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Geruchsbelästigung beschäftigt die Politik

Ein SZ-Bericht über einen Vorfall zum Jahreswechsel in Riesa sorgt für Reaktionen. Nun verlangen die Grünen Aufklärung.

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© SZ-Archiv/M. Mieth

Von Christoph Scharf

Riesa. Am Anfang stand ein merkwürdiger Geruch in Gröba: Am 30. Dezember meldeten Anwohner bei Feuerwehr und Stadtwerken einen vermeintlichen Gasgeruch. Die Feuerwehr schickte einen Messleitwagen, die Stadtwerke Mitarbeiter – die bald Entwarnung gaben: Eine Gefahr habe wohl nicht bestanden. Etwas später war klar, woher der Geruch kam: Lastwagen hatten mehrere Lkw-Ladungen mit Material aus dem Stahlwerk abgefahren, das bei der jährlichen Großreinigung des sogenannten Absetz-Zyklons im Walzwerk abfällt.

Laut Werkleiter Frank Jürgen Schaefer hätten in dem Stoffgemisch Zersetzungsprozesse eingesetzt, bei denen wohl auch Schwefelwasserstoff freigesetzt worden sei. Das könne für den Geruch verantwortlich sein. Die Dämpfe seien aber nicht gefährlich, so Schaefer damals zur SZ.

Diese Aussage ruft jetzt die Grünen-Landtagsabgeordnete Katja Meier auf den Plan. Sie hat zum Vorfall eine Kleine Anfrage im Landtag gestellt. „Wenn bei der Reinigung im Walzwerk des Stahlwerks Feralpi tatsächlich Schwefelwasserstoff freigesetzt wurde, ist eine Gefährdung der Bevölkerung nicht auszuschließen.“ Das übelriechende, farblose, hochgiftige Gas könne zu starken Reizwirkungen der Schleimhäute und zu Kopfschmerzen führen, so die Abgeordnete. Die Staatsregierung soll den Ursachen für die Geruchsbelästigung nachgehen und die Gefährlichkeit überprüfen. „Allein auf die Aussagen des Stahlwerkschefs zur Ungefährlichkeit des Geruchs zu vertrauen, reicht nicht aus“, so Meier. Notfalls müsse es entsprechende Auflagen für das Stahlwerk geben.

Werkleiter Schaefer ist nach wie vor der Auffassung, dass von den Dämpfen keine Gefahr ausging. „Bei der Schwefelwasserstoff-Dosis, um die es hier geht, müsste jeder Bauernhof eingehaust werden. Schließlich werden auch bei der Verdauung von Wiederkäuern und anderen Tieren solche Gase freigesetzt.“ Die per Anfrage geforderten Daten werde man der Landesdirektion selbstverständlich zuarbeiten. Derzeit riecht es ohnehin nicht mehr: Die jährliche Reinigung während des Produktionsstopps im Walzwerk sei längst erledigt.