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Gehören weiße Löwen in die Manege?

Der „Circus William“ kommt nach Löbau. Er ist bekannt für seine weißen Raubkatzen. Nicht alle sind davon begeistert.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Constanze Junghanß

Löbau. Manege frei!“, heißt es am Wochenende im Löbauer Messepark. Das bunte Zirkuszelt wird aufgebaut und der bekannte „Circus William“ zeigt seine Show unter dem Motto „Revolution der Manegenkunst“. Mit dabei auch Deniro Wille, der bereits im Fernsehformat „Supertalent“ des Senders RTL dabei gewesen ist.

Zirkus in Löbau gibt es immer wieder mal zu erleben. Nur scheiden sich beim Thema Wildtierdarbietungen und Zirkus in den letzten Jahren deutschlandweit die Geister. Was die einen besonders spannend und familienfreundlich finden, stößt bei anderen auf Kritik, weil Tiere an den Darbietungen teilnehmen. Noch vor genau zwei Jahren war das bereits so, als der gleiche Zirkus in Löbau gastierte. Da regte sich stiller Protest. Eine fünfköpfige Gruppe junger Frauen machte ihrem Unmut auf selbst gemalten Plakaten Luft. Die kleine und zuvor auch angemeldete Demonstration richtete sich nicht gegen die Zirkusmitarbeiter. Vielmehr ging es den Kritikerinnen darum, gegen die Wildtierhaltung zu protestieren. Der Anlass dafür: Zu dem Zeitpunkt hatte der Bundesrat beschlossen, ein Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen in den Bundestag zu bringen. In zwölf europäischen Ländern gibt es bereits ein solches Wildtierverbot in der Manege. In Deutschland erreicht jedoch ein Verbotsansinnen bisher keine Mehrheit im Bundestag. Ob auch an diesem Wochenende für einen Wildtierfreien Zirkus demonstriert wird, ist derzeit noch offen.

Kritik am „Circus William“ im Speziellen regt sich allerdings auch jetzt kurz vor der Aufführung. So schreibt SZ-Leserin Nicole Hainz in einem Leserbrief: „Bei den weißen Tigern und Löwen handelt es sich um Qualzuchten, die zum reinen Zweck der Profitgier gezüchtet und in der Manege vorgeführt werden.“ Die weißen Tiger in Gefangenschaft seien Inzuchten, die von einem einzigen, 1951 in Indien gefangenen, Tier abstammen würden. Diese Tiere würden häufig genetische Defekte wie Gaumenspalten oder neurologische Störungen aufweisen. „Generell haben Großkatzen und andere Wildtiere in der heutigen Zeit schon lange nichts mehr in einem reisenden Zirkusunternehmen zu suchen“, meint Nicole Hainz.

Wie der Zirkusbetrieb mit solcher Kritik umgeht, ist schwer einzuschätzen. Denn trotz mehrfach versuchter Kontaktaufnahme per Telefon ist das Unternehmen am Mittwoch nicht erreichbar gewesen für die SZ.

In der Presseinformation des Zirkus‘ wird ein Mix aus moderner und klassischer Zirkuskunst mit akrobatischen Höhepunkten und verschiedenen Tierdarbietungen angekündigt. Schließlich ist das traditionsreiche Familienunternehmen berühmt für seine weißen Löwen und Tiger.

Dass sich eine ganze Anzahl Löbauer und Gäste auf den Zirkus freuen, wird zum Beispiel auf der Facebookseite vom Messepark, wo der Zirkus aufbaut, deutlich: 50 Interessenten machten allein dort bei der Freikartenverlosung mit. Eine Nutzerin beispielsweise schreibt, dass sie gern die Vorstellung besuchen und sich mit ihrem Mann einen schönen Tag machen möchte. Und auch bei der SZ-Freikartenverlosung für die Vorstellungen gingen die zehn Tickets weg wie warme Semmeln. Dutzende Anrufe landeten in der Redaktion. Zirkusluft schnuppern können Besucher bereits am Freitag. 17 Uhr beginnt die Vorstellung. Sonnabend geht es 15 Uhr los und eine zweite Vorstellung startet 19 Uhr. Sonntag ist die Aufführung um 14 Uhr.