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Schletta ist gegen neuen Tagebau

Durch den Abbau von Kaolin werde nicht nur die Landschaft unwiederbringlich zerstört. Es drohten auch Lärm und Staub, wird in Schletta bei Meißen argumentiert. Entscheiden kann die Gemeinde aber nichts.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Der neue Gemeinderat von Käbschütztal hat dem Vorhaben, in Schletta einen neuen Kaolintagebau aufzuschließen, eine Absage erteilt. Dies geht aus einer entsprechenden Stellungnahme hervor, die in der Gemeinderatssitzung im August verabschiedet wurde. Die zur Sibelco-Gruppe Ransbach-Baumbach gehörenden Kaolin- und Tonwerke Seilitz-Löthain wollen in einigen Jahren nahe Schletta Ton und Kaolin abbauen. 100 bis 150 Tonnen des rund 20 bis 30 Millionen Jahre alten Materials sollen dort pro Jahr gefördert werden. Ihre Ablehnung begründen die Gemeinderäte unter anderem damit, dass mit dem Aufschluss des Tagesbaus tiefgreifende Maßnahmen verbunden sind, die sowohl dem Ort Schletta als auch der Gemeinde schadeten. So werde die Ansicht der Lößhügellandschaft, wie sie für die „Lommatzscher Pflege“ typisch sei, unwiederbringlich zerstört.

Die Immobilien in der näheren Umgebung verlören folglich an Wert, und die Bevölkerungszahl nehme ab. Es bestehe keine Sicherheit für die betroffenen Einwohner, dass die erforderlichen Maßnahmen zur Erhaltung gesunder Lebensverhältnisse durchgesetzt würden. Diese negative Einstellung ist auch den Erfahrungen aus dem Betreiben des Steinbruches Leutewitz geschuldet.

Unklar sei zum Beispiel, wohin das kaolinhaltige Wasser, das beim Abbau entstehe, eingeleitet werden solle. Der Kaolin werde über die öffentlichen Straßen abgefahren.

Die Gemeindeverbindungsstraßen „Alte Döbelner Straße“ und „Querweg“ sowie der „Döbelner Feldweg“ seien durch den zunehmenden Transportverkehr einer höheren Belastung ausgesetzt. Der gegenwärtige Zustand biete dafür weder die Fläche noch die Tragfähigkeit. Die Gemeinde sei finanziell nicht in der Lage, die Straßen entsprechend der Erfordernisse auszubauen. Die angefertigten Geräuschimmissions- und Staubprognosen sind nicht aussagekräftig genug. „Der Gemeinderat steht hinter den Einwendungen und Hinweise der Bürgereingaben“, heißt es abschließend in der Stellungnahme.

Verfahren dauert Jahre

Allerdings wird die Gemeinde nur angehört, hat in dieser Frage keinerlei Entscheidungsbefugnis. Die Bergbaurechte werden durch das Oberbergamt Freiberg vergeben. Für die Genehmigung des Vorhabens ist die Landesdirektion Dresden zuständig. Nach deren Auffassung ist das Vorhaben genehmigungsfähig. Das nun laufende bergrechtliche Planfeststellungsverfahren werde voraussichtlich drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen, sagte Professor Bernhard Cramer, Oberberghauptmann beim Oberbergamt in Freiberg.

Im Jahr 2011 wurden in Sachsen nach Angaben des Oberbergamts in den 13 Tagebauen rund 1,6 Millionen Tonnen Kaolin gewonnen, 2010 waren es 1,2 Millionen. Die Lagerstätte Schletta umfasse rund sechs Millionen Tonnen Kaolin. 40 Jahre lang sollen rund 150.000 Tonnen pro Jahr abgebaut werden. Kaolin wird auch als Porzellanerde bezeichnet. Es wird zur Herstellung von weißem Porzellan und für hellbrennende Tonmassen verwendet sowie als Füllstoff und Aufheller bei der Papierherstellung. Außerdem kommt das Mineral in Farben und Lacken vor sowie als Weichmacher in der Reifenproduktion. Derzeit wird das wichtige Gestein in insgesamt 13 Tagebauen gewonnen, vier weitere Abbaustätten sollen nach Angaben des Sächsischen Oberbergamts dazukommen.

In Sachsen gibt es neben den Kaolinvorkommen bei Meißen auch Abbaustätten bei Kamenz sowie bei Wermsdorf. Nach Bayern ist Sachsen der bundesweit zweitgrößte Kaolinstandort. Die größte Abbaustätte ist im bayerischen Amberg. Deutschland ist nach Angaben des Oberbergamtes der größte Kaolinproduzent in Europa und der drittgrößte weltweit. (mit dpa)