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Gemeinsam statt einsam im Bürgerhaus

Ein Verein aus Meißen will sich im Bürgerhaus in Zehren einmieten. Im Gemeinderat gibt es aber auch Bedenken.

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© Jürgen Müller

Von Jürgen Müller

Zehren. Ins gerade erst nach dem letzten Hochwasser sanierte Bürgerhaus zieht neues Leben ein. Die ehemalige Schule, in der sich unter anderem eine Zahnarztpraxis und eine Außenstelle der Gemeindeverwaltung, ein Büro der Bürgerpolizisten und ein Schulmuseum befinden, wird künftig auch wieder einen Verein beherbergen.

In dem Haus hatte einst der Verein „Dorfgemeinschaft Zehren“ seinen Sitz. Seitdem sich der Verein aufgelöst hat, stehen die Räume leer. Aber nicht mehr lange. Ab Januar, vielleicht auch schon ab Dezember dieses Jahres wird der Verein „Hilfe für Dich – Meißen und Umgebung“ einziehen. Der Verein hat seit 2010 in der Ossietzkystraße seinen Sitz. „Seit eineinhalb Jahren tragen wir uns mit dem Gedanken, uns zu erweitern. Zehren ist als keine spontane Idee“, sagt Andreas Schelenz, der Vorsitzende des Vereines, der 37 Mitglieder hat.

In Meißen bietet er unter anderem Gedächtnistraining und Hilfe für Senioren, beispielsweise im Haushalt, an. Auch Handarbeits- und Malkurse, ebenso einen Computer-Einsteigerkurs und ein Essenangebot von Montag bis Freitag für Frühstück, Mittag und Abendbrot. Eine solche Sozialküche soll es auch in Zehren geben. „Die ist zwar vor allem für sozial Schwache gedacht, aber alle sind willkommen. Niemand muss etwa seinen Hartz-IV- oder seinen Rentenbescheid vorlegen“, sagt Andreas Schelenz. Ein Mittagsessen wird dort für 3,40 Euro pro Portion angeboten.

Auch in Zehren soll von Montag bis Freitag geöffnet sein. Welche konkreten Angebote es geben wird, ist noch nicht endgültig entschieden. „Wir müssen erst mal sehen, was die Leute wünschen, und wie wir angenommen werden“, sagt der Vereinschef. Man wolle Hilfe für bedürftige Menschen anbieten, ihnen die Gelegenheit geben, soziale Kontakte zu knüpfen, beim Ausfüllen von Formularen helfen, die Nachmittage gestalten. Die Angebote sind grundsätzlich kostenlos, nur für das Essen muss bezahlt werden. „Wir sind aber nicht nur für alte Menschen da, unsere Angebote gelten für Jung und Alt“, sagt Schelenz. Eventuell sollen auch Migranten betreut werden.

Die Gemeinde hatte die Räume, eine Küche und zwei Zimmer, öffentlich zur Vermietung ausgeschrieben. Der Meißner Verein war der einzige Interessent. Dennoch gab es Bedenken im Gemeinderat, vor allem wegen des geringen Mietzinses von 50 Cent pro Quadratmeter. Darin nicht enthalten sind die Betriebskosten, die extra bezahlt werden müssen. „So edel das Anliegen auch ist, diese Miete ist zu gering. Wir kämpfen als Gemeinde um jeden Cent, mussten die Gebühren für die Kinderbetreuung erhöhen, die Wagenfähre schließen“, gab Andreas Wundratsch (Bürger von Diera-Zehren) zu bedenken. Frank Spitzhüttl forderte, in den Vertrag aufzunehmen, dass der Verein bauliche Veränderungen anzeigen und bei Beendigung des Mietverhältnisses wieder auf eigene Kosten entfernen muss. „Es müssen klare Regelungen her, sonst kann der Verein bei einer Satzungsänderung machen, was er will“, sagte Spitzhüttl.

Die Zusätze will die Gemeinde in den Mietvertrag aufnehmen. Nicht ändern will sie aber die Miethöhe. „Der Verein, der sich aus Spenden finanziert, hat deutlich gemacht, dass er eine höhere Miete nicht zahlen kann. Ehe die Räume leer stehen, vermieten wir lieber zu einem geringen Betrag“, sagte Bürgermeisterin Carola Balk (parteilos). Man habe lange nach einem Mieter gesucht, es habe sich aber keiner weiter gemeldet. Der Verein „Dorfgemeinschaft Zehren“ habe gar keine Miete bezahlt. Der Mietvertrag solle erst einmal auf ein Jahr begrenzt werden. „Wir wollen ein Zeichen an die Bevölkerung setzen. Wenn die Angebote nicht angenommen werden, hat sich die Sache sowieso von selbst erledigt“, so die Bürgermeisterin.

Andreas Schelenz hofft natürlich darauf, dass die Zehrener den Verein annehmen. Eine Ausdehnung auf weitere Standorte als Meißen und Zehren sei allerdings in absehbarer Zeit nicht geplant.