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Gemeinsam durch die Lehre

Das Projekt „VerA“ hilft Azubis über Durststrecken. Auf der Messe „Karriere Start“ in Dresden können Besucher es kennenlernen.

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© Berit Hornke

Von Jana Mundus

Aufgeben ist nicht sein Ding. René Ast wollte es schaffen. Seine Lese- und Rechtschreibschwäche machte es dem heute 33-jährigen Familienvater aus Löbau allerdings nicht leicht. Eine Ausbildung zum Ausbaufacharbeiter hatte er schon in der Tasche. Einen Job fand er damit jedoch nicht. Deshalb entschied er sich 2014 für eine Umschulung zum Tischler. „Ich hatte allerdings große Sorgen, ob ich mit meinem Handicap die Ausbildung überhaupt schaffe“, erzählt er. Doch er ist jemand, der kein Problem damit hat, um Hilfe zu bitten. Über die Handwerkskammer erfuhr er vom Projekt „VerA“, der Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, und meldete sich. Die Dresdner VerA-Regionalkoordinatorin Eva Möller fand Hilfe für René Ast. Einen Partner, der ihm während der Ausbildung zur Seite steht.

Peter Schimmang kümmert sich schon seit einer ganzen Weile um den angehenden Tischler. Als Schimmang zu VerA kam, war er gerade in den Ruhestand gewechselt. „Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich für andere einzusetzen“, sagt er. Koordiniert wird das Projekt vom Senior Experten Service, eine der größten Ehrenamtsorganisationen in Deutschland. Ehemalige Fach- und Führungskräfte engagieren sich dort. „Ich bin kein Lehrer“, sagt Schimmang. „Aber ich unterstütze, wo ich kann.“ Bei René Ast hat er zum Beispiel dafür gesorgt, dass er einmal wöchentlich zusätzlichen Matheunterricht erhält. So ging Ast gut vorbereitet in die schriftlichen Prüfungen, die nur wenige Wochen zurückliegen. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt der Löbauer. Ende April gibt es die Ergebnisse. Bis dahin muss er auch bei den praktischen Tests überzeugen. „Da mache ich mir allerdings keine Gedanken. Der Junge kann Dinge mit Holz, davon träumt man“, lobt sein Mentor.

Über 400 solcher Tandems hat die Dresdnerin Eva Möller schon vermittelt. Nicht jeder Auszubildende findet selbst zu VerA. Immer wieder sind es auch die Ausbilder, die ihnen diesen Tipp geben. „Oft sind das Fälle, die Probleme in der Lehre haben“, sagt die Regionalkoordinatorin. In Deutschland brechen rund 25 Prozent der Lehrlinge ihre Ausbildung ab. Dagegen will die Initiative etwas tun.

Auch Hans-Dieter Thom. Jahrzehntelang hat der als Personalchef gearbeitet. Der 76-Jährige hat in den vergangenen fünf Jahren sieben Auszubildende im Rahmen des VerA-Projekts begleitet. „Viele hatten einfach Motivationsprobleme“, sagt er. Die ließen sich relativ einfach beheben. Schwieriger wird es, wenn es in manchen Fächern an der Berufsschule klemmt. „Da habe auch ich mich wieder hingesetzt und zum Beispiel mein Schulwissen in Physik aufgefrischt, damit ich helfen kann.“ Einer seiner ehemaligen Tandempartner ist heute Laborleiter in Halle. Der meldete sich kürzlich bei ihm und sagte noch einmal danke. „Das ist doch toll, dass man so etwas für sein ehrenamtliches Engagement zurückbekommt.“

Eva Möller hat vor allem ein Ziel: Dass noch mehr Menschen von dem Angebot erfahren. Das ist für Lehrlinge und ihre Ausbildungsbetriebe vollkommen kostenlos. Auf der Messe „Karriere Start“, die morgen in Dresden beginnt, ist sie deshalb mit einem Informationsstand vor Ort. „Wer Interesse an unserem Angebot hat, kann sich direkt auf der Messe von uns alles erklären lassen“, so die Dresdnerin. Möglich ist das für alle Berufe und Ausbildungswege. Ob Berufsvorbereitung, duale oder schulische Ausbildung oder Umschulungen. René Ast würde die Hilfe jedem empfehlen. „Wenn man sich anfangs die eigene Schwäche eingesteht, ist das doch eine Stärke.“

Messe „Karriere Start“: 20. bis 22. Januar in der Messe Dresden; Freitag 9 bis 17 Uhr, am Wochenende 10 bis 17 Uhr geöffnet; Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro