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Geschäfte mit Kleiderspenden

Im Stadtgebiet stehen 59 Altkleider-Sammelcontainer. Manche erwecken einen dubiosen Eindruck. Zurecht.

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© Montage/SZ-Bildstelle

Von Susanne Plecher

Großenhain. Der beige Container steht ein bisschen ab vom Schuss. Unkraut wuchert um ihn herum, jemand hat einen Haufen Schlacke daneben abgekippt, Spinnen haben ein Netz in der Einwurfluke gesponnen. „Kleider- und Schuhsammlung“ steht darauf, und: Wir sammeln für eine saubere Umwelt. Dass das allerdings nicht immer ganz sauber zugeht, findet ganz schnell heraus, wer im Internet nach dem Betreiber recherchiert.

Der Container hinter dem Buswartehäuschen in Göhra gehört der Firma Profittex aus Bochum. Sie hat auch einen Behälter am Großenhainer Standort Dr.-Schweitzer-Straße/ Ecke Dr.-Semmelweiß-Straße aufgestellt. Eigentlich ist Mitteldeutschland verbrannte Erde für das Unternehmen. Es ist nicht zu unrecht verpönt. Allein in Leipzig hatte es unerlaubterweise 760 Sammelcontainer platziert, die die Stadt bis zum Jahresende 2014 kostenpflichtig entfernte. Erst Anfang August hat Leipzig einen Prozess gegen den Entsorger gewonnen. Auch aus Halle, Gera, Nordhausen und Dessau-Roßlau sind ähnliche Fälle gemeldet worden. Die Kommunen sind teils gerichtlich gegen Profittex vorgegangen. Der Container am Großenhainer Standort Dr.-Schweitzer-Straße/ Ecke Dr.-Semmelweiß-Straße hat laut Stadtverwaltung jedoch seit dem 1.Januar 2014 eine Sondernutzungserlaubnis. Er ist legal.

Hohe Profite locken Betrüger

Von einem anderen Exemplar in Lampertswalde ist das nicht so klar. Es gehört der Firma Boex aus Frankfurt/Main, die sich auf die Sammlung von Schuhen spezialisiert hat. Auch sie ist einschlägig bekannt, hat in Leipzig und Markkleeberg illegal Container aufgestellt. Der Standort, den sie sich für ihren Lampertswalder Behälter ausgesucht hat, lässt alle Alarmglocken schrillen. „Illegale Container“, so Ulrich Müller, „erkennt man daran, dass schon das Stück Land, auf dem sie stehen, einen merkwürdigen Eindruck macht.“

Müller ist Vorstand vom Dachverband FairWertung, einem bundesweiten Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider transparent sammeln und verwerten. Oft sehe es rings um ungepflegt aus, lägen sie ein wenig abseits. Abgesehen von Mobilfunknummern fehlen Hinweise auf den Betreiber meist. Wer seine ausrangierte Kleidung gern in guten Händen wissen will, der sollte von solchen Containern die Finger lassen. Denn sie sind ein Wertstoff, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Immerhin werden pro Tonne Altkleider bis zu 500 Euro gezahlt.

Die hohen Profite locken Betrüger. Schon im Mai 2013 hat das Deutsche Rote Kreuz davor gewarnt, dass bundesweit immer häufiger illegale Container aufgestellt würden. Von rund 40 Prozent der Container war damals die Rede. Meist werden die illegal eingesammelten Kleider von Billiglöhnern sortiert und nach Afrika und Osteuropa verkauft. Der unattraktive Rest wird auf Kosten anderer entsorgt. „Unsere Erfahrungen zeigen: Was die illegal arbeitenden Sammler nicht gebrauchen können, bleibt oft auf Straßen und Plätzen zurück oder landet in den legalen Containern“, berichtet Beate Heinz vom Fachverband Textilrecycling im Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. Kommunen haben dadurch doppelten Schaden: Ihnen entgehen die Aufstellgebühren, die in Großenhain pro Jahr 70 Euro betragen, und sie müssen sich um die achtlos weggeworfene Kleidung kümmern. In Großenhain stehen 59 genehmigte Altkleidersammelcontainer. Illegale seien bislang nicht bekannt, so Rathaussprecherin Diana Schulze auf Anfrage der SZ.

Alte Kleider für soziale Zwecke

Platzhirsch im Altkleidersegment ist in Großenhain die KuB GmbH aus Dresden, die ihre Textilcontainer häufig neben Glascontainern von Remondis aufstellt. Sie vermarktet die Textilien geschäftsmäßig – und transparent. Fast 400 Altkleidercontainer hat die Firma im Bereich Dresden und im Elbland verteilt. Man erkennt sie an einem Aufdruck, einer Telefonnummer und einer Internetadresse.

Gemeinnützig sammeln Humana (gelbe Container) und die Deutsche Kleiderstiftung Spangenberg. Einmal pro Woche leert Bernd Franke von der Diakonie die beiden grünen Container vor der Marienkirche. Wer seine ausgedienten Anziehsachen hier abgibt, kann sicher sein, dass sie für den guten Zweck weiter verwertet werden. Die Deutsche Kleiderstiftung und der Kirchenbezirk nutzen sie für die Rumänienhilfe. Die Stiftung ist Mitglied im Dachverband „FairWertung“. Die Kleidungsstücke werden sozialen, diakonischen oder karitativen Zwecken zugeführt.