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Geschichte zum Anfassen

Die Geschichtswerkstatt der TAG ist ein kleines Museum. Und sie soll noch mehr sein.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die braune Sitzgarnitur sieht noch aus, als wäre sie frisch aus dem Laden. Wer sich auf das Sofa setzt, sinkt tief in die weichen Polster ein. „Die ist vom VEB Sitzmöbel Waldheim“, sagt Frank Götzel. Das Möbel steht mit vielen anderen in der Geschichtswerkstatt der TAG und Götzel betreut die Werkstatt, die mehr sein soll als ein DDR-Museum. Und das jetzt seit fünf Jahren.

Nach Museum sieht es erst einmal aus. Neben dem Wohnzimmer gibt es eine Küche im Schick der 1960er Jahre. Komplett eingerichtet mit einer beachtlichen Putzmittelsammlung. Das Fruko-Puddingpulver vom VEB Ring Mittweida im Hängeschrank ist bestimmt auch schon 30 Jahre alt. Geschmacksrichtung Himbeere. „Ich hab mal eine Packung ausprobiert. Es war noch genießbar. Hat nur ein bisschen nach Papier geschmeckt“ erzählt Götzel. Mehr als 50 Leute haben Möbel und Alltagsgegenstände für die Geschichtswerkstatt gespendet. Viele Produkte von Betrieben der Region sind dabei. Wie die Küchenmaschine Mixette aus dem VEB Döbelner Beschläge und Metallwerk, ein Gerät wie ein Panzer. 1958 war es auf der Herbstmesse in Leipzig als Neuheit vorgestellt worden. Der Elektroheizer, der gegen die Kühle im Raum ankämpft, stammt aus dem VEB Elektrowärme Döbeln, dessen Nachfolgeunternehmen bis heute unter gleichem Namen produziert.

Gesprächsrunden im Obergeschoss

Die meisten Betriebe sind aber verschwunden. Manche der ehemaligen Mitarbeiter treffen sich heute noch – unter anderem in der Geschichtswerkstatt. Zum Beispiel aus dem VEB Rohtabak. In der Geschichtswerkstatt liegt die Betriebschronik des Unternehmens. Die Gärtnerischen Produktionsgenossenschaften waren schon Thema. Und mit Klaus Bauer, Seniorchef der gleichnamigen Elektrofirma, sei eine Veranstaltung zu einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks geplant, die nach der Wende erfolgreich in eine andere Rechtsform überführt wurde, sagte Götzel.

In Zusammenarbeit mit geschichtsinteressierten Referenten gab es in der Werkstatt Veranstaltungen zu Döbelner Gaststätten und Kinos, zur Lommatzscher Pflege und zur Geschichte des Döbelner Bürgergartens. Die „Döbeln-Reihe“ soll mit Veranstaltungen zur Entwicklung einzelner Stadtteile und zu Geschäften der Innenstadt fortgesetzt werden, so Götzel. „Das sind keine Vorträge, sondern Gesprächsrunden.“ Die Werkstatt biete dafür sehr gute Voraussetzungen, im Obergeschoss finden bis zu 30 Leute Platz.

Im vergangenen Jahr waren rund 650 Kontakte zustande gekommen. Großeltern kamen mit ihren Enkeln, Schulklassen. Und sogar Leute aus Dresden seien schon da gewesen.

Öffnungszeiten mittwochs von 10 bis 12 Uhr, Gesprächsrunden montags von 14 bis 16 Uhr.