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Gelassenheit bei Walterscheid

Die Leitung des Sohlander Getriebewerks macht sich nach der Übernahme keine Sorgen. Sie sieht darin sogar eine Chance.

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© Archivfoto: Uwe Soeder

Von Franziska Springer

Sohland. Robert Berge, Leiter des Getriebewerks in Sohland, ist entspannt: „Aus Raiders wird jetzt Twix, sonst ändert sich nix“, reimt er lachend und bezieht sich auf die gegenwärtig stattfindende Übergabe des britischen GKN-Konzerns an den Finanzinvestor Melrose, zu dem auch der Sohlander Walterscheid-Standort ab sofort gehört.

Derzeit gebe es im Konzern zwar Umstrukturierungen, bestätigt er, diese fänden aber vorrangig in anderen Sparten im Unternehmen statt: „Wenn ein Investor Milliarden für einen Konzern wie die GKN ausgibt, wird die Erde eher zur Scheibe, als dass er sich mit einem solch kleinen Standort wie unserem direkt beschäftigt“, ist er sich ziemlich sicher und geht daher davon aus, dass sich im Sohlander Getriebewerk vorerst nichts ändern wird. „Wir sind als Standort verpflichtet, den Betrieb gewissenhaft zu lenken und unserem Besitzer gute Ergebnisse zu präsentieren“, beschreibt er seine Einstellung zum Wechsel in der Unternehmensleitung. „Das war bisher so und wird auch so bleiben.“ Schließlich sei das Land- und Baumaschinensegment, zu dem auch der Sohlander Standort gehört, ohnehin sehr schlank und effizient aufgestellt. Es sei nicht zu erwarten, dass sich künftig daran etwas ändert. Wer den Konzern besitzt, sei vor diesem Hintergrund beinah irrelevant, so Berge weiter.

Seit nunmehr fünf Jahren lenkt der Werksleiter die Geschicke des Getriebewerks, das vor allem Getriebe und Motorabtriebe für Land- und Baumaschinen produziert und kann sich sogar vorstellen, dass aus der Übernahme neue Chancen für das Unternehmen entstehen. Dass Melrose keinen jahrzehntelangen Besitz anstrebt, sei nicht von der Hand zu weisen, aber: „Unser neuer Investor agiert nicht wie die typischen Heuschrecken, die es zweifellos gibt. Melrose möchte das Geld wertsteigernd einsetzen und gewinnbringend verkaufen. Deren Ziel ist eben nicht, das Unternehmen auszusaugen.“ Bislang habe man ihm die neue Unternehmensleitung als „fairen und offenen Partner“ beschrieben. Er stellt klar: „Der Weg, den Melrose einschlägt, wird von uns unterstützt.“

Erst seit Anfang April steht der Sanierer als neuer Besitzer des Industriezulieferers GKN fest. Zustande gekommen war der Verkauf durch eine feindliche Übernahme mit knapper Mehrheitsentscheidung der Aktionäre. Weltweit beschäftigt die GKN derzeit 56 000 Mitarbeiter. 270 davon arbeiten im Sohlander Getriebewerk.