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Geld nur noch am Automaten

Die Sparkasse schafft die Kassenschalter ab – in Sebnitz sowie allen anderen Filialen. Ältere Kunden sind verunsichert.

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© Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Ein Umbau der Sparkassen-Filiale in Sebnitz sorgt derzeit für Beschwerden. Bargeld gibt es jetzt nur noch aus dem Automaten. Eine Kasse, an der Mitarbeiterinnen die abgehobene Summe persönlich vorzählen und rüberschieben, gehört in der bisherigen Form nicht mehr zum Angebot. Das sorgt vor allem bei älteren Kunden, die es gewohnt waren, auf diese Art und Weise ihre Rente abzuholen für Unruhe.

„Erst wurden die Gebühren erhöht, aber nicht die Serviceleistungen erhöhen sich, sondern die Kassenschalter wurden eingespart“, schreibt Siegfried Kunze aus Sebnitz in einem Leserbrief an die SZ. Ein- und Auszahlungen seien nur noch am Automaten möglich, individuelle Stückelungen bedürften der Rücksprache. Die Zeit des Vorzählens der Summe am Schalter sei vorbei. „Hoffen wir nur, dass der Automat sich nicht verzählt“, meint der Sparkassenkunde, der sich angesichts der neuen Umstände auch um die Sicherheit sorgt: „Hoffen wir auch, dass die Zuschauer im Automatenbereich oder durch die Fenster zur Straße sich nicht an der Auszahlsumme bereichern wollen.“ Der Umbau der Sebnitzer Filiale ging bereits am 8. September über die Bühne. Seitdem gibt es einen Geldautomaten und zwei Geräte zum Aus- und Einzahlen, die persönliche Kasse aber nicht mehr.

Die Sebnitzer Sparkasse ist damit allerdings nicht die erste und auch nicht die letzte in der Region. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden stellt derzeit sämtliche Filialen auf ein automatengestütztes Ein- und Auszahlsystem um, erklärt Unternehmenssprecher Andreas Rieger. In Pirna auf der Gartenstraße läuft es bereits seit zwei Jahren so, in Bad Schandau und Dürrröhrsdorf-Dittersbach mittlerweile auch, Stolpen und Neustadt wurden Anfang Oktober umgestellt. Bis Ende des Jahres sollen alle 100 Filialen des Geldinstituts nach dem neuen Prinzip funktionieren. Das habe vor allem Sicherheitsgründe.

Serviceschalter gibt es jedoch weiterhin. Nach wie vor könne sich jeder Kunde mit einem Ein- oder Auszahlwunsch an die Mitarbeiter wenden, auch individuelle Stückelungen sowie das Ein- und Auszahlen von Münzen sind möglich, erklärt Sparkassen-Sprecher Andreas Rieger. Ebenso kommen Kunden, die keine Sparkassenkarte besitzen, weiter an ihr Geld.

Mit der White-Card Bargeldauszahlung

Und das funktioniert so: Die Kunden füllen wie gewohnt einen Auszahlungsbeleg aus und unterschreiben diesen. Nachdem eine Mitarbeiterin dies überprüft hat, erhält der Kunde am Schalter eine sogenannte White-Card, mit der er zum Automaten geht. Auf dieser Karte ist die gewünschte Summe und individuelle Stückelung einprogrammiert. Eine PIN-Nummer muss nicht zusätzlich eingetippt werden. Die White-Card ist nur für diesen einen Vorgang gültig und kommt nicht wieder aus dem Automaten heraus.

Auf die Sicherheitsbedenken mit den großen Fenstern zur Straße angesprochen, erklärt Sparkassensprecher Rieger, dass sich der Selbstbedienungsbereich mit den Geldautomaten in der Sebnitzer Filiale seit vielen Jahren am selben Standort befindet. Bisher habe es keine Probleme mit der Diskretion oder gar Vorfälle gegeben. Zwar könne man von der Straße aus sehen, ob jemand am Automaten steht, das Display und die Geldbeträge seien aber nicht einsehbar. Zudem werden der SB-Bereich, die Kundenhalle und alle Automaten per Video überwacht. Das Thema Diskretion und das Sicherheitsgefühl der Kunden seien der Sparkasse jedoch wichtig. „Deshalb werden sich Spezialisten aus unserem Haus die Gegebenheiten vor Ort noch einmal genau anschauen und gegebenenfalls nachbessern“, sagt Andreas Rieger.

Mit der Umstellung sind nach SZ-Informationen auch Veränderungen beim Personal einhergegangen. Es habe jedoch keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben, erklärt Rieger. Nach wie vor stünden den Kunden in der Sebnitzer Filiale neun Mitarbeiterinnen zur Verfügung.

Zum Aspekt der angehobenen Gebühren verweist die Sparkasse auf gestiegene Kosten für Energie, Mieten und Dienstleitungen. Die letzte Preisänderung liege zwölf Jahre zurück. Zudem gibt es seit 1. Juli neue Kontomodelle.