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Geisings Pfarrer geht

Markus Großmann spielte den Luther und predigte zu Reformationsfragen. Jetzt wechselt er die Stelle, der Familie wegen.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Altenberg. Noch stehen alle Bücher wohl geordnet im Schrank des Pfarrbüros. Doch nicht mehr lange. In ein paar Tagen wird Markus Großmann mit dem Packen beginnen. Mitte Februar beginnt sein Umzug.

Zusammen mit seiner Familie, zu der vier Kinder im Alter von zwei, fünf, sechs und neun Jahren gehören, wechselt der 33-jährige Pfarrer von Geising nach Burkhardtsdorf bei Annaberg. Dreieinhalb Jahre war er für mehrere evangelisch-lutherische Kirchgemeinden im Osterzgebirge zuständig. „Die Gemeinden sind sehr unterschiedlich geprägt“, erzählt der hoch gewachsene junge Mann. Er kam damit gut zurecht und möchte deshalb keine Gemeinde hervorheben. Auch von den Gotteshäusern gebe es keines, dass er ganz besonders mag. Die Lauensteiner Kirche ist schon die schönste und bedeutsamste. Doch auch die Dorfkirchen von Fürstenwalde, Fürstenau sowie die sanierte von Liebenau seien sehenswert. Eine tiefere Beziehung baute er zu den Menschen auf, die er hier kennenlernte. Die traf er in und nach Gottesdiensten, zu Bibelgesprächen, Gemeindenachmittagen und den Gemeindefesten. Letztere waren immer gut organisiert und Höhepunkte im Jahreslauf.

„Zweimal durfte ich auch das Reformationsfest in Lauenstein mitfeiern“, sagt der Pfarrer. Beide Male schlüpfte er in die Rolle des Reformators. Allein zum letzten Fest kamen rund 4 000 Besucher. Das war ein Erfolg und auch eine Bestätigung, dass es sich lohnt, als Kirche die Öffentlichkeit zu suchen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Bei diesem Fest waren die Vereine, die Feuerwehr, der Ortschaftsrat und das Osterzgebirgsmuseum seine Partner.

Im Jahr des Reformationsjubiläums setzte Großmann, der in Jena, Leipzig und Oslo Theologie studierte und in Geising seine erste Pfarrstelle innehat, auch eigene Akzente. Er organisierte eine Predigtreihe unter dem Titel „Expedition zur Freiheit – in 40 Tagen durch die Reformation“ und lud anschließend zu Treffen ein, um über Themen wie Glaube, Freiheit und Gnade zu diskutieren. Das stieß auf Interesse. Knapp 20 Christen fanden sich zusammen, um sich zunächst wöchentlich zu treffen. Inzwischen kommt die Gruppe monatlich zusammen. „Das war so nicht geplant“, sagt Markus Großmann. Und deshalb freue er sich darüber. Das zeige ihm auch, dass es den Menschen immer noch wichtig ist, über den Glauben, über das Woher und das Wohin zu sprechen. Großmann sieht darin auch ein wachsendes Interesse an theologischen Antworten auf Fragen der Zeit – das sei auch eine Reaktion auf die Einwanderung von Menschen, die einen anderen religiösen Hintergrund haben.

Einiges wird bleiben

Gern denkt Großmann an eine andere Veranstaltungsreihe zurück, die er Junge Gottesdienste nannte. Zusammen mit Laien bereitete er Gottesdienste vor. Mit ihnen besprach er im Vorfeld den jeweiligen Predigttext. Er hörte zu, wie andere die biblischen Texte verstehen, was sie dabei bewegt. „Hier habe ich Anstöße für meine Predigten bekommen“, erzählt er.

Insgesamt blickt er auf eine schöne Dienstzeit im Osterzgebirge zurück. „Wir haben da gewohnt, wo andere Urlaub machen“, sagt er. Zusammen mit der Familie sei er oft wandern gewesen. Im Winter stieg er auf die Skier oder besuchte das Eisstadion. Als Curlingspieler habe er sich aber nicht ausprobiert. „Wir waren nur Zuschauer.“ Trotz der vielen positiven Erfahrungen wird Markus Großmann gehen.

„Es gibt persönliche Gründe“, sagt er. Der wichtigste Grund seien die Kinder. Als Familienvater müsse er langfristig denken. Und da in den nächsten Jahren ein Stellenwechsel angestanden hätte, zieht er es vor, jetzt zu gehen. An der neuen Pfarrstelle reize ihn, dass diese ebenfalls sehr ländlich geprägt, aber nah an Chemnitz sei. Von der Größe her ist sie ähnlich groß. Hier wie da leben rund 1 700 Christen. Im neuen Pfarramt sei er nur für drei Gemeinden und drei Kirchen zuständig. Allerdings gibt es dort keinen zweiten Pfarrer.

Nach dem Umzug will sich Markus Großmann die neue Gemeinde genauer anschauen. Sicher werde er dort ähnliche Veranstaltungen anbieten wie im Osterzgebirge. Das Reformationsfest werde sich dort aber wohl nicht implementieren lassen.