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Generationswechsel in der Beerwalder Wehr

Werner Oeser hört nach 28 Jahren als Feuerwehrchef auf. Als er begann, war sein Nachfolger noch gar nicht geboren.

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© Rico Krätzschmar

Von Stephan Klingbeil

Klingenberg. An der Spitze der Feuerwehr von Beerwalde ist der Generationswechsel vollzogen worden. Mit Werner Oeser hat sich nun einer der derzeit dienstältesten Wehrleiter im hiesigen Landkreis verabschiedet. Der 56-jährige Selbstständige aus Beerwalde hat den Staffelstab an Tobias Krell übergeben. Bei der Jahreshauptversammlung der Ortswehr vor wenigen Tagen wurde der 27-jährige Gruppenführer gewählt.

Die Jugend übernimmt nun die Leitung der Wehr in dem Klingenberger Ortsteil, in dem fast jeder Sechste der 266 Einwohner bei der Feuerwehr ist. Denn neben Oeser hat sich auch sein Stellvertreter, Matthias Bellmann, verabschiedet, der in ein paar Wochen 57 Jahre wird. Dessen Nachfolger ist Mario Ullmann. Der Pretzschendorfer entschied jetzt die Abstimmung für sich.

Das bisherige Führungsduo will der Wehr aber treu bleiben. Den Abschied begründen beide mit Zeitmangel. Beruf und Wehrleitung seien nicht ohne Weiteres unter einen Hut zu bringen, erklärt Oeser, der zudem als Gemeinderat (CDU) tätig ist. Seine etwas mehr als 28 Dienstjahre sind in der Gemeinde Klingenberg unerreicht. Auch keiner seiner vier Vorgänger in der Ortswehr, die seit fast 77 Jahren besteht, hatte den Chefposten länger inne als er.

„Werner hat viel organisiert, sich echt ins Zeug gelegt und um die Belange der Wehr gekümmert.“, lobt ihn Feuerwehrchronist Tino Krell, Vater von Oesers Nachfolger. Auch der neue Beerwalder Feuerwehrchef würdigt das Engagement seines Vorgängers. Dieser hinterlasse eine Wehr, bei der die „Chemie zwischen Jung und Alt stimmt“. Der Zusammenhalt sei groß.

Ur-Großvater war Mitbegründer der Wehr

Tobias Krell selbst sei der Feuerwehr sehr verbunden. Wie seine ganze Familie. Der Ur-Großvater hatte die Wehr mitgegründet, der Opa war aktiv – und Vater Tino ist seit über 35 Jahren dabei. Krell junior hatte sich als Kandidat angeboten, nachdem Oeser erklärte, er trete nicht noch einmal zur turnusmäßigen Wahl an. Der neue Feuerwehrchef ist bereits seit zehn Jahren dabei, genauso wie einst sein Vorgänger, ehe der im Januar 1989 Wehrleiter wurde.

Oeser erinnert sich an viele ereignisreiche Jahre. Zu Beginn hatte er das 50-jährige Feuerwehrjubiläum zu organisieren. 2015 liefen bei ihm die Fäden für die 75-Jahr-Feier der Wehr zusammen. „Das waren echte Highlights“, betont Oeser. Zu den größten Einsätzen fällt ihm neben den Hochwassern 2002 und 2013 sowie dem Sturm Kyrill 2007 der Scheunenbrand am Abend des 27. September 1991 ein. „Die Scheune neben der Turnhalle brannte nieder, bis heute ist die Ursache ungeklärt“, sagt Oeser. Die Halle wurde beschädigt, aber nicht zerstört. – das war den Einsatzkräften zu verdanken.

Nun ist es an Tobias Kroll, er will die „Leute bei Laune“ halten, dafür sorgen, dass die sehr gute bisherige Nachwuchsarbeit weiterhin Früchte trägt. Als erster Höhepunkt steht im Sommer die 650-Jahr-Feier von Beerwalde an. Dort veranstaltet die Feuerwehr einen Aktionstag. „Als Wehrleiter werde ich außerdem auch Ansprechpartner für die Kameraden und für die Gemeindeverwaltung sein“, so der 27-jährige Zusteller, der für das Logistikunternehmen DPD vor allem in Glashütte unterwegs ist. Seine Arbeit lasse sich mit dem neuen Amt vereinbaren. Bei seinem anderen Hobby, dem Fußball, müsse er aber wohl kürzertreten. Er kickt für den LSV Reichstädt.