Merken

Geheimnisse von der Massagebank

Körper pflegen, Muskeln kneten und Seele streicheln - wenn jemand sagen kann, wann Justin Eilers und Marvin Stefaniak wieder fit sind, dann Dynamos Physiotherapeuten.

Teilen
Folgen
NEU!
© SG Dynamo Dresden

Von Tino Meyer

Benahavis. Die Achillesferse ist die Achillessehne, und zwar die von Marvin Stefaniak sowie das Innenband von Justin Eilers. Klingt komisch, beschreibt die Lage eine knappe Woche vorm Punktspielstart aber ziemlich genau. Wäre heute Anpfiff, könnte Dynamos kongeniales Duo nur zuschauen. Die Ausfälle des klassenbesten Vorbereiters und des Toptorjägers der 3. Liga würde selbst der Tabellenführer nur schwerlich verkraften.

Tobias Lange (vorne links) zieht bei Regen und unter Beobachtung von Trainern und Fans das Kräftigungs- und Stabi-Programm im Plexiglaskasten durch.
Tobias Lange (vorne links) zieht bei Regen und unter Beobachtung von Trainern und Fans das Kräftigungs- und Stabi-Programm im Plexiglaskasten durch. © Tino Meyer
Arndt Pröhl bei der Behandlung von Aias Aosman, der am Spielfeldrand die medizinische Hilfe  wegen Nasenblutens in Anspruch nimmt.
Arndt Pröhl bei der Behandlung von Aias Aosman, der am Spielfeldrand die medizinische Hilfe wegen Nasenblutens in Anspruch nimmt. © Tino Meyer

Doch soweit wird es wohl nicht kommen. Zwar gibt es keinen genauen Rückkehrtermin des Duos ins Mannschaftstraining, doch dafür sechs heilende Hände, die momentan im Dauereinsatz arbeiten. Tobias Lange, Martin Bär und Arndt Pröhl sind Dynamos Physiotherapeuten, hauptamtlich beim Verein beschäftigt und im Trainingslager noch mehr als sonst gefordert. Unsere anstrengendste Zeit, sagen sie. Behandelt und massiert wird hier in einem umfunktionierten Hotelzimmer nämlich meist schon vorm ersten Training, dann zwischen den Einheiten und natürlich erst recht nach dem zweiten Training. Wenn die Profis ihren Arbeitstag beenden, fangen die Physios noch mal richtig an. Was das bedeutet, rechnet Pascal Testroet vor: „Neulich haben die drei an einem Nachmittag alle Spieler massiert, also neun pro Physio jeweils eine halbe Stunde. Da sind wir bei viereinhalb Stunden durchmassieren. Puh…“

Und es bleibt ja nicht beim Muskeln kneten allein. Einmal auf der Pritsche öffnen die Spieler schon mal ihr Herz, schimpfen auf den Trainer, lästern über Mitspieler, erzählen Privates - und lassen bei der Körperpflege auch gleich noch die Seele streicheln. Der Fußball mag sich verändern, schneller, technischer, moderner werden. Der Physiotherapeut aber bleibt eine Konstante. „Wir sind froh, dass wir sie haben“, meint Pascal Testroet. Was er vergessen hat, sind deren Sonderschichten. Wie eben bei Marvin Stefaniak, der eine geschundene Achillessehne ins Trainingslager mitgebracht hat, in Mitleidenschaft gezogen von den harten, gefrorenen Plätzen in Dresden. Eine besondere Behandlung genießt auch Justin Eilers. Seine Innenbanddehnung hat derzeit allerhöchste Priorität, quasi rund um die Uhr.

Hartnäckig hält sich jedoch das Gerücht, Eilers wolle nur um das Kräftigungs- und Stabi-Training herumkommen. Das sind jene wöchentlich ein- bis zweimal 30 Minuten, in denen der ausgebildete Fitness- und Reha-Trainer Tobias Lange die Spieler mithilfe von Theraband und Blackroll an ihre koordinativen Grenzen bringt. Oder besser: die Grenzen verschiebt. Verletzungsprophylaxe heißt das Stichwort. Damit die Spieler möglichst ohne Blessuren durch die Saison kommen und die Achillessehne irgendwann tatsächlich der einzige verwundbare Punkt ist.

Die gesammelten Tagebuch-Einträge sind unter www.sz-link.de/tagebuch zu finden.