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Gellertstad meldet Insolvenz an

Das Unternehmen mit seinen 28 Filialen kämpft ums Überleben. Wie geht es mit dem Standort in Waldheim weiter?

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© Falk Bernhardt

Von Uwe Lemke

Hainichen/Waldheim. Auf der Homepage informiert das Hainichener Unternehmen noch über seine Expansionspläne: „Die Gellertstadt-Bäckerei möchte noch wachsen. Wir suchen ständig im Einzugsgebiet von Hainichen neue Filialstandorte.“ Doch das dürfte in der aktuellen Situation schwierig werden. Denn die Firma, die ihren Standort im Hainichener Industriegebiet Crumbach hat, musste beim Amtsgericht Chemnitz Insolvenz anmelden.

Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Chemnitzer Rechtsanwalt Stefan Kahnt eingesetzt. Er hatte am Mittwoch einen Vor-Ort-Termin mit der Unternehmensleitung in Hainichen. Mit dem Ergebnis: Die Hainichener Gellertstadt-Bäckerei wird ihren Geschäftsbetrieb in vollem Umfang weiterführen. Grund für den Insolvenzantrag sei die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens gewesen, so Kahnt.

Die Großbäckerei beschäftigt zurzeit mehr als 130 Mitarbeiter und betreibt insgesamt 28 Filialen in Sachsen und Thüringen. Gemeinsam mit seinem Team habe sich Kahnt als Sanierungsexperte einen ersten Überblick über die Lage des Unternehmens verschaffen können. „Die Kunden können weiter einkaufen und auf die bewährt hohe Qualität der Backwaren vertrauen“, sagte er am Mittwoch. Ziel der Insolvenzverwaltung sei es, dem Traditionsunternehmen eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.

Finanzielle Schieflage

Der Geschäftsführer der Gellertstadt-Bäckerei, Guido Rill, äußerte sich trotz mehrfacher Anfragen bislang nicht zu den Gründen der finanziellen Schieflage. Dass sich die finanziellen Schwierigkeiten angedeutet haben, macht auch ein Blick in den jüngsten Jahresabschluss deutlich. Daraus geht hervor, dass die Gellertstadt-Bäckerei GmbH bereits 2014 einen Fehlbetrag von knapp 294 000 Euro ausweisen musste. Eine konkrete Analyse der aktuellen Situation ist nun Aufgabe des Insolvenzverwalters.

Laut Kahnt sei bereits eine sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet worden. Das Insolvenzgeld sichere somit die Löhne und Gehälter der Beschäftigten für die Dauer von drei Monaten. Die Bäckerei betreibt insgesamt 28 Filialen in 21 Orten – eine davon in Waldheim.

Uwe Paulig, Obermeister der Bäckerinnung Mittweida, bezeichnet die Situation in der Branche generell als schwierig. „Wenn man sich die Statistik anschaut, so macht deutschlandweit jeden Tag ein Bäcker zu“, sagt er. Und er geht davon aus, dass es künftig noch weniger Bäcker werden, jedoch verlangsame sich der Trend. Gründe dafür sieht er darin, dass mittlerweile die großen Handelsketten selbst backen, dass sich vor allem bei kleineren Bäckereien meist kein Nachfolger findet und generell die Suche nach Berufsnachwuchs schwierig sei. Auch das Kaufverhalten der Kunden habe sich geändert. „Man muss aber auch sagen, dass es denjenigen, die jetzt noch da sind, so schlecht nicht geht“, meint Uwe Paulig.

Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger (SPD) bedauert die Insolvenz sehr, wenngleich sie für ihn nicht überraschend kommt. „Das hatte sich schon länger angedeutet“, sagte er am Dienstag. Denn es sei bekannt geworden, dass es mitunter Probleme mit den Lohnzahlungen gegeben habe, auch hätten etliche Verkäuferinnen das Unternehmen verlassen. Dennoch bleibt es für ihn ein Drama. Denn die Firma sei ein Aushängeschild für Hainichen. (FP)