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Geheimnis der Sphingen vom Herzogin Garten gelüftet

Die beiden Sandsteinfiguren wurden 1942 auf Anweisung des Hochbauamts vergraben, wie aus einer Flaschenpost hervorgeht.

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© André Wirsig

Von Bettina Klemm

Nun sind die beiden Sphingen vom Herzogin Garten in der Werkstatt von Steinbildhauer Elmar Vogel in der Berggießhübler Straße. Er hatte gestern die jeweils 1,2 Tonnen schweren Figuren aus dem Landesamt für Archäologie abgeholt. Nun wird er sie sanieren und fehlende Stücke ergänzen. Vier bis fünf Wochen, so rechnet Vogel, benötigt er für eine Figur.

Damit ist auch klar, dass sie zur Eröffnung des neuen Logenhauses in der Tolkewitzer Straße im Oktober noch nicht fertig sind. Die Freimaurer werden sie nun wahrscheinlich erst im Frühjahr vor dem Eingang des neuen Hauses für die Schwestern- und Apfel-Logen aufstellen. Bildhauer Vogel ist Vorstand der Freimaurerstiftung zu Dresden. Beide Logen hatten ab 1838 an der Ostra-Allee ihren Sitz. „Die Sphingen standen ursprünglich vor dem Eingang. Oben im Giebel war das Rätsel der Sphinx in Form von drei Büsten dargestellt“, erzählt Vogel. Doch weil die Stadt die Straße ausbaute und dafür mehr Platz brauchte, musste später der Eingang samt Figuren an die Seite verlegt werden. Alte Postkarten zeigen meist diese Ansicht.

1933 wurden die Freimaurer verboten. Aus dem Logenhaus wurde ein Museum für Tier- und Rassenkunde. Dazu passten die Sphingen nicht, die an die ägyptische Kultur erinnern. Anfangs lagerten sie im Hof, doch auch dort war kein Platz. Nun haben die Bauleute nicht nur die Figuren im Erdreich auf dem Gelände An der Herzogin Garten gefunden, sondern auch das Geheimnis gelüftet. In Abstimmung mit dem Landbauamt ließ der Museumsdirektor die Figuren 1942 vergraben.

Das geht aus einem Schreiben hervor, das wahrscheinlich in einer Flasche unter den Figuren lag. Zumindest haben die Bauarbeiter neben den Papieren Glasscherben gefunden. Die Dokumente werden nun im Landesamt für Archäologie überprüft. Bildhauer Vogel untersucht nun die Figuren genauer. Sie sind mit einer mehrere Millimeter dicken Schicht überzogen. „Früher war es üblich, Sandstein mit Kalkanstrichen, zuweilen auch mit Kalk-Zement zu überziehen“, erklärt er. Die Schicht ist jetzt an vielen Stellen abgeplatzt, am Löwenfuß haben sich zudem Krusten gebildet.

Elmar Vogel kennt sich mit dem Sandstein gut aus. Beim Wiederaufbau der Frauenkirche hat er die Flammenvasen rekonstruiert.