. Und weil ich noch etwas suchte, mit dem ich mich mit meiner Selbstständigkeit neben meinen Kursangeboten von „Lauf Mama lauf“ verwirklichen kann, bin ich darauf gekommen, freie Rednerin für Hochzeiten zu werden. Dass ich reden kann, wusste ich. Und ich habe meine Entscheidung bisher nicht bereut. Die Nachfrage wird immer größer.

Wie bereiten Sie Ihre Reden vor, und was ist anders als auf dem Standesamt?

Zunächst gibt es ein Kennenlerngespräch. Bei diesem wird getestet, ob die Chemie zwischen mir und dem Paar stimmt. Ich erfahre, wann und wo die Trauung geplant ist und ob es Besonderheiten zu beachten gibt. Dann folgt das Vorbereitungsgespräch. Dafür habe ich mir einen Fragebogen angelegt. Es geht in meiner Rede darum, die Geschichte des Brautpaares zu erzählen. Oft sind die Partner überrascht, wenn ich Fragen stelle, wie die Antwort des anderen ausfällt. Manche meinen, das hätten sie gar nicht mehr so in Erinnerung oder sie haben gewisse Details gar nicht beachtet. Es ist spannend, die Geschichte von zwei Menschen zusammenzupuzzeln. Das Gespräch nehme ich auf Band auf, damit ich mich voll konzentrieren kann. Wieder daheim bereite ich die Rede vor. Sie ist sehr persönlich. Das ist der wesentliche Unterschied zum Standesamt. In die Rede können auch Trauzeugen oder Familienangehörige eingebunden werden, die selbst ein paar Worte sagen wollen.

Gibt es außer der persönlichen Rede noch weitere Dinge, die solch eine Trauung besonders machen?

Wenn es gewünscht wird, gibt es Hochzeitsrituale. Gemeinsam mit dem Paar suche ich aus, was zu ihm am besten passt. Die Rituale haben symbolischen Charakter. Das kann zum Beispiel das Anzünden einer Hochzeitskerze, das Fliegenlassen von Tauben oder ein Sandspiel sein, bei dem Sand mit verschiedenen Farben in einem Gefäß zusammenfließt. Auch Schieferblätter mit Wünschen der Gäste können zusammengepuzzelt werden. Alles ist möglich. Die Paare können sich auch ein Eheversprechen geben. Das schreiben und sprechen sie meist selbst. Ich gebe lediglich, wenn gewünscht, Hinweise. Ich sehe mich als Teil der Hochzeit, als einer der Dienstleister. Die Organisation übernehmen ein Hochzeitsplaner, Freunde oder das Brautpaar selbst. Dazu gehört auch das Aussuchen der passenden Musikstücke.

Nimmt das Interesse an freien Trauungen zu?

Ja, das kann man wohl sagen. Ich bin in den nächsten Wochen fast jeden Sonnabend im Einsatz und habe auch schon für das Jahr 2017 Aufträge.

Es fragte: Sylvia Jentzsch