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Gepflegtes Aussehen von der Fachfrau

Der Görlitzer Kosmetiksalon Tschierschke feiert 40-jähriges Bestehen. Viele Kunden von damals kommen noch heute.

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© Pawel Sosnowski

Von Diedrich Vorberg

Görlitz. Hannelore Tschierschke erinnert sich noch genau, wie es war, als sie ihren Kosmetiksalon an der Schulstraße eröffnet hat. „Als ich am Morgen kam, standen Leute Schlange bis um die Ecke!“, erzählt sie.

Der Liebe wegen kam Frau Tschierschke vor über 40 Jahren nach Görlitz. Sie hatte in ihrer Heimatstadt Spremberg die Ausbildung zur Kosmetikerin abgeschlossen. Als sie nach Görlitz zu ihrem Mann zog, gab es hier keinen Kosmetiksalon, der sie als Mitarbeiterin anstellen konnte. „Aber Arbeitslose durfte es in der DDR nicht geben“, erzählt sie. Deswegen konnte sie nach einem Dreivierteljahr Überzeugungsarbeit bei den Ämtern eine Gewerbeerlaubnis in den Händen halten. „Mein Mann hat den Salon eingerichtet“, sagt sie, „den ersten, 1977 und auch diesen hier.“ Lothar Tschierschke gründete nach der Wende ein erfolgreiches Unternehmen für Dach- und Fassadenbau in Markersdorf.

Facharbeiter für Kosmetik war damals in Ostdeutschland ein anerkannter Lehrberuf. Sogar ein Klinikpraktikum gehörte zur Ausbildung. Frau Tschierschke weiß von einer Kollegin aus ihrem Jahrgang zu erzählen, die gleich nach der Wende in den Westen gegangen sei und in der Praxis eines Hautarztes angefangen hat: „Der hat die mit Kusshand genommen!“

Diese fundierten Kenntnisse und die langjährige Berufserfahrung hätten sie vor manchem Irrweg bewahrt, sagt Hannelore Tschierschke. „Nach der Wende kamen die Vertreter.“ Aber sie wollte sich nichts aufschwatzen lassen, sondern ist selber auf Messen gefahren. Sie hat gezielt ausgesucht, was sie für gut hält. „Heute wird viel Unfug betrieben“, meint sie. Überteuerte Präparate und Mittel wie Ultraschall und Spritzen würden überzogene Erwartungen wecken. „Da mach’ ich nicht mit! Ohne Chirurgie gehen die Falten nicht weg“, aber man könne einen gepflegten Eindruck machen.

Zu einer Gesichtspflege gehören die Reinigung, die Feuchtigkeitsbehandlung mit einem Fluid-Präparat und mit Mitteln zur Pflege. Dabei ist es durchaus von Vorteil, sich in professionelle Hände zu begeben, statt selbst herumzuprobieren. Die Kosmetikerin hat jahrelange Erfahrung in der Auswahl der richtigen Mittel. „Ich arbeite viel mit Proben“, sagt Hannelore Tschierschke. So kann sie die Behandlung individuell auf ihre Kundinnen anpassen. „Es gilt nicht ‚viel hilft viel‘, sondern Regelmäßigkeit ist wichtig.“ Gerade Allergiker und Menschen mit sensibler Haut profitieren davon, kompetent beraten und betreut zu werden. Auch vor der Wende standen den Kosmetikern professionelle Materialien zur Verfügung. Es sei zwar eine Mangelwirtschaft gewesen, aber sie habe nie auf Hausmittel wie Eier und Bier zurückgreifen müssen, erzählt Hannelore Tschierschke. Präparate von Berlin-Chemie und Firma Meentzen aus Dresden standen zur Verfügung. Ihre Kunden sind fast ausschließlich Frauen – bis auf einen Mann, berichtet Hannelore Tschierschke. Darunter seien viele Stammkundinnen. Bei der Vorbereitung zum Jubiläum hätte sie gezählt, dass 27 ihrer Görlitzer Kundinnen schon seit der Eröffnung vor 40 Jahren zu ihr kommen.

Und ihr Wunsch für die Zukunft? „Mit 64 möchte man etwas kürzertreten“, meint sie. Aber ihre Kundinnen geben ihr kaum Gelegenheit. Schon wartet die nächste im Vorraum des Studios.