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Gerichtsvollzieher weggejagt

Ein sogenannter Reichsbürger sollte sich wegen Nötigung verantworten, doch er schwänzte seinen Nötigungs-Prozess.

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© dpa (Symbolfoto)

Von Alexander Schneider

Das Amtsgericht Dresden hat einen sogenannten Reichsbürger aus Klotzsche zu einer Geldstrafe verurteilt. Er soll vor Jahren einen Gerichtsvollzieher, der zum Pfänden eines Bußgelds gekommen war, von seinem Grundstück gejagt haben. Außerdem habe der 52-Jährige gedroht: „Ich kriege dich und deine Familie!“ Für diese Nötigung sollte der Mann 1 400 Euro zahlen. Doch er legte Einspruch ein. Am Dienstag war der Prozess vorgesehen.

Reichsbürger sind eine seltsame Klientel zwischen Religionsgemeinschaft, Sekte, Anhängern kruder Verschwörungstheorien bis hin zu Rechtsextremisten. Sie eint, dass sie die Bundesrepublik Deutschland als Staat ablehnen. In der BRD sehen sie eine Firma, gar eine Aktiengesellschaft, zu deren „Personal“ sie sich nicht zählen. Offenbar hatte der Angeklagte daher das Bußgeld, das der Gerichtsvollzieher eintreiben wollte, nicht akzeptiert, weil es von einem nicht legitimen Staat kam.

Richter Herbert Dietz, die Staatsanwältin und mehrere Zeugen warteten jedoch vergeblich auf den Reichsbürger. Er ist nicht erschienen. Dabei muss der Mann aus Klotzsche auf die Hilfe fremder Mächte gehofft haben. Nach Angaben des Gerichts habe er sogar die Botschafter verschiedener Staaten, darunter die USA, Griechenland, Portugal, den Iran und Irland sowie Vertreter internationaler Gerichtshöfe gebeten, ihm aus dem Schlamassel mit der BRD-AG zu helfen. Doch auch ein Botschafter wurde im Amtsgericht nicht erblickt. Nicht einmal einer aus der Türkei, und die sind zurzeit stark interessiert an öffentlichen Auftritten in Deutschland. Der Einspruch wurde verworfen.