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Gemeinsam gegen Regenfluten

In Röhrsdorf wollen Landbesitzer etwas gegen die Bodenerosion tun – es ist der zweite Anlauf.

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© Landkreis

Von Udo Lemke

Röhrsdorf. Das Vereinszimmer im „Deutschen Haus“ ist an diesem Freitagabend, dem 31. März, bis auf den letzten Platz belegt. Die Jagdgenossenschaft Röhrsdorf hat zur Versammlung geladen. Doch das große Interesse ist wohl weniger dem Weidmännischen geschuldet als einem Vortrag. Den hält Ingeborg Pohler, die Leiterin der Oberen Flurbereinigungsbehörde. Sie stellt den Jagdpächtern, die meisten sind auch Landbesitzer, vor, was sie mit ihrer Behörde in Pröda, einem Flecken, der zu Nossen gehört, gegen den Starkregen unternommen hat. Ein Thema, dass auch in Röhrsdorf und den umliegenden Dörfern brennend von Interesse ist, werden doch durch Starkregen immer wieder Höfe, Straßen und Gärten überschwemmt.

Schutz ohne Flächenverlust

In Pröda sind oberhalb eines großen Gutes zwei Mulden im Feld angelegt worden (siehe Foto). Bei Starkregen kann die oberere, größere 500 Kubikmeter Wasser, das sind 500 000 Liter, aufnehmen; die untere 200 Kubikmeter, erklärt Ingeborg Pohler. Von dort aus kann das Wasser kontrolliert in den Stahnaer Bach abgegeben werden, anstatt ungebremst zu Tale zu rasen und kostbaren Mutterboden abzuschwemmen. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion – die beiden Mulden sind so angelegt, dass sie mit Landwirtschaftsmaschinen komplett bestellt und abgeerntet werden können, sodass kein Flächenverlust auftritt.

Ingeborg Pohler erklärt, dass Schutzmaßnahmen wie die in Pröda im Zuge eines sogenannten Flurbereinigungsverfahrens durchgeführt werden. Dessen Ziel ist es, zersplitterte Flächen zu beseitigen, indem Flurstück zusammengelegt und getauscht werden, oder überhaupt erst erschlossen werden.

Streit ums Prozedere

Der Vorteil für diejenigen Landbesitzer, die sich entschließen, an einem Flurneuordnungsverfahren teilzunehmen – sie bekommen ihre Flächen kostenlos vermessen, das bezahlt der Landkreis. Und sie bekommen alle Maßnahmen in dem Verfahren, wie etwa die Anlage von Mulden, Dämmen und Rückhaltebecken gegen Starkregen, zu 78 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt. Die restlichen 22 Prozent tragen die Gemeinde und die Teilnehmer. Die müssen sich in einer Teilnehmergemeinschaft zusammenfinden, einen Vorstand wählen und die Fördermittel beantragen. Ingeborg Pohler rechnet vor: In Röhrsdorf geht es um 715 Hektar Land und 334 Beteiligte.

An die Anwesenden gewandt, erklärt Bürgermeister Gerold Mann im Deutschen haus: „Wir haben hier vor 20 Jahren schon einmal einen Anlauf gemacht, aber ihr habt nicht mitgemacht. Jetzt habt ihr eine neue Chance, ich rate euch – nutzt sie.“ Dieser Meinung ist auch Landwirt Andreas Bartsch, er war damals, Mitte der 1990er Jahre, Bürgermeister in Röhrsdorf. Er erklärt, dass die Flurbereinigung damals vor allem deshalb auf Ablehnung stieß, weil diejenigen, die ihr Land eben erst wiederbekommen hatten nach der DDR-Zeit, das Gefühl hatten es nun schon wieder abgeben zu müssen. Und auch Andreas Bartsch appelliert an die Anwesenden: „Der Boden ist unser höchstes Gut, wir müssen etwas dagegen tun, dass er weggeschwemmt wird.“

Nun, einen Monat später, erklärt Ingeborg Pohler, dass sie in Röhrsdorf das Gefühl hatte, dass die Anwesenden nicht nur interessiert gewesen seien, sondern dem Vorhaben auch positiv gegenüber gestanden hätten. „Wir warten jetzt auf den Antrag der Röhrsdorfer zur Bildung einer Teilnehmergemeinschaft.“ Doch da scheint es zu klemmen. „Wir haben im Deutschen Haus einstimmig beschlossen, dass wir das Verfahren wollen“, erklärt Jagdvorstand Detlef Klatt. In der Klipphausener Gemeinderatssitzung im April habe er den Antrag gestellt, dass das die Gemeinde in die Wege leitet, was von Bürgermeister Mann jedoch zunächst zurückgewiesen worden sei. Nun soll in der Gemeinderatssitzung am 2. Mai erneut über das Prozedere gesprochen werden.