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Genossenschaft baut Luxuswohnungen

Aus einem ehemaligen Wohnheim soll jetzt ein Penthouse werden.

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Von Birgit Ulbricht

Klein, praktisch, aber sicher nicht schick – das Wort Luxus fällt bei genossenschaftlichem Wohnen kaum jemanden ein. Das wollen die Großenhainer Genossenschafter jetzt ändern. Sie entdecken die Individualität und damit das Portemonnaie von Kunden, die sie bislang mit ihren Angeboten vielleicht noch nicht erreicht haben. Die Großenhainer Wohnungsgenossenschaft ist kurz vor Weihnachten 2013 noch auf Einkaufstour gegangen. Von der Gröditzer Bauunion hat sie das ehemalige Lehrerwohnheim am Bobersberg gekauft – ein Objekt mit 5600 Quadratmetern, Grün dazu und schönem altem Baumbestand, in der Nachbarschaft von Eigenheimen und dem Wohnheim der Diakonie. 23 Wohnungen entstehen hier.

Hat gut lachen: Genossenschafter Thomas Schippmann hat schon elf von 23 Wohnungen vermietet, dabei ist der Bau noch gar nicht einmal losgegangen. Seit 1994 stand das 1955 gebaute Wohnheim des IfL am Bobersberg leer, und es ist in einem bemerkenswert guten
Hat gut lachen: Genossenschafter Thomas Schippmann hat schon elf von 23 Wohnungen vermietet, dabei ist der Bau noch gar nicht einmal losgegangen. Seit 1994 stand das 1955 gebaute Wohnheim des IfL am Bobersberg leer, und es ist in einem bemerkenswert guten

Die Baugenehmigung liegt gerade auf dem Tisch, da sind schon elf Wohnungen vermietet, erzählt Vorstand Thomas Schippmann. Die größte, mit reichlich 140 Quadratmetern, war als eine der Ersten weg und das bei Mieten von rund sieben Euro kalt. Von Ein- bis Fünf-Raum-Wohnungen reicht die Auswahl hier einmal, die Mieter sind Singles, Rentner, Familien. „Das hatte ich mir immer so vorgestellt. Dass es jetzt tatsächlich so funktioniert, freut mich natürlich riesig“, sagt Thomas Schippmann.

Die Interessenten kommen fast ausnahmslos aus Großenhain. Sie wollen sich wohnlich verbessern und das ausgerechnet bei einer Genossenschaft, der man das vielleicht gar nicht zutraut. Doch die Wohnungen werden individuell auf die Wünsche der künftigen Mieter zugeschnitten. Im Grundriss, bei Farben, Ausstattung und Qualität können die künftigen Bewohner mitreden. Es gibt Fußbodenheizung und Fernwärme zu super Konditionen. Balkone, einen eigenen Spielplatz, Sitzecken und Parkflächen. Aus dem ehemaligen IfL-Gebäude selbst wird ein Penthouse. Oben wird der alte Dachstuhl abgenommen und eine weitere Etage im amerikanischen Stil aufgesetzt. Die Fenster bleiben in der jetzigen Größe erhalten, in der obersten Etage werden sie sogar bodentief eingesetzt. Der ganze Bau ist taglichthell, funktional und lässt das übliche Blockgefühl wohl nicht aufkommen, denn drei versetzte Hauseingänge durchbrechen dieses Gefühl von Uniformität. Schon bei drei Etagen gibt es einen Aufzug. Jeder bekommt seinen eigenen Keller, es gibt einen Trockenraum und sogar einen Gemeinschaftsraum, ganz dem Genossenschaftsgedanken folgend, dass nicht nur jeder für sich wohnt, sondern auch Gemeinsamkeit möglich sein soll.

Und noch etwas tun alle Mieter: Sie zahlen Anteile ein. Stunden leisten wie in den Anfängen der Genossenschaftszeit – das gibt es dagegen heute nicht mehr. Etwa drei Millionen lässt sich die Großenhainer Wohnungsgenossenschaft das Vorzeigeprojekt kosten. Rund 1400 Wohnungen hat die Genossenschaft in Großenhain, und sie feiert ihr 60. Jahr durchaus mit einem frischen und vor allem soliden Image. Der Genossenschaftsverband Sachsen bescheinigt den Großenhainern darüber hinaus ein gutes Benchmarking. Aus Tradition bringen die Genossenschaften gleichzeitig ihren Ruf mit, nicht zu spekulieren und die geringsten Mietsteigerungen aufzuweisen. Das alles zusammen macht den alten Genossenschaftsgedanken interessant.