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Geranien für die Mieter

Damit Balkonkästen voller Blumen ein schönes Bild abgeben, schießt die Wohnungsgenossenschaft etliche Euro zu.

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© Anne Hübschmann

Großenhain. Die Aktion ist vor mehr als zehn Jahren aus der Idee eines Balkonwettbewerbes der Wohnungsgenossenschaft Großenhain hervorgegangen: ein Angebot von Balkonpflanzen für die Mieter der Genossenschaft. An diesem Sonnabend ist es wieder soweit, und es gibt Geranien für die Balkone. Im Nebengebäude der Genossenschaftsverwaltung an der Johannes-R.-Becher-Straße werden sich am heutigen Sonnabendvormittag wieder 2800 Pflanzen präsentieren. Angeliefert wurden sie von der Firma Gießmann aus der Parkstraße. „Wir geben die Pflanzen vergünstigt an unsere Mieter weiter“, sagt Kathrin Philipp vom Vorstand. Sechs Pflanzen können zu 50 Cent je Stück erworben werden. Dafür stellt die Genossenschaft 1500 Euro bereit. Wer weitere Blumen braucht, kauft sie zum Normalpreis. Dass alle Geranien neue Interessenten finden, steht für den Großvermieter außer Frage. „Im Vorjahr ist alles alle geworden“, so Kathrin Philipp. Ab 10 Uhr beginnt der Verkauf, doch viele Mieter werden wohl schon früher da sein.

Das Ganze soll auch eine Art Mietertreff sein. Denn Steffen Klunker, alias Suppenmuppe, steht mit seiner Gulaschkanone bereit. Den Coupon für eine vergünstigte Mahlzeit fanden die Genossenschaftsmitglieder in ihrer Mieterzeitung. Man kann also noch etwas essen und ein bisschen schwatzen.

Einige, vor allem ältere Mieter, werden wieder den Pflanzservice nutzen. Mitarbeiter der Genossenschaft machen dabei gleich die Balkonkästen fertig. Und wer will, kann sich für ein kleines Entgelt die Geranien vom Hausmeister direkt auf den eigenen Balkon liefern lassen. „Davon wurde auch in den Vorjahren vor allem im Preuskerviertel rege Gebrauch gemacht“, erinnert sich Kathrin Philipp. Überall sah man danach die Farbtupfer auf den Balkonen.

„Ich bin 2012 in die Johannes-R.-Becher-Straße gezogen und seitdem hole ich mir die Pflanzen für den Balkon“, sagt Rentner Siegmund Heinze. Das Angebot werde von den Bewohnern sehr gern angenommen. „Zweieinhalb Stunden, dann ist alles verkauft“, sagt Siegmund Heinze. So gelinge es, das Wohnviertel noch hübscher zu machen. Nicht nur ältere, auch jüngere Mieter nutzen das Angebot, „alle Generationen“, sagt der Rentner. Doch selbst aus den Genossenschaftswohnungen am Kupferberg und von der Gustav-Schuberth-Straße kommen Mitglieder, um sich Balkonblumen zu holen.

Die Genossenschaft gehört mit 1 324 Wohnungen zu den größten Vermietern der Stadt. In ihrem Wohnungsbestand befinden sich Altbauwohnungen, Wohnungen aus den 50er und 60er Jahren, Reihenhäuser und auch Plattenbauten. Auf dem Rostiger Weg in „Golanien“ gehören rund 500 Einheiten zur Genossenschaft. Sie wurden in den vergangenen Jahren fachmännisch und solide teil- bzw. vollsaniert. Damit kann die Wohnungsgesellschaft ein vielfältiges Angebot von Ein- bis Vierraumwohnungen in einer Wohnqualität anbieten, die dem heutigen Standard entspricht. Und dies zu einem vernünftigen Preis.

Doch weil der Trend zum Eigenheim anhält, gerade in Zeiten niedriger Bauzinsen, müssen sich die Großvermieter stetig um neue Mieter bemühen. Auch mit Aktionen wie den Geranien. Im Preuskerviertel leben viele betagte Einwohner. Sie wohnen meist seit über 50 Jahren schon gemeinsam hier. „Hier grüßt man freundlich, hier wird die Hausordnung gemacht und Rasenlatscher werden zurechtgewiesen“, sagen Bewohner des stadtnahen Altneubaugebietes.

Der Altersdurchschnitt in der Großenhainer Wohnungsgenossenschaft beträgt 60,3 Jahre. Die Mieter bei der Balkonbepflanzung zu unterstützen, ist damit auch eine Art Seniorenhilfe.