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Geplanter Flutschutz schreckt Reichstädter ab

Das Rathaus wartet auf Zustimmungen zum Bachausbau. In vielen Fällen vergebens. Jetzt wurde eine Frist gesetzt.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Reichstädt. Bei den geplanten Arbeiten zum Wiederaufbau des Reichstädter Bachs ist ein Problem aufgetaucht. Der Hochwasserkoordinator der Stadt Dippoldiswalde, Stefan Kadler, hat in der jüngsten Ratssitzung berichtet, dass nur die Hälfte aller Anlieger des Reichstädter Bachs bisher den geplanten Arbeiten zum Hochwasserschutz zugestimmt hätten. Das klang ein wenig so, als ob die Reichstädter keinen Hochwasserschutz wollten.

Solche Gewalten kann der Reichstädter Bach entwickeln. Das Archivfoto links zeigt, wie er Teile der Straße weggerissen hat. Die Hochwassermarke an der Scheune von Stefan Raedeker erinnert heute noch an das Hochwasser vom 9. Juni 2013.
Solche Gewalten kann der Reichstädter Bach entwickeln. Das Archivfoto links zeigt, wie er Teile der Straße weggerissen hat. Die Hochwassermarke an der Scheune von Stefan Raedeker erinnert heute noch an das Hochwasser vom 9. Juni 2013. © Frank Baldauf
Solche Gewalten kann der Reichstädter Bach entwickeln. Das Archivfoto links zeigt, wie er Teile der Straße weggerissen hat. Die Hochwassermarke an der Scheune von Stefan Raedeker erinnert heute noch an das Hochwasser vom 9. Juni 2013.
Solche Gewalten kann der Reichstädter Bach entwickeln. Das Archivfoto links zeigt, wie er Teile der Straße weggerissen hat. Die Hochwassermarke an der Scheune von Stefan Raedeker erinnert heute noch an das Hochwasser vom 9. Juni 2013. © Egbert Kamprath

Reichstädter sehen die Gründe dafür aber ganz woanders. Ortsvorsteher Holger Felix (CDU) fordert, dass die Mitarbeiter aus dem Hochwasserstab der Stadtverwaltung besser auf die Bürger zugehen. Dass hier Mängel bestehen, ist schon im Juni im Ortschaftsrat Reichstädt angesprochen worden. Felix hat sich daraufhin mit einer Mail an Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) und an den Hochwasserkoordinator Stefan Kadler gewandt. Auch im Protokoll des Ortschaftsrats wurde darauf hingewiesen, dass dringend Vorort-Termine nötig sind.

Ein erheblicher Teil der Reichstädter hat sich daher auch zurückgehalten mit einer Rückmeldung. 49 Prozent haben den Vorhaben, die ihre Grundstücke betreffen, zugestimmt, 13 Prozent haben schon abgelehnt, wie Stefan Kadler den Stadtrat informiert hat. Ein gutes Drittel wartet also noch ab. Dazu gehören auch André Schuster, Harald Schuster und Stefan Raedeker, die ihre Grundstücke in Höhe des Niederen Gasthofs am Bach haben.

Sie haben Schreiben bekommen mit Lageplänen, die für Laien sehr schwierig zu lesen sind. „Rund 60 Bäume sollen demnach allein auf meinem Grundstück gefällt werden“, wundert sich Raedeker. Das ist ihm ein viel zu heftiger Eingriff. „Viele andere Fragen sind für uns auch noch offen“, ergänzt André Schuster. Ein Teil der Grundstücke soll dauerhaft in Anspruch genommen werden. Was das bedeutet, ist den Eigentümern nicht so richtig klar. Wer kümmert sich um die Pflege dieser Uferstreifen? Müssen sie dafür weiterhin Grundsteuer bezahlen? Wer kümmert sich darum, wenn dort wieder neue Bäume wachsen? „Wir hätten erwartet, dass man da auf uns zukommt. Nicht einfach nur ein lapidares Schreiben schickt, dass wir die Bauarbeiten auf dem Grundstück gestatten sollen“, sagt Harald Schuster.

Marko Hermersdörfer, der Pressesprecher der Stadt, entgegnet darauf, dass das Projekt am Reichstädter Bach ausführlich vorgestellt worden sei. Im März 2015 haben drei Versammlungen stattgefunden, wo die Planungen für das Unter-, das Mittel- und das Oberdorf präsentiert wurden. Doch das lässt Harald Schuster nicht gelten: „Damals kannten wir die Pläne für unsere Grundstücke ja noch gar nicht. Die hat man uns erst danach geschickt.“

Diese Briefe gingen im März dieses Jahres heraus. Hermersdörfer ist damit ganz zufrieden. „Das weitere Verfahren wurde erläutert und die Grundstückseigentümer um Zustimmung zur Durchführung der Bauarbeiten gebeten. Die Kontaktdaten für Rückfragen wurden nochmals bekannt gegeben“, schreibt er.

Tatsächlich handelt es sich um ein Anschreiben im klassischen Behördendeutsch, dem dann die Pläne beilagen. Dort stehen zwar Telefonnummer und Mailadresse des Bearbeiters. Ein klares Gesprächsangebot ist dort nicht ausgedrückt. Nur das Anliegen „Wir bitten Sie um Zustimmung und Genehmigung der Bauarbeiten auf Ihrem Flurstück.“ Das ist beispielsweise den drei Bachanliegern zu direkt. Solange niemand mit einem Gesprächsangebot auf sie zukommt, wollen sie auch keine Zustimmung zu Bauarbeiten auf ihrem Grundstück geben.

Die Stadtverwaltung hat allerdings eine Frist gesetzt bis 20. September. Danach werde sie alle unbeantworteten Schreiben als Absage werten, kündigte Kadler an. Auf den betroffenen Grundstücken passiere dann schlicht gar nichts. Das hätte zur Folge, dass der Ausbau am Reichstädter Bach nur lückenhaft geschehen wird und der Hochwasserschutz im Dorf relativ schwach bleibt. Das wäre vor allem deswegen ärgerlich, weil die jetzt geplanten Arbeiten zu hundert Prozent gefördert werden.