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Gemeinsam gegen die Vollsperrung

In der Diskussion um den Bau der Staatsstraße 83 gibt es starken Protest gegen die bisherigen Pläne des Landes.

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© Claudia Hübschmann

Von Tim Blumenstein

Klipphausen. Der Brandbrief enthält starke Worte. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben, sollte die S 83 tatsächlich so gebaut werden, wie derzeit geplant. Das Schreiben gehört zu einer ganzen Reihe von Wortmeldungen, die derzeit im Raum Garsebach veröffentlicht werden. Aktuell haben Klipphausener Bürger und Gewerbetreibenden dazu aufgerufen, am Donnerstag, dem 22. Juni, 18 Uhr gemeinsam auf die Straße zu gehen. Grund dafür ist eine geplante Vollsperrung der Staatsstraße durch das Triebischtal zwischen Meißen und der Ortsschaft Garsebach. Seit dem Startschuss der längst überfälligen Baumaßnahmen im Januar 2017 kam es vermehrt zu kurzen Teilsperrungen und Verkehrsbehinderungen. Jedoch plant nun das Sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), die einzige direkte Verbindung zwischen Meißen und Garsebach für eineinhalb Jahre komplett dicht zu machen.

Anwohner und vor allem Gewerbetreibende der Ortschaften Garsebach, Semmelsberg und Robschütz fürchten nun um ihre Existenzgrundlage und fühlen sich durch die vom Lasuv vorgeschlagene etwa zwölf Kilometer lange Alternativroute in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Ihnen zufolge könne der ansässige Pflegedienst seine Patienten nicht mehr schnell genug versorgen. Auch würde die Arbeit von Postzustellern, Müllabfuhr, Lieferdiensten und vor allem von Rettungsdiensten und Notärzten stark erschwert. Ebenso müssten sich Eltern, Kinder und Berufspendler auf unzumutbar lange Anfahrtswege zu Schulen, Kitas und ihren Jobs einstellen.

Stellvertretend für die gesamte Bürgerschaft wandte sich daher Gemeinderat Markus Flade, der mit seinem Unternehmen selbst von den Baumaßnahmen betroffen ist, in einer Mitteilung an Medienvertreter, um das Problem in die Öffentlichkeit zu tragen. So sammelten 30 ortsansässige Gewerbetreibende und Bürger in den vergangenen Wochen gemeinsam über 350 Unterschriften gegen die geplante Vollsperrung und appellierten in mehreren offenen Briefen an das Lasuv, von einer Vollsperrung abzusehen und die Sorgen der Betroffenen zu berücksichtigen. Besonders ärgerlich für die Klipphausener ist nach ihrer eigenen Darstellung: Einzig die angrenzenden Schrebergärtner aus Meißen wurden vom Lasuv in den Plänen bedacht, die Bürger aus den umliegenden Gemeinden jedoch vergessen.

Mittlerweile hat sich die Gemeindeverwaltung in die Sache eingeschaltet und ihren Bürgern Unterstützung zugesichert. In einem von Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) unterzeichneten Schreiben an das Lasuv fordert die Behörde das Landesamt dazu auf, am Planfeststellungsbeschluss vom Februar 2015 festzuhalten. Demnach sollten die Baumaßnahmen in Teilabschnitten realisiert werden. Um den Autoverkehr zu regeln, wäre hierbei lediglich die Sperrung einer Fahrspur mit zusätzlicher Ampelschaltung nötig geworden. Eine Vollsperrung war nicht Inhalt der ursprünglichen Beschlüsse.

Trotz aller bisherigen Bemühungen der Bürgerinitiative und der Unterstützung der Gemeindevertretung gab es bisher noch keine Signale des Landesamtes, auf die Befürchtungen und Vorschläge der Bevölkerung einzugehen. Um genau dies endlich zu ändern, werden die Garsebacher nun selbst aktiv und wollen gemeinsam mit ihren Nachbarn aus Semmelsberg und Robschütz durch ein Bürgerbegehren auf ihre missliche Lage aufmerksam machen.

Bereits Mitte Februar berichtete die SZ über die Garsebacher S 83-Baustelle. Der Grund damals waren Befestigungsarbeiten. Um das Wegrutschen der Pflastersteinstraße zu verhindern und die Straße befahrbar zu halten, wurde ein Mineralgemisch auf die Fahrbahn aufgetragen. Bürger und Verantwortliche äußerten hierbei jedoch ihre Bedenken über die sichere Befahrbarkeit der Staatsstraße. Auch im März und April gab es Berichte über eine Vollsperrung der S 83. Im Zuge der Baumaßnahmen musste aufgrund von Felssicherungsarbeiten die Straße kurzzeitig voll gesperrt werden. Jedoch war der Weg nach wenigen Tagen wieder freigegeben.

Wie das Lasuv am Mittwochnachmittag auf Nachfrage mitteilte, sei aufgrund der geringen Arbeitsbreite eine Vollsperrung der Straße für die weiteren Bauarbeiten unumgänglich.