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Genossenschaft macht Königshufener glücklich

Familie Klauke aus Görlitz zählt zu den 60 Mietparteien in der frisch sanierten Lausitzer Straße. Für 2017 hat die WGG weitere Pläne.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Eva und Roland Klauke haben allen Grund zu strahlen. „Wir leben jetzt in der schönsten Wohnung unseres ganzen Lebens“, sagt die 69-Jährige. Richtig warm sei es hier und die Küche viel größer als in der alten Wohnung. Für ihren Mann ist das Bad das Beste. „Die große, schwellenlose Dusche ist ganz fantastisch, eine Wanne gibt es auch, und die Waschmaschine passt jetzt mit ins Bad“, sagt der 73-Jährige. Klar sei die Wohnung deutlich teurer als die alte, „da sind wir hart an unserer Grenze“, erklärt er. Aber, so Eva Klauke: „Die Wohnung ist das Rückzugsgebiet im Alter, da muss sie schön sein.“

Die Häuserzeile Lausitzer Straße 8 bis 18 in Königshufen hat bei der Sanierung neue, große Balkone erhalten. Mittlerweile sind hier nun alle 60 Wohnungen vergeben.
Die Häuserzeile Lausitzer Straße 8 bis 18 in Königshufen hat bei der Sanierung neue, große Balkone erhalten. Mittlerweile sind hier nun alle 60 Wohnungen vergeben. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Das Ehepaar Klauke ist eine von insgesamt 60 Mietparteien in der Lausitzer Straße 8 bis 18 in Königshufen. Die Wohnungsgenossenschaft WGG hat die Häuser voriges Jahr komplett saniert. Diese Woche wird im Haus 18 das letzte Treppenhaus fertiggestellt, dann ist innen alles geschafft. „Na ja, nicht ganz“, sagt WGG-Vorstand Simone Oehme: „Wir haben vorige Woche die letzten zwei Wohnungen vermietet.“ Jetzt wird in den Wohnungen vieles nach den konkreten Wünschen der Mieter hergerichtet, damit bis spätestens Juni alle einziehen können. Das heißt: Aus einer von der WGG getroffenen Vorauswahl können die Mieter Fußbodenbeläge, Innentüren, Fliesen und Tapeten auswählen. Die Klaukes haben das längst getan. Die Auswahl sei groß gewesen, sagt Roland Klauke.

Die WGG hat die sechs Aufgänge für rund vier Millionen Euro komplett umgestaltet, die Grundrisse massiv verändert, deutlich größere Balkone an- und Aufzüge eingebaut. Letztere halten direkt auf der Etage. Aus 75 Wohnungen wurden 60. Davon sind 45 seniorengerecht und fünf sogar barrierefrei. Letztere wurden bevorzugt Rollstuhlfahrern angeboten und zumindest teilweise auch an solche vermietet. „Das Interesse an den Häusern war riesig“, sagt Simone Oehme: Zum Tag der offenen Tür am 5. November waren über 800 Leute da, „dann haben wir aufgehört zu zählen.“

Ähnlich schnell ging die Vermietung. Die meisten Mieter haben vorher schon in Königshufen gewohnt, manche sogar innerhalb dieser Häuserzeile. Das Ehepaar Klauke gehört zu den Erstmietern: „Wir sind 1979 hier eingezogen, mit drei Kindern hatten wir eine Vierraum-Wohnung.“ Nun haben sie sich für eine Dreiraum-Wohnung auf der gleichen Etage entschieden.

Leute ziehen von anderswo zu

Ein paar Mieter kommen auch von anderswo, sagt Simone Oehme: „Manche aus umliegenden Orten, aus Richtung Weißwasser und Hoyerswerda, einige aber sogar aus anderen Bundesländern.“ Letztere seien vor allem über das Internet darauf aufmerksam geworden. Weil die Sanierung so hochwertig ist, liegt auch die Kaltmiete mit 6,50 Euro pro Quadratmeter über dem Görlitzer Durchschnitt.

Den 55 Mietparteien vom Alexander-Bolze-Hof 9 bis 21, der im Jahr 2019 abgerissen werden soll, hat die WGG die frisch sanierten Wohnungen bevorzugt angeboten. Vier von ihnen haben sich dafür entschieden. „Insgesamt sind aber schon 33 von 55 umgezogen oder mit einer neuen Wohnung versorgt“, sagt Simone Oehme. Die meisten bleiben bei der WGG und auch in ihrem gewohnten Umfeld in Königshufen. Die sanierten Wohnungen in der Lausitzer Straße waren manchen freilich auch zu teuer. Simone Oehme kann das verstehen, aber: „Bei den hohen Sanierungskosten können wir die Wohnungen nicht günstiger anbieten.“ Dafür gebe es viele Vorzüge. Viele Balkone sind sechs Meter breit und sehr tief, sodass eine kleine Sitzgruppe mit Tisch oder zwei Liegestühle locker Platz haben.

Demnächst kommen noch 27 Parkplätze hinter dem Haus Nummer 18 hinzu. Dafür müssen noch die Poller gesetzt werden, was freilich vom Wetter abhängt. „Wenn alles gut geht, sollen die ersten 18 Plätze schon ab Anfang Februar nutzbar sein, die anderen neun dann im Frühling“, sagt Simone Oehme. Die Plätze kosten 15 Euro netto pro Monat. Die ersten 18 sind schon vergeben, für die anderen läuft die Vermietung jetzt an. Ansonsten ist die Außengestaltung hinter den Häusern schon abgeschlossen, vorn aber noch nicht. „Dort wollen wir im Frühling noch Sträucher pflanzen“, erklärt Simone Oehme.

Die Baumaßnahme war im Jahr 2016 nicht das einzige WGG-Projekt, aber auf jeden Fall das aufwendigste. Daneben wurden am Ostring 32 Wohnungen abgerissen, in der Schlesischen Straße die Heizungen bei 42 Wohnungen rekonstruiert, am Peter-Liebig-Hof 60 Stellplätze gebaut und komplett vermietet, in der Scultetusstraße eine Feuerwehrzufahrt errichtet sowie überall im Stadtgebiet Giebel gedämmt, Fassaden gereinigt, Treppenhäuser instand gesetzt sowie – erstmalig – insgesamt 16 Rollatoren- und Fahrradboxen aufgestellt.

Doch auch jetzt kommt die WGG nicht zum Stillstand. Zwar plant das Unternehmen für 2017 keinerlei Komplettsanierungen oder Abrisse, aber dafür jede Menge andere Baustellen. Die wichtigste und teuerste: 168 Wohnungen erhalten neue Balkone. Betroffen sind die Etkar-Andre-Straße 1 bis 17 und die Fritz-Heckert-Straße 26 bis 36 in Weinhübel sowie die Hans-Beimler-Straße 26 bis 30 und Trotzendorfstraße 14 bis 18 in Rauschwalde.

Die Hälfte dieser Wohnungen hatte bisher gar keinen Balkon, die andere Hälfte einen recht kleinen. Künftig erhalten alle Zweiraum-Wohnungen einen 3,60 Meter breiten Balkon, die größeren Wohnungen sogar einen sechs Meter breiten. Zudem haben die Balkone möglichst niedrige Schwellen. „Dafür werden auch die Balkontüren erneuert“, sagt Simone Oehme. Die Vorbereitungen laufen bereits. Je nach Wetter sind Baustelleneinrichtung und der Tiefbau der Balkonturm-Fundamente für Februar geplant.

Mieter brauchen Ersatzwohnungen

In Königshufen beschäftigt sich die WGG vor allem damit, Ersatzwohnungen für die Mieter vom Alexander-Bolze-Hof 9 bis 21 zu finden, der abgerissen werden soll. Der Großteil der Menschen will im gewohnten Umfeld in Königshufen bleiben – und die WGG will sie natürlich in eigene Wohnungen vermitteln. Ein zweites Projekt in Königshufen ist die Heizungssanierung im Alexander-Bolze-Hof 3 bis 7 und in der Hussitenstraße 31 bis 35. Hier sind 114 Wohnungen betroffen. Daneben sollen in unterschiedlichen Wohnvierteln Treppenhäuser hergerichtet sowie weitere Rollatoren- und Fahrradboxen aufgestellt werden.

Auch das Fassadenreinigungsprogramm will die WGG fortsetzen und eventuell weiteren WBS70-Gebäuden einen schönen Farbanstrich geben. Schließlich sollen viele Mieter so glücklich sein wie Eva und Roland Klauke in der Lausitzer Straße.