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Geisterstunde mit Nachtwächter

Jochen Kaminsky bietet eine neue Führung durch Zittau an. Zuvor haben andere aufgegeben.

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© rs

Seit gut vier Wochen ruft Jochen Kaminsky jeden Freitag zur „Geisterstunde“. Als Mitternachtsmönch führt er oder ein anderer Zittauer Stadtgeist die Touristen durch das abendliche Zittau. Gut eineinhalb Stunden dauert der Rundgang, der um 21 Uhr am Salzhaus startet. Dem neuen Angebot des vor allem als Zittauer Nachtwächter bekannten Stadtführers geht ein Abschied voraus.

Die unter dem Namen „Sagenhafte Stadtführung“ bekannte Tour durch Zittau lag bisher in anderen Händen. Manfred Piepenburg, Angelika Große und Ines Wittek teilten sich diese Aufgabe. Zwölf Jahre ist Manfred Piepenburg nach eigener Aussage dabei gewesen, seine beiden Kolleginnen sogar noch länger. Doch nun ist damit Schluss. Aus gesundheitlichen Gründen, wie die drei in einer offiziellen Pressemitteilung informieren. Man könne die „Sagenhafte Stadtführung“ deshalb nicht mehr in gewohnter Weise anbieten. Schweren Herzens habe man sich entschieden, den Rundgang aufzugeben, erklären die drei langjährigen Stadtführer.

Lange ist das Team der „Sagenhaften Stadtführung“ beim Verein Sächsisches Institut für Regionalökonomie und Energiewirtschaft (Sire) angesiedelt gewesen. Dieser Verein wurde im Februar 1994 von Mitarbeitern des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz und Mitarbeitern der Projektgruppe „Regionalökonomie“ gegründet.

2001 übernahm der Verein das Konzept der mittelalterlichen Stadtführung vom Euroregionalen Kulturzentrum St. Johannis Zittau. Vier Jahre zuvor war es auf private Initiative hin entstanden. Bis Juni 2015 organisierte Sire diese Stadtführungen, stellte dann jedoch seine Arbeit ein.

Die „Sagenhafte Stadtführung“ samt ihrer drei Akteure wurde daraufhin an die Hillersche Villa übergeben. „Das war auch eine feine Sache“, findet deren Geschäftsführer Jens Hommel. Das Buchungssystem bei der Zittauer Touristinformation verlange von den Akteuren allerdings eine Flexibilität und Kontinuität, die von den Beteiligten nicht mehr zu stemmen war, erklärt Jens Hommel. Andere Gründe als die vom Team selbst dargestellten gebe es nicht, beugt er möglichen Gerüchten vor.

Manfred Piepenburg wird da etwas genauer: Seine beiden Kolleginnen gehen demnach voll arbeiten und er sei inzwischen 73 Jahre alt. Da sei es immer schwerer geworden, die Termine zu koordinieren. Das Team müsse aber aus mehreren Personen bestehen, da einer die Sagen präsentiere und die anderen beiden sie vorspielen. „Wir werden sie vermissen, die staunenden Augen von Groß und Klein, wenn es laut krachte und brannte oder eine wahrlich sagenhafte Gestalt irgendwo plötzlich hervorkam!“, meint Piepenburg. Immerhin gibt es in etwas abgeänderter Form nun die „Geisterstunde“ bei Jochen Kaminsky. (SZ/jl)