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Genug Platz für neue Läden

Reichlich einen halben Hektar Land bekommt die Stadt in Mitte. Nach den bisherigen Plänen soll das eine Grünachse werden. Verschenkt sagen viele.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Der größte Grundstückstausch in Radebeul steht unmittelbar bevor. Damit die Landesbühnen ihre neuen Werkstätten bauen können, hat die Stadt mit dem Land Sachsen Boden getauscht. Für die Werkstätten zwischen Schuchstraße und Paradiessstraße auf exakt 5 694 Quadratmetern bekommt die Stadt zwischen Meißner Straße und Roseggerstraße, entlang des Moritz-Garte-Stegs, 5 200 Quadratmeter auf mehreren Grundstücken.

Bislang arbeiten dort noch die Handwerker der Landesbühnen in einem abbruchreifen Gebäude. Nahe der Roseggerstraße dominiert das ehemalige Wohnheim für Lehrerstudenten, ein Plattenbau, die Fläche. Auf dem gesamten Areal zwischen Meißner Straße und Roseggerstraße verlangt die Stadt beräumte Fläche. OB Bert Wendsche: „Wir wollen uns hier auf keine Zusatzkosten einlassen. An der Meißner Straße befand sich einst eine Tankstelle. Wir möchten die Fläche frei von Lasten bekommen.“

Spätestens im Herbst ist es so weit. In der Vereinbarung über den Grundstückstausch steht nämlich, dass sechs Monate nach dem Umzug der Landesbühnenhandwerker in die neuen Werkstätten die Tauschfläche beräumt übergeben werden soll.

5 200 Quadratmeter – das wäre Platz für mindestens zehn Häuser, plus einen kleinen Einkaufsmarkt, sagt ein Leser aus Mitte der SZ. Immer wieder fragen Radebeuler aus der Gegend nach, wann sie denn mal wieder eine Belebung ins Viertel bekommen. Der ehemalige Supermarkt wurde geschlossen. Das Jugendzentrum Rosenhof an der Winzerstraße ist raus. Die Tourist-Information wird noch verschwinden.

Pläne für das Areal gibt es bei der Stadt. Sie sehen auf dem gesamten Gelände zwischen Roseggerstraße und Meißner Straße eine sogenannte Grünachse vor (siehe Grafik). Nichts von neuen Läden oder Wohnungen. Dabei gab es diese Pläne schon mal. Auf dem Gelände der heutigen Freien evangelischen Gemeinde sollte ein kleines Einkaufszentrum entstehen. In der ersten Etage war ein Fitnessstudio vorgesehen. Es gab einen Investor, allerdings auch Protest von Anwohnern, die dort teilweise nicht mehr wohnen.

Wegen dieser Proteste ist der Investor abgesprungen. Die Stadt hat die Planungen mit der Grünachse forciert. Doch die liegen jetzt seit über sieben Jahren in der Schublade. Und selbst OB Wendsche redet inzwischen von möglichen neuen Überlegungen für das Gebiet. Zumal es an der südlichen Richard-Wagner-Straße, rund um den S-Bahn-Haltepunkt Weintraube, eine Aufwertung für das Gebiet geben soll.

Viele wollen einen Einkaufsmarkt

Wendsche: „Zum Moritz-Garte-Steg könnte neu diskutiert werden. Was ja nicht bedeutet, einen hohen Grünanteil völlig beiseitezuschieben.“ Der Plan für ein kleines Einkaufszentrum ist damals jedenfalls beiseitegelegt worden. Es sei hier auch nicht einfach, ein Geschäft wirtschaftlich zu betreiben, sagt Wendsche. Dennoch sei die Stadt bereit, neue Vorschläge von Bürgern entgegenzunehmen. SZ-Leserin Carla Tattermusch geht bereits mit Unterschriftenlisten durch Mitte, um Ideen und Fürsprecher für neue Einkaufsmöglichkeiten zu finden. Sie schreibt gestern: „Ich bin heute den dritten Tag durch die Straßen von Radebeul-Mitte gelaufen, habe Menschen angesprochen und an Häusern geklingelt. Wirklich, es sind bestimmt 99 Prozent, die sich für Radebeul-Mitte einen neuen Einkaufsmarkt wünschen.“ Auch junge Leute würden es begrüßen, mal mit dem Kinderwagen zum Einkaufen fahren zu können.

Daniel Grönke schreibt, dass vor allem ältere Menschen hier Einkaufsgelegenheiten benötigen. Neben einem Lebensmittelmarkt sollte es auch ein Biomarkt mit dazugehörigen Parkplätzen sein. Wolfgang Müller unterstützt diese Ansicht in seinem Schreiben an die SZ: „Unser sehnlichster Wunsch wäre es, wenn ein Penny-Markt in diesem Gebiet etabliert würde, auch mit Fleischer, der Waren aus Dürrröhrsdorf anbietet und einem Bärenhecke-Bäcker.“ Läden wünscht sich auch Peter Böhm.

SZ-Leser Andreas Lange lobt die Einzelhändler, die in Mitte noch durchhalten. Er kennt noch die Betreiber der ehemaligen Tankstelle an der Meißner Straße und erinnert die Stadt daran, sich Bestandunterlagen zu besorgen, damit der eventuell belastete Boden wirklich sauber ausgetauscht wird. Auch er wünscht sich, dass es wieder neue „Einkaufsmöglichkeiten für Waren des täglichen Bedarfs für Anwohner von Radebeul-Mitte, Gäste und Pendler geben“ sollte.

Aus dem Radebeuler Rathaus heißt es, dass Vorschläge jedweder Nutzung für das Gelände gesammelt und mit dem Stadtrat beraten würden. Carla Tattermusch jedenfalls will nicht lockerlassen und noch weiter Unterschriften sammeln. Die Listen möchte sie OB Wendsche übergeben.