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Genossenschaft investiert weiter

Die Glashütter GWG schließt ihr Sanierungsprogramm ab. Die nächsten Aufgaben warten schon auf die Hundertjährige.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Andreas Wunderlich steht vor dem Mehrfamilienhaus Lindenstraße 4. Es ist eingerüstet. Dort sind Dachdecker damit beschäftigt, das Dach zu erneuern. Der 59-Jährige schaut zufrieden zu. Es läuft nach Plan. Ende Juli wird das Gebäude, das der Glashütter Wohnungsgenossenschaft (GWG) gehört, nicht nur ein neues Dach haben, sondern auch eine hübsche Fassade. Eine ähnliche Frischekur wird es im kommenden Jahr für das Nachbarhaus Lindenstraße 5 vom selben Typ geben. „Dann sind wir einmal eine Runde rum“, sagt Andreas Wunderlich, der das Unternehmen seit 1998 als Prokurist führt.

Seit der politischen Wende hat das Unternehmen, das vor hundert Jahren gegründet wurde, fast den gesamten Gebäudebestand saniert. Dafür habe die Genossenschaft, die derzeit 159 bewirtschaftete Wohnungen besitzt und damit zu den kleineren Wohnungsgenossenschaften gehört, jährlich zwischen 100 000 und 400 000 Euro ausgegeben. In diesem Jahr werden es um die 120 000 Euro sein. Wunderlich gesteht, dass man durchaus auch  größere Summen hätte ausgeben können. Doch seine Genossenschaft geht lieber konservativ, also vorsichtig, vor. Sie setzte auf Sicherheit und investierte mit Augenmaß. „Wir sind immer noch damit beschäftigt, unsere Kredite aus den 1990er-Jahren abzuzahlen, weil es damals ungünstige Bedingungen gab“, sagt er. Die Unternehmenspolitik habe sich bewährt. Die Genossenschaft steht finanziell gut da. Die Leerstandsquote in den bewirtschafteten Häusern liegt zwischen zwei und drei Prozent, sagt Wunderlich. Für leerstehende Wohnungen finden sich immer schnell Interessenten.

Und das mag auch an den Mietkonditionen liegen. Bei der Genossenschaft kostet ein Quadratmeter Kaltmiete zwischen 4,80 und 5,10 Euro monatlich. Die Nebenkosten bewegen sich je nach Wohnungsgröße zwischen einem Euro und 1,40 Euro. Das ist auch für junge Leute erschwinglich, die durch die Uhrenindustrie nach Glashütte zur Ausbildung kommen. „Es sind zwar nicht so viele, wie man erwarten könnte“, sagt Wunderlich. Aber es gibt auch noch andere Anbieter, gibt er zu bedenken.

Im Jahr fragen fünf bis sieben junge Leute nach einer Wohnung an. Manche nehmen sich eine kleine, andere bilden Wohngemeinschaften. Die Genossenschaft unterstützt das. „Wir stellen aber unsere Bedingungen“, sagt Wunderlich. Mindestens einer der Mieter muss auch Mitglied in der Genossenschaft werden. Das hat zur Folge, dass sich die Jugendlichen selbst zu einer Gemeinschaft zusammenfinden. Bisher habe das funktioniert. Alle, die nach diesem Vorbild eine Wohnung angemietet hatten, seien die kompletten drei Jahre der Lehre in der Wohnung geblieben. „Zurzeit gibt es keine Wohngemeinschaft. Es hat sich nicht ergeben“, sagt Wunderlich.

In den kommenden Jahren wird sich die Genossenschaft mit zwei Wohnhäusern befassen, die bisher eher stiefmütterlich behandelt wurden. Die Mehrfamilienhäuser Emil-Lange-Straße 9 und 11. Beide stehen unweit der Glashütter Uhrenmeile und seit vielen Jahren leer. Erste Überlegungen, wie diese saniert werden können, gibt es bereits. Denn so, wie die rund 40 Quadratmeter großen Wohnungen jetzt zugeschnitten seien, könne man sie nur schwer vermieten. Schließlich müsste noch ein Bad in diese Wohnungen integriert werden. Ein Vorbild zur Umgestaltung könnten die Häuser auf der Feldstraße sein, räumt Wunderlich auf Nachfrage ein.

Diese Mehrfamilienhäuser gehörten früher auch der Genossenschaft. Um diese zu sanieren, hätte sein Unternehmen viel Geld in die Hand nehmen müssen. Denn dort mussten nicht nur die Wohnungszuschnitte geändert werden. Auch der Anschluss an das Abwassernetz und eine gute Zufahrt zum Straßennetz fehlte. Zudem gab es nur wenig Platz, um Stellflächen zu errichten. Die Genossenschaft beschloss, die Häuser abzureißen. In letzter Minute – ein Haus war schon abgebrochen worden – kaufte der Bauunternehmer Andreas Zimmermann die Gebäude. Er ließ sie sanieren und löste mit der Stadt Glashütte das Abwasserproblem. Stellflächen entstanden auf dem Platz des abgerissenen Wohnhauses. Wunderlich findet Zimmermanns Lösung gut. „Das ist in Ordnung.“

Ob die Genossenschaft nach einem ähnlichen Muster die Wohngebäude Emil-Lange-Straße 9 und 11 saniere, werde man voraussichtlich im nächsten Jahr entscheiden. Zum einen dürfte bis dahin geklärt sein, wie es mit dem Garagenkomplex auf dieser Straße weitergeht. Die Stadt hatte den Abriss und die Schaffung von Parkplätzen angeregt. Die Besitzer der Garagen lehnen das vehement ab. Eine Entscheidung steht noch aus. Zum anderen wolle die Genossenschaft im kommenden Jahr schauen, wie stark die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ist. Von diesen beiden Faktoren sei es abhängig, ob und wann auch die Häuser auf der Emil-Lange-Straße eingerüstet werden, um sie zu sanieren. Andreas Wunderlich kann also noch nicht sagen, wann die Dachdecker dort anrücken.