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Gegen den schlechten Ruf

Andreas Lauer saniert zwei Häuser in der unteren Bahnhofstraße in Görlitz. Und er wirbt mit ganz neuen Argumenten um Mieter.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Dass es nicht leicht würde, war Andreas Lauer von Anfang an bewusst. „Es gibt viele Leute, die bei der Wohnungssuche gar nicht erst anrufen, wenn sie die Adresse Bahnhofstraße lesen“, sagt der Chef des Immobilienbüros Lauer, dem die Häuser Bahnhofstraße 17 und 18 gehören. Beide stehen kurz hinter dem Abzweig Krölstraße, also im früheren „Problemviertel“ zwischen Bahnhof-, Kröl-, Löbauer- und Landeskronstraße. Leider, sagt Lauer, haben viele Leute immer noch die alten Bilder im Kopf: „Dabei ist hier in den vergangenen Jahren schon viel passiert.“ Vor allem verweist er auf den Abriss von vielen Hinterhausruinen, den Bau von neuen Wegen durch das Quartier und die Sanierung der denkmalgeschützten Vorderhäuser.

Blick in den Hof: Die zweigeschossigen Garagen (links) sollen abgerissen und durch Carports ersetzt werden.
Blick in den Hof: Die zweigeschossigen Garagen (links) sollen abgerissen und durch Carports ersetzt werden. © nikolaischmidt.de
Durch die großen Fenster und Balkontüren gelangt viel Licht in die Räume der Nummer 18.
Durch die großen Fenster und Balkontüren gelangt viel Licht in die Räume der Nummer 18. © nikolaischmidt.de
Auch von vorn wie Tag und Nacht: Bahnhofstraße 17 (links) und 18. Doch auch die 17 wird nun saniert.
Auch von vorn wie Tag und Nacht: Bahnhofstraße 17 (links) und 18. Doch auch die 17 wird nun saniert. © nikolaischmidt.de

Die Häuser 17 und 18 gehören ihm schon lange. „Aber wir wollten erst die Höfe machen, dann die Häuser“, sagt er. Jetzt ist es ihm gelungen, auch noch Käufer für die angrenzende Nummer 16 zu finden: Es sind Deutsche, die aber in Mexiko leben. Und wenn drei angrenzende Häuser saniert werden, dann gibt das dem Quartier wieder einen positiven Schub, da ist sich Lauer sicher. Doch er hat darüber hinaus noch ein paar weitere neue Vermietungsargumente. Vor allem: „Endlich liegt hier schnelles Internet an.“ Das sei für ihn ein ganz entscheidendes Sanierungsargument: „Ohne Internet hätten wir keine Mieter gefunden.“ Zweitens: Die kaputte Straße vor den Häusern soll in den nächsten Jahren saniert werden. Und drittens: Die Häuser liegen genau am Brautwiesenbogen, jenem Gebiet, das die Stadt in den nächsten Jahren mit 8,1 Millionen Euro Fördermitteln aufwerten will. Das betrifft unter anderem den alten Güterbahnhof, gleich gegenüber der Bahnhofstraße 17 und 18. Wo jetzt noch eine Brache ist, will die Waldorfschule in ein paar Jahren einziehen.

Bei Lauer selbst gibt es inzwischen eine Brache weniger: Die im Mai 2016 begonnene Sanierung der Nummer 18 ist fast abgeschlossen. Zehn Wohnungen unterschiedlicher Größen sind hier entstanden, von der Ein- bis zur Vierraum-Wohnung. Es gibt vorn und hinten dreifach verglaste Fenster, dazu Laminatböden, große Wohnküchen – und die Mieter können mitreden. Das fängt beim Grundriss an, bei der Frage, ob noch eine Mauer rein soll, um aus der Dreiraum- eine Vierraum-Wohnung zu machen. Und es hört bei der Auswahl der Tapeten auf. Hinzu kommen Trockenräume auf dem Boden und im Keller, ein Fahrradkeller, ein Kinderwagenraum im Parterre und ein kleiner Hof mit Wiese, Wäscheplatz – und Zugang zu dem größeren Hofareal dahinter. Auf diesem stehen im Moment noch alte, zweigeschossige Garagen. Lauer hofft auf Fördermittel für den Abriss, will stattdessen überdachte Carports bauen – für die Mieter aus der Nummer 18, aber auch aus der benachbarten 17. „Letztere wird altengerecht, mit Fahrstuhl bis runter zu den Parkplätzen“, sagt der 58-Jährige.

Im September will Lauer mit der Nummer 18 komplett fertig sein – und mit der 17 beginnen. Zwar sei der Kredit noch nicht da, aber Lauer ist optimistisch, dass alles glatt läuft. Die Planung für den Innenausbau läuft derzeit noch. Zwei bis drei Wohnungen pro Etage soll es geben, vor allem Zwei- und Dreiraum-Wohnungen. „Und wenn wir dürfen, würden wir ganz oben gern eine Dachterrasse bauen“, sagt Lauer. Das stehe aber noch nicht fest. Bei der Nummer 18 hat ihm der Denkmalschutz nicht alles erlaubt. An die beiden Dachgeschoss-Wohnungen durfte Lauer zum Beispiel keine Balkone anbauen, weil er die Traufe des Hauses geschnitten hätte. Den Bauherren ärgert das, weil es die Vermietungschancen senkt. Drei der zehn Wohnungen hat er bisher vermietet, für die anderen gibt es zumindest regelmäßig Besichtigungstermine. Ein älteres Ehepaar aus Kassel ist sogar schon eingezogen. Ein zweiter Mieter kommt ebenfalls aus den alten Bundesländern, der Dritte aus Hagenwerder. Sie zahlen 5,60 bis 5,90 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. „Und recht geringe Nebenkosten, weil wir bei der Sanierung einige Energiesparmaßnahmen umgesetzt haben“, betont der Bauherr.

Insgesamt 800 000 Euro hat die Sanierung gekostet, darunter 105 000 Euro Fördermittel. Und zwar für 722 Quadratmeter Wohnfläche. „Das sind also über 1 000 Euro je Quadratmeter“, so Lauer. Deshalb muss er die obigen Mietpreise nehmen: „Sonst kann ich die Sanierung nicht refinanzieren.“ Die Häuser 16 und 17 sollen möglichst 2018 fertig werden – mit gemeinsam gestaltetem Hof. Inzwischen laufen im Quartier weitere Sanierungen, etwa in der Landeskronstraße 14. Und die Löbauer Straße 13 steht kurz vor dem Verkaufsabschluss, auch sie soll saniert werden. All das gibt Lauer viel Hoffnung für das Quartier.