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Geld unterm Fußboden

Archäologen waren in der Kirche Sora. Sie fanden nicht nur Münzen und Keramik, sondern auch Brandspuren.

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© LfÄ

Von Udo Lemke

Klipphausen. Die Dorfkirche Sora wird derzeit umgebaut. Ziel ist es, mehr Plätze in dem jahrhundertealten Gotteshaus zu schaffen und gleichzeitig einen Raum, der als Winterkirche genutzt werden kann, so dass nicht das gesamte Gebäude geheizt werden muss. Dazu soll nach den bislang vorliegenden Informationen die Empore um etwa sechs Meter vorgezogen werden, um darunter neue Plätze zu schaffen. Damit würde ein abtrennbarer Raum geschaffen, der durch eine Glaswand gegen das Kirchenschiff abgrenzbar wäre. „Bei Konzerten und anderen kulturellen Treffs kann die Glaswand aufgemacht werden, um bessere akustische Effekte zu erreichen“, hatte die SZ schon 2015 mitgeteilt. Außerdem sollen Putzschäden im Kirchenschiff beseitigt und zwei zugemauerte Fenster hinter dem Altar wieder geöffnet werden. Nun also ist es soweit. Nachdem die Gelder bei der Landeskirche frei gegeben worden sind und auch die Gemeinde selbst ihren Eigenanteil aufgebracht hat, konnte nun gebaut werden.

Gefunden wurden auch Münzen, wie dieser Hohlpfennig, Anhalt, Zerbst und Köthen, um 1480, ein Einseitiger Heller, vermutlich Böhmen Ende 15./Anfang 16. Jahrhunderts und der 1/2, Sachsen 1764.
Gefunden wurden auch Münzen, wie dieser Hohlpfennig, Anhalt, Zerbst und Köthen, um 1480, ein Einseitiger Heller, vermutlich Böhmen Ende 15./Anfang 16. Jahrhunderts und der 1/2, Sachsen 1764. © LfÄ

Allerdings kommen in historischen Gebäuden vor den Bauarbeitern erst einmal die Archäologen, so auch in der Kirche Sora. Diese waren in der Kirche seit Mitte August aktiv. Die Schachtarbeiten und die Demontage der Bänke und deren Transport hatten ehrenamtliche Gemeindemitglieder übernommen. Im ehemaligen Heizungskeller wurden die Vorarbeiten für den Einbau eines WC erledigt und ein Gasanschluss bis in den neuen Medienraum verlegt. Außerdem sind Fundamente für die Emporenstützen ertüchtigt worden. „Gestern ist der Unterbeton für den neuen Fußboden in der Kirche hereingekommen, der muss nun 28 Tage trocknen“, so Pfarrer Christoph Rechenberg. Im neuen Jahr werde es dann mit den Bauarbeiten weiter gehen. Bis zum Ende der Bauarbeiten finden Gottesdienste und andere Veranstaltungen im ehemaligen Pfarrhaus Sora oder in der Kirche Röhrsdorf statt.

Auf Anfrage beim zuständigen Landesamt für Denkmalpflege erklärte Oliver Spitzner, der als Grabungstechniker in Sora vor Ort war, dass die freigelegten Fundamente zur 1769 abgebrochenen, „wohl spätmittelalterlichen Kirche“ gehörten. „Reste davon haben sich als deutlich sichtbarer Sockel im aufgehenden Mauerwerk der Nordseite erhalten.“ Festgestellt wurde, dass das heutige Kirchenschiff in der Breite dem Vorgängerbau entspricht und das heutige Fußbodenniveau mit Bauschutt der Vorgängerkirche aufgehöht wurde. Unmittelbar vor der heutigen Altarraumstufe konnten die Fundamente des Chorbogens und des um eine Mauerbreite einziehenden Chores der Vorgängerkirche freigelegt und dokumentiert werden. Der zugehörige Chorabschluss konnte nicht untersucht werden, da er außerhalb des Baubereiches lag. „Im freigelegten südlichen Chormauerwerk konnten Hinweise auf eine später vermauerte Priesterpforte erfasst werden.“

Die bei den Grabungen freigelegten Mauern konnten archäologisch nicht datiert werden, da nicht tief genug gegraben werden konnte, sondern nur bis zur geplanten Bautiefe für den neuen Unterbeton des Kirchenfußbodens. „Somit verbleiben die älteren Befunde vom neuen Fußboden zwar geschützt im Boden, aber es sind keine genaueren Aussagen möglich.“ Im Chorbereich wurden Hinweise auf mehrere Umbauten der Chorstufen gefunden und aus den Resten der Fußbodenschüttungen vereinzelt blaugraue Keramik des wohl ausgehenden 14. und helltonige Scherben des beginnenden 15. Jahrhunderts. Außerdem wurden am freigelegten Mauerwerk der Vorgängerkirche Brandspuren beobachtet, die daher rühren, dass die Hussiten die Kirche um 1429/30 niederbrannten.