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Gemeinde trennt sich von Gaststätten

Zwei der fünf Lokale sollen bald privat betrieben werden. Die Pläne bergen allerdings ein Risiko.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Eric Weser

Röderaue. Die Rollmopsschänke in Koselitz und der Landgasthof in Raden kommen ab Anfang 2017 in neue Hände: Der Gemeinderat hat zugestimmt, dass für beide Immobilien Pachtverträge mit privaten Betreibern abgeschlossen werden. Bei den künftigen Betreibern handle es sich um Personen, die derzeit noch bei der Visio OMR GmbH arbeiten, so Gemeindechef Lothar Herklotz (CDU). Die meist nur Visio genannte Firma ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Gemeinde Röderaue und betreibt die zwei Lokale bisher. Daneben bewirtschaftet die Firma unter anderem auch das Auencafé und Waldhäusl in Frauenhain sowie die Backscheune in Raden.

Die Trennung von den beiden Gaststätten kommt nicht von ungefähr: Die Rechtsaufsicht beim Landkreis Meißen sehe die Gastro-Betriebe der Gemeinde schon seit Jahren kritisch, sagte Bürgermeister Herklotz. Die Gemeinde habe bisher immer die Auffassung vertreten, dass die Lokale als Bürgerhäuser zu betrachten seien – und damit als Teil der gemeindlichen Daseinsvorsorge und öffentlichen Infrastruktur. Gleichwohl habe es jahrelange Bemühungen gegeben, private Pächter zu finden, so Herklotz. Das sei jetzt gelungen.

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen will die Gemeinde den neuen Gaststätten-Betreibern eine Starthilfe geben: Geplant sei, dass im ersten Jahr eine symbolische Pacht von einem Euro pro Monat erhoben werde. „Dann schauen wir, ob sie auf die Beine kommen“, so Lothar Herklotz. Sollte das klappen, werde künftig ein Pachtzins von 3,50 Euro pro Quadratmeter erhoben. Da die Gemeinde die Räume häufig nutze, solle es eine Minderung um 50 Cent geben.

Entschluss nicht mehr umkehrbar

Auch bei der Vermarktung werde die Gemeinde helfen. Es werde eine „Kooperationsvereinbarung geben, was die Werbung angeht.“ Einzelheiten müssten noch geklärt werden. Um bestehen zu können, müssten die Gaststätten aber auch neben einheimischem Publikum auch Gäste von auswärts anziehen, so der Bürgermeister.

Aus dem Gemeinderat gab es für die Pläne breite Unterstützung. Peter Tschäpe (Linke) schlug noch vor, in Koselitz die ungenutzten gemeindlichen Mietwohnungen mit an die Gaststätte zu verpachten, damit eine Pension entstehen könne. Der Gedanke sei nicht abwegig, so Gemeindechef Herklotz. Bisher würden die Wohnungen aber nicht zum Pachtvertrag gehören.

Christian Böltzig (CDU) begrüßte die Pläne ebenfalls, erkundigte sich aber danach, ob es einen „Plan B“ gebe, falls die neuen Betreiber scheitern sollten. Bürgermeister Herklotz stellte klar, einen Schritt zurück zur Gemeinde „geht nicht mehr“. Sollte die Privatisierung fehlschlagen, „verlieren wir in dem Ort die Daseinsvorsorge“.